Abreise ist vor allem Warten
Ein letzter Tag bleibt ein letzter Tag und lässt sich nicht schönreden. Warten in der AIDA Bar, in der Check-In-Schlange und am Gate bestimmen den Tag. Wir kommen aber gut nach Hause und das Fazit ist positiv.
Ein letzter Tag bleibt ein letzter Tag und lässt sich nicht schönreden. Warten in der AIDA Bar, in der Check-In-Schlange und am Gate bestimmen den Tag. Wir kommen aber gut nach Hause und das Fazit ist positiv.
Ob ich die AIDA-Auslaufmelodie hasse oder liebe, liegt wohl an der Tageszeit. Radikale Verbrecher machen uns etwas Sorgen, aber Hamburg ist wieder friedlich. Zum Glück haben wir Mitreisende, die uns kopfschüttelnd unterhalten, allerdings fehlt der Applaus nach der Krebsvorsorge. Und dann sind wir wieder an Bord und es beginnt Urlaub! Und ich lüfte das Geheimnis, wo wir zu finden sind.
Früh geht es los nach Hause mit nur eingeschränktem Frühstück. Dafür umso mehr Warten: Nach viermal Warten kommen wir so spät an, dass es das schwüle mediterrane Wetter vor uns schafft.
Die Anfahrt ist wie immer, aber dann gibt es einen rasanten Start und fremdbestimmte Freiwillige. Fett-Muskeln, die beweisen, dass Masse nicht auszulöschen ist. Und die versehentliche Verwechslung von Traube und Schlange. Eine Gruppe älterer Prolls adoptiert sich selbst in unsere Familie und damit ist mal eben mein Ruf für die ganze Reise zerstört.
Man sagt, der Italiener an sich sähe alles etwas lockerer, was der typische Deutsche als chaotisch empfindet. Da stellt sich die Frage, ob das abfärbt. Ansonsten überstehen wir gleich 2 Flüge und eine Rettungsübung und können uns endlich wieder auf der AIDAbella häuslich einrichten. Und erleben noch eine traumhafte Ausfahrt aus dem nächtlichen Venedig.
Aufgrund komplizierter Zollverfahren dürfen wir nur im Rudel und unter Aufsicht des Zolls das Schiff verlassen. Machen wir alles, aber keine Spur vom Zoll. Statt uns am Schiff anzuketten, ziehen wir ein Fazit, kommen fast problemlos durch die Sicherheitskontrolle und fliegen nicht so „entspannt mit den Deutschen“.
Ohne Schlaf geht es mitten in der Nacht los. Diesen Sommer ist nur ein gesplitteter Urlaub möglich, deshalb kommt nach der AIDAprima nun heute unsere AIDAstella-Premiere. Eine von uns wird zur Herausforderung für das Sicherheitspersonal und hyperaktiv-laute Bespaßung im Bus leitet dann das altbekannte Drama ein: Der Lachs fehlt. Dafür können wir unseren Salzbedarf für Jahrzehnte decken und philosophieren über den Hausmeister der Kathedrale.
Die letzten Stunden an Bord machen wir uns noch einmal so angenehm wie möglich. Dabei fehlen Toiletten, es wird bayerischer und nochmal lecker. Der Regen im Bus ist ein Vorgeschmack auf die Heimat und im Flughafen sind unvorstellbare Schlangen, nur nicht für uns.
Beim Scan falle ich durch und kann gerade so vermeiden, dass ich unter Sicherheitsbeamten begraben werde. Dabei war ich sicher, weder Fußfessel noch Waffe mitgeschleppt zu haben. Der Flug ist fast ereignislos, lautstark und serviceärmer. Dadurch geht es dem Magen umgekehrt proportional. Als der Flieger beim zweiten Landeversuch erneut durchstartet, meldet sich die natürliche Höhenskepsis. Und dann haben auch noch alle Restaurants geschlossen.
Abschied ist das schwerste an der ganzen Reise. Gedanken über Mitreisende, die die besten Plätze haben wollen oder Fenster auflassen, helfen dabei. Zu Hause ist dann plötzlich tiefster Herbst.
Warten auf den Bus, auf das Flugzeug, die Landung, die Koffer. So vergeht der letzte Tag eines herrlichen Urlaubs.
Mitten in der Nacht sind die Autobahnen und der Flughafen vereinsamt. Mitarbeiter trudeln ein, Flugzeuge auch, Flug vergeht und wir sind soooo müde. Wie versprochen unternehme ich den erfolglosen Versuch, ab sofort den Lachs zu verschweigen und erleide angesichts der Fülle eine Art Buffet-Alzheimer. An Tipps zur Rettungsübung erinnere ich mich aber gut.
Granaten-Lachen und Power-Gähnen auf bayerisch unterhalten uns, bis wir zum Flughafen müssen. Dort vertreiben wir uns die Zeit damit, dass uns der Flughafen von einem Gate zum anderen und wieder zurück schickt.
So ein Abreisetag ist der einzige Tag, auf den wir prima verzichten könnten bei unseren Reisen. Aber Abreise, Flug und Rückfahrt klappen einwandfrei, lediglich die Kofferbänder haben keine rechte Lust.
Es schaukelt und schaukelt. Ein kleines Mädchen würgt einsam in eine Papiertüte. Ja, wir machen mal wieder eine Kreuzfahrt. Und nein, wir sind eigentlich noch gar nicht auf dem Schiff...