Adria ab Venedig mit der AIDAbella, Venedig 15.10.16

Wir machen uns diesmal zu Fuß auf, Venedig zu entdecken. Und das lohnt sich: Verwinkelte Gassen, schöne Geschäfte, versteckte Restaurants. Dazwischen immer wieder Kanäle und Brücken. Und alles, was wir aus jeder Großstadt kennen – nur eben auf dem Wasser.

Canal Grande Venedig 16.10.15 - Von Venedig durch die Adria AIDAbella

Morgens haben wir uns wieder nach Venedig hineingeschlichen. Diesmal gehören wir nicht zu den Frühaufstehern, sondern als Ausgleich zu gestern gehen wir ungewohnt spät zum Frühstück. Wie immer ist es nötig, dass wir uns dann von diesem erholen, schließlich muss die Menge für den ganzen Tag reichen. Während wir das machen, hat sich der Hafen wieder mit Kreuzfahrern gefüllt, wenn auch weniger als letzte Woche. Außer uns sind noch die MSC Magnifica, die Vision of the Seas und diesmal die Prinsendam (Holland America Line) da.

Der Morgen beginnt dunstig, aber im Laufe des Vormittags entsteht wieder praller Sonnenschein bei über 20°C. In der Nacht muss es ordentlich geregnet haben, denn um uns herum sind überall Pfützen zu sehen und auch der Markusplatz soll nass sein.

Wir machen uns um 12:30 Uhr wie immer mit Rucksack auf den Weg. Auf der Karte sehen wir, dass man sich irgendwie am Hafen vorbei zum Piazzale Roma durchschlagen kann. So furchtbar weit ist das nicht, allerdings sind Umwege nötig, um über die Kanäle zu kommen. Als wir dann am Hafenausgang vor dem People Mover stehen, entscheiden wir uns spontan um und nehmen diesen. Es handelt sich hierbei um eine führerlose Hochbahn, die nur drei Stationen miteinander verbindet: Das große Parkhaus Tronchetto, das ich letzte Woche schon beschrieben habe, den Hafen und den Piazzale Roma, von dem man über eine große Brücke zum Bahnhof Ferrovia gelangt. Der Piazzale Roma ist dann auch kein schöner Platz, sondern ein großer Bus- und Trambahnhof. Damit ist der Hafen über den People Mover exzellent an Parkhaus, Bus und Bahn angeschlossen. Und natürlich wie letzte Woche beschrieben an die Vaporettos.

Venedig 16.10.15 - Von Venedig durch die Adria AIDAbella

Der Fahrpreis ist dann mit 1,50 € auch nicht hoch. Die Automaten sind auf Deutsch bedienbar, der Einlass ist elektronisch und die selbstfahrenden Züge kommen alle 10 Minuten. Dabei fahren zwei Züge immer hin und her. Der Zug fährt sehr ruhig und bequem in 3 Minuten zum Ziel. Hier überqueren wir nur den Busbahnhof und gelangen über die Brücke über den Canal Grande zum Bahnhof. Der Vorplatz liegt direkt am Canal und ist sehr lebendig mit Menschen und Verkaufsständen. Hinter dem Vorplatz gehen wir über eine Steinbrücke wieder zum anderen Ufer, weil wir sehen, dass dort auf den Steinstufen vor einer Kirche Schatten ist. Und den brauchen wir bei dieser unerwartet feuchten Wärme.

Hierhin setzen wir uns eine ganze Zeit und beobachten das Treiben vor uns auf dem Canal und am Ufer. Die schon bekannten Vaporettos, Wassertaxis, jede Menge Motorboote fahren unablässig durch den Canal. Vor uns hält ein Müllboot und sammelt Mülltüten ein. Carabinieri und Ambulanz mit Blaulicht fahren an uns vorbei – eigentlich alles wie in jeder anderen Großstadt auch, nur eben auf dem Wasser. Das ist ganz schön, dem Treiben zuzusehen.

Unter unseren Stufen „verschenkt“ ein Migrant rote Rosen. Gezielt sucht er dafür Pärchen auf, drängt seine Rosen richtig auf, will auch gar nichts dafür haben, aber wenn jemand diese Rose dann doch annimmt, dann geht er hinterher und bettelt um Geld. Viele machen das nicht mit, nehmen das gar nicht erst an oder geben die Rose zurück, was er aber nicht will, erstaunlich oft hat er dann doch Erfolg und bekommt ein paar Euro. Er macht schon deutlich, wenn es zu wenig ist…

Venedig 16.10.15 - Von Venedig durch die Adria AIDAbella

Irgendwann gehen wir dann weiter, wieder über die Steinbrücke in Richtung Altstadt. Plan ist, diesmal hier durch die Gassen zu gehen, die Rialto-Brücke zu finden und dann auf der anderen Uferseite wieder zum Piazzale Roma zurückzugehen. Trotz unseres Stadtplans, der aus tarifvertraglichen Gründen seine Pause in unserer Kabine nimmt, finden wir den Weg. Das wäre allerdings nicht möglich, ohne die zahlreichen Wegweiser, die mal deutlich und mal sehr unauffällig an Hauswände geschrieben sind. Denn die Wege sind derart verwinkelt, dass Verlaufen komplett vorprogrammiert ist. Manchmal steht dann auch kein Wegweiser, aber wenn man so ungefähr die Richtung kennt, führen viele Wege zum Ziel und irgendwo kommt wieder ein Hinweis.

