Adria ab Venedig mit der AIDAbella, Korfu 11.10.16

Trotz gegenteiliger Versprechen verfolgen mich die Serpentinen von den Kanaren bis hierher. Aber der Weg mit unserem Mietwagen lohnt sich: Traumhafte Buchten und Strände, wunderschöne Berge und Olivenhaine sind eine Freude für Augen und Nase!

Korfu 16.10.11 - Von Venedig durch die Adria AIDAbella

Heute Nacht werden die Borduhren eine Stunde vorgestellt, so dass wir das berechtigte Gefühl haben, dass der Wecker eine Stunde zu früh klingelt. Nachdem wir uns aber zum Frühstück geschleppt haben, ist noch etwas Zeit zum Ausruhen, bevor wir pünktlich um 11:30 Uhr in Korfu-Stadt anlegen.

Vorher fahren wir lange zwischen der albanischen Küste und der griechischen Insel Korfu hindurch. Dabei haben wir von unserer Kabine zunächst einen schönen Blick auf Albanien, das zeitweise zum Greifen nahe wirkt und später, als wir in den Hafen drehen, über Festung und Altstadt von Korfu-Stadt.

Haben wir uns letzte Woche die Altstadt angeschaut, interessiert uns heute eher die Insel. Dazu haben wir vorher online einen Mietwagen geordert. In verschiedenen Foren wurde berichtet, dass Sunrise ein Anbieter sei, der günstig ist und bei dem alles problemlos funktioniert. Das probieren wir heute aus.

Wir machen uns kurz nach 12 Uhr auf den Weg zum Terminal. In 10 Minuten sind wir da. „Sunrise Rent a Car“ hat sein Büro aber nicht im Terminal, sondern in der Häuserzeile dahinter, außerhalb des Hafenbereichs. Direkt dorthin wäre es ein Weg von 2 Minuten. Nur versperrt der Hafenzaun den Weg, wie wir letzte Woche schon einmal erkundet haben, gibt es keinen direkten Weg. So müssen wir erst einmal Richtung Altstadt gehen, aus dem Hafen heraus und dann immer am Zaun entlang wieder zurück. Das sind insgesamt aber auch nur noch einmal 15 Minuten. Das Büro ist besetzt und wir werden schon erwartet. Wie bestellt steht ein Kleinwagen für uns bereit, ursprünglich hatten wir einen Automatik reserviert, aber wir sind zu Hause schon per E-Mail kontaktiert worden, dass es im Moment keinen Automatik gibt. So steht ein Hunday i30 hier, knallrot und noch recht neu. Der Preis für einen Tag liegt bei (Achtung, festhalten!) 23,- Eur – ein Spottpreis im Vergleich zu deutschen Anbietern und auch noch einmal günstiger als auf den Kanaren, wo es auch schon unschlagbar günstig war.
Dazu gehört sogar noch, dass uns der Angestellte die beste Route auf der Karte zeigt, die er für die uns zur Verfügung stehenden 5 Stunden vorschlägt.

Korfu 16.10.11 - Von Venedig durch die Adria AIDAbella

Mehr Zeit ist leider nicht, denn wir legen schon um 20 Uhr wieder ab und ich habe gerne nach hinten hin Reserve, falls mal was schiefgeht. Deshalb kündigen wir unsere Rückkehr für 18 Uhr an.
Nach Unterschrift und Kontrolle meines Führerscheins (ist bald schon ein Sammlerstück), geht es dann los. Korfu Stadt liegt an der Ostküste, wir fahren am Hafen vorbei zunächst die Küste entlang Richtung Norden.

Der geneigte Leser, der sich bis hierhin durch meine Reiseberichte gekämpft hat, erinnert sich vielleicht an so manches Abenteuer, das wir auf den Kanaren auf steilen Serpentinen erlebt haben. Eingefleischte Alpenkletterer mögen das vielleicht nicht als Abenteuer empfinden, aber für uns aus der norddeutschen Tiefebene ist es schon suspekt, wenn beim Blick aus dem Seitenfenster nur Abgrund zu sehen ist. Zum Glück sind wir ja nicht auf den Kanaren und die beste Ehefrau von allen hat eine Route vorbereitet, die frei von solch zweifelhaften Abenteuern ist.

Hat sie zumindest behauptet.

Merkwürdig kommt mir zumindest ziemlich gleich vor, dass die Landschaft recht bergig ist. Je weiter wir nach Norden und dann Richtung Westen vordringen, desto höher wird das Land. Dabei ist alles unglaublich grün, zeitweise fühlen wir uns an den Urwald in Grenada erinnert. Nur gelegentlich wird das Grün unterbrochen von steilem, nackten Felsen. In vielen Bergen hängt Nebel.

Korfu 16.10.11 - Von Venedig durch die Adria AIDAbella

Überhaupt ist es feucht: Es muss in den letzten Tagen regelrecht geschüttet haben, überall sind Pfützen und an vielen Stellen ist Schotter von Seitenwegen auf die Straße geschwemmt worden, an manch steilerem Felsen sogar ganze Felsbrocken herabgeschwemmt.