Aber der Weg ist wirklich interessant, denn wir finden die verschiedensten Charaktere von Gassen: Breite Wege mit guten Geschäften, Wege mit Ständen, ein Markplatz, kleinere und größere Plätze, kleine Wege zwischen Wohnhäusern, Gassen, die so schmal sind, dass wir nur im Gänsemarsch hindurchpassen und wir uns ernsthaft fragen, wo wir gelandet sind. Und dazwischen immer wieder Kanäle, die wir über Brücken überqueren. Manchmal endet ein breiter Weg zur Hälfte im Kanal und zur anderen Hälfte an einer schmalen Brücke, hinter der eine ebenso schmale Gasse weitergeht. Manchmal führt eine Brücke direkt in die Arkaden eines Hauses hinein und dann am Kanal weiter. Immer wieder finden sich kleine, versteckte Restaurants.

Auf den Wegen, die alle gut ausgebaut sind, stehen immer wieder Platten auf Stützen. Diese sind für den Fall der häufigen Überschwemmung gedacht und werden dann als Stege aufgebaut. Viele Einwohner laufen dann auch in schicken Gummistiefeln an uns vorbei, ob es an den Regenfällen der Nacht liegt oder weil es im Augenblick Mode ist, ist nicht zu sagen, denn hier ist alles trocken.

Das alles ist so schön und interessant, dass wir erst am Ziel merken, wie müde die Beine geworden sind, immerhin sind wir gut 6 Kilometer durch die Gassen geirrt und haben dabei gefühlt alle 400 Brücken Venedigs gefunden. Wirklich spannend und jederzeit wiederholenswert!

People Mover Venedig 16.10.15 - Von Venedig durch die Adria AIDAbella

Natürlich gibt es auch eine Pause mit echtem italienischem Gelati. Nur wie es einer von uns schafft, exakt dieselben Eissorten zu wählen, die dieselbige jeden Abend im Restaurant nascht, bleibt ein Rätsel. Die Identität derjenigen bleibt natürlich geheim, aber so hat die beste Ehefrau von allen den ultimativen Vergleich: das italienische Eis schmeckt tatsächlich viel cremiger. Und auch an den zahlreichen Ledergeschäften kommen wir nicht unbeschadet vorbei, Handtaschen können aber auch so schick sein…

Und auch eine Toilette muss drin sein. Diese sind auch ausgeschildert. Darin ist dann ein Hightech-Zugang, ähnlich wie im People Mover, der sich nur nach Einwurf von 1,50 € öffnet (da schließt sich der Kreis: Soviel bezahlen wir auch für eine Kugel Eis). Komplizierter der Ausgang: Hier öffnen sich die Türen nur mit verstecktem Knopf…

Zurück an Bord ist schon bald Essenszeit und wie letzte Woche spekulieren wir richtig auf die ganze, krosse Ente im Weite Welt Restaurant. Das ist ein schöner kulinarischer Abschied, denn nun leitet die Ente das Ende ein: Wir müssen Koffer packen. Und anders als in anderen Häfen müssen hier wirklich alle Koffer bis 2 Uhr vor die Kabinentür gestellt werden, es ist nicht erlaubt, den Koffer selbst mit von Bord zu nehmen. Aber über diese merkwürdigen Regeln berichte ich morgen, zunächst wird es eine logistische Herausforderung, da wir alle ja morgen früh auch noch Waschutensilien brauchen.

Vorher allerdings gönnen wir uns noch die exklusive Show Bellagio mit allen (ja, allen 6) Solisten, Tänzern und Artisten, die mit 10 Minuten Verspätung beginnt. Grund ist – passend zum Markusplatz – eine Überschwemmung, die eine Toilette backstage verursacht hat. Diese Show spielt dann auch in Venedig und ist deshalb sehr passend, besonders weil die Hauptdarsteller uns alles nachmachen und durch die Gassen der Stadt irren. Am besten gefällt uns dabei das mehrstimmige italienische Trio der drei Sänger. Danach ist noch Birtes Prime Time erwähnenswert, denn dort wird ein Paar vorgestellt, das heute in Venedig geheiratet hat. Das ist deshalb für uns interessant, weil wir dabei waren, als eben diese Braut einen Heiratsantrag live in der Prime Time der AIDAsol vor einem Jahr bekommen hat. Und wie wir uns überzeugen können, auch von demselben Bräutigam.

Auch morgen sind wir noch in Venedig.

Venedig

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