Apropos Straßen, wir lernen hier alle Arten von Straßen kennen. Direkt die Ausfallstraße von Korfu-Stadt (oder wie es auf griechisch heißt Kerkyra) ist zweispurig und klasse ausgebaut. Danach wird sie schmaler, auf Mittelstreifen wird in aller Regel verzichtet, als Ersatz gibt es gelegentlich Nägel, die möglicherweise im Dunkeln reflektieren. Seitenbegrenzungen sind sowieso grundsätzlich überschätzt und falls vorhanden meist abgebrochen.

Je nach Gegend sind die Straßen zwar überall geteert, das kann aber gut ausgebaut sein (besonders in Gegenden, in denen sich im Sommer Urlauber tummeln), es können aber auch Schlaglöcher darin sein, in denen ein Fiat 500 Platz fände (naja, ich übertreibe ein klein bisschen…). Wir kommen parallel dazu durch unglaublich schöne Bergdörfer, mit mediterranen Häusern, hübschen und belebten Tavernen, und durch Dörfer im Hinterland, in denen mehr verfallene Ruinen als bewohnbare Häuser stehen und jede Familie als Schmuck einen komplett verrostetes Autowrack im Vorgarten stehen hat.

In manchen Gegenden könnten wir von der Straße essen, in anderen hängt rundum mehr Müll in den Bäumen als Blätter. Natürlich ist Griechenland furchtbar arm und das trifft bestimmt vor allem die Dorfbevölkerung in Gegenden, in denen es keinen Tourismus gibt, aber warum man nicht ein gewisses Maß an Sauberkeit halten kann, erschießt sich mir nicht. Denn Müllcontainer stehen hier genug – oder liegen vielmehr in die Rabatten hineingeworfen herum.

Korfu 16.10.11 - Von Venedig durch die Adria AIDAbella

So unterschiedlich ist auch das Wetter: Fahren wir noch bei leichtem Nebel los, kommt Richtung Westen immer mehr die Sonne durch bei schließlich 21°C. Davon träumen darf ich allerdings nicht, sobald ich an einer Ampel das kommende Grün noch nicht vorahne und nicht sofort losfahre, werde ich gnadenlos angehupt. Soweit Rotlicht denn überhaupt ernst genommen wird, das wird es nämlich erst, wenn es bereits eine Weile leuchtet. Auch Vorfahrtsregeln sind hier leicht anders. Ich entscheide mich letztlich von starren Regeln wegzukommen und einfach mal zu beobachten, was der andere macht und dann zu entscheiden, ob ich wirklich Vorfahrt habe oder lieber andere vorlasse.

Unser erstes Ziel ist an der Westküste Paleokastritsa, ein Badeort in einer Bucht. Über Berge und schotterüberschwemmte Wege finden wir diesen auch problemlos. Die Hauptstraße führt durch den kleinen Ort, an der Bucht entlang und endet abrupt am Strand.

Diese Bucht ist atemberaubend: Die dicht bewaldeten Berge münden direkt am Wasser, lediglich an der Stadt ist ein flacher Streifen. Kleine grüne Felsinseln stehen im Wasser. Das Meer ist tiefblau. Ein ganz toller Anblick und wir müssen einfach oberhalb der Bucht aussteigen, um uns ein Bild zu machen. Dabei strömen von unterhalb unseres Platzes Düfte auf uns ein von den überall blühenden Pflanzen. Sagenhaft!

Weiter geht es dann an der Westküste noch ein Stück Richtung Norden. Die Straßen werden nun schmaler und steiler. Und natürlich sind sie nun hier: Die geliebten Serpentinen, die uns zu mancher steilen 170°-Wendung zwingen. Manchmal sind die Straßen so schmal, dass nur ein Auto hindurchpasst. Dann heißt es hoffen, dass niemand entgegenkommt und gegebenenfalls zurücksetzen, dass der Gegenverkehr durchkann. Hier erweisen sich die Einwohner als ausgesprochen freundlich und lassen uns oft durch. Das kann mitten im Wald sein, das können Dorfstraßen sein, in denen man durch eng stehende Häuser hindurchfährt. An einer besonders langen Strecke gibt es sogar eine Ampel, die wechselseitig den Verkehr durchlässt, diese ist allerdings abgeschaltet. An einem besonders schönen Aussichtspunkt haben sich lauter Restaurants und Andenkenläden aufgebaut (Bella Vista). Hier stehen AIDA-Ausflugsbusse, die ebenfalls diese Straße hochgeschlichen sind. Grund genug, schnell weiterzufahren, das Ziel ist Angelokastro, Hier endet die Nebenstraße einfach am Fuß eines Felsens, nachdem wir einen Berg hinuntergefahren sind. Oben auf diesem Felsen steht eine Burg, von der man einen herrlichen Rundumblick hat. Diese ist aber nur über zahllose Stufen zu erreichen. Deshalb fahren wir wieder zurück auf den letzten Berg und haben auch von hier eine superschöne Aussicht auf die Küste und die Berge um uns herum. Dies ist sicher kein offizieller Aussichtspunkt, aber hier ist am Rand einer Serpentinenkurve genug Platz zum Parken und die Wege sind ausgetrampelt.

Korfu 16.10.11 - Von Venedig durch die Adria AIDAbella

Die Aussicht genießen wir eine ganze Weile, klettern ein bisschen über Felsen und schauen auch in den benachbarten Olivenhain hinein. Solche Olivenhaine stehen überall auf Korfu, nachdem seinerzeit schon die Venezianer in der wechselhaften Geschichte Korfus alle Weinstöcke gerodet haben, um Olivenbäume zu pflanzen.

Von hier fahren wir dann den Weg zurück, dann aber mehr durch das Landesinnere über die schon beschriebenen Straßen mit ganz unterschiedlicher Umgebung Richtung Süden. Von der Hauptstraße zweigen immer wieder Nebenstraßen zur Küste ab. Wir nehmen die Straße nach Glifada und landen schließlich den Berg herunter in dem kleinen Urlaubsort mit schönem Sandstrand. Wie überall hier auf Korfu ist die Saison vorbei und die meisten Hotels und Ferienhäuser sind fest verschlossen. Dafür ist dann am Strand auch nichts los, außer uns tummeln sich dort nur 2-3 Familien und wir sind – im Gegensatz zu so manchem Strand, denn ich in der Vergangenheit beschrieben habe – die einzigen mit den gelb-weiß gestreiften AIDA-Poolhandtüchern.

Wir parken an einem Wendehammer vor einem geschlossenen Strandrestaurant. Die Sonne scheint herrlich und wir setzen uns eine Weile an den Strand und schauen der Brandung zu. Passend zu den schon beschriebenen Unwettern sind Teile des Strandes abgebrochen, insgesamt ist er aber immer noch richtig schön mit reinem hellbraunen Sand und einer schön kräftigen Welle. Auch das ist ganz toll hier und ich denke, dass zur nächstes Saison auch die Abbruchstellen wieder instandgesetzt werden.

Korfu 16.10.11 - Von Venedig durch die Adria AIDAbella

Zum Abschluss fahren wir auch dem Weg zurück noch an dem berühmten Sissi-Schloss Achilleion vorbei. Dies liegt fast auf unserem Weg zurück. Dieser führt uns südöstlich, eigentlich am Schloss vorbei wieder zur Ostküste und dann nur die Küste hinauf wieder nach Korfu-Stadt. Allerdings ist direkt hinter dem Schloss die Straße plötzlich gesperrt. Die Sperren sind so angebracht, dass man sie problemlos umfahren könnte, aber wir sehen, dass ein Teil der Straße am Felshang abgebrochen ist und die verbliebene Straße schmaler ist als selbst unser Kleinwagen. Vielleicht würde es gehen, wenn man mit einem Rad durch die Pampa fährt, aber das ist uns dann doch zu gefährlich, deshalb fahren wir wieder zurück am Schloss vorbei. Was eigentlich nicht erlaubt ist, da Einbahnstraße, aber erstens ist das ja eine Notsituation und zweitens fallen wir so hier wenigstens nicht auf. Aussteigen am Schloss tun wir aber auch nicht, denn es ist mit AIDA-Bussen überschwemmt und nun haben wir auch die Zeit nicht mehr.

Durch Korfu-Stadt zu fahren ist dann tatsächlich noch ein größeres Wagnis als die Serpentinen, aber wir finden den Weg, auch eine Tankstelle und zur Krönung noch einen Lidl, bevor wir den Wagen tatsächlich pünktlich um 18 Uhr abgeben können. Auch das ist problemlos und so finden wir uns zur Öffnungszeit des Weite Welt Restaurants direkt dort wieder.

Auch das ist schön, denn es gibt wieder das Live-Cooking. Tatsächlich sind unser Kleiner und ich heute die ersten, die sich einen Teller mit rohem Gemüse und Fleisch füllen, das dann vor unseren Augen gebraten wird und wir dann mit Reis und süßsaurer Soße asiatisch verfeinern. Das hatte ich ja schon letzte Woche gesehen, da waren mir die Schlangen aber zu lang. Hier schaffen wir das nun, bevor sich wieder lange Schlangen bilden. Das ist auch richtig lecker, nur die Komposition der zahlreich vorhandenen Gewürze muss ich noch üben.

Danach gibt es noch etwas Cocktail und unserem Jüngsten zuliebe eine Runde „Monopoly Millionär“. Als die endlich zu Ende ist, wollen wir uns noch einmal die AIDA Stars, die Vorstellung der Solisten, ansehen. Besondern neugierig sind wir auf die 6. Solistin, die letzte Woche fehlte, die wir aber bei der letzten Show schon entdeckt haben. Leider aber fehlt sie heute wieder und die Solisten sind nur zu fünft, weshalb wir dann doch erschöpft von den Abenteuern des Tages lieber das Weite suchen.

Die nächste Etappe sind 341 km bis nach Bari.

Korfu

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