Transatlantik 1 mit AIDAbella, Atlantik 11.04.14

Den 2. Tag auf dem Atlantik bestimmen die Edutainer mit einer Fülle von Vorträgen. Und Familie Flodder mit der Frage, ob ein sozial eingeschränktes Verhalten mehr medizinisch oder mehr verhaltenspsychologisch zu erklären ist.

Atlantik 14.04.11 - Karibik nach Mallorca AIDAbella Transatlantik

Beim Frühstück erwarten mich wieder nur diese salzigen Lachs-Schnitzel. Oh nein. Klar gibt es schlimmeres, z. B. wenn wir auf der Atlantik-Überfahrt einen Eisberg rammen. Das wäre wirklich schlimm. Aber danach kommt ziemlich gleich das Fehlen von richtigem Lachs.

Kritische Beobachtung des „neuen Denkens“

Um 10 Uhr lauschen wir einem Vortrag. Diesen habe ich mit Grauen erwartet, denn wir hatten das mal auf der AIDAmar bei einer Nordlandtour, dass dort den Leuten zum Thema Ernährung unwissenschaftlicher Unsinn mit geschickter Verkaufsshow untergejubelt wurde. Ähnliches befürchte ich hier auch, denn wenn man die Ankündigung zwischen den Zeilen liest, klingt es so: „Bisher sind wir dem alten Denken wissenschaftlicher Erkenntnisse gefolgt, zum Glück ändert es sich und wir folgen dem neuen Denken.“

Derart kritisch höre ich hin, aber an dem Vortrag „Das Märchen vom Abnehmen“ der Gymnastiklehrerin Sandra Martek kann ich zunächst nicht viel Falsches erkennen. Ein Gang durch die Nährstoffe, der berechtigte kritische Hinweis auf Fertiglebensmittel und Massentierhaltung, genauere Beleuchtung der Kohlenhydrate. Vielleicht ein Hauch zu viel Low Carb, aber das ist sicher vertretbar. Nur der Schluss geht in die falsche Richtung: Für mindestens 99,- € kann man nun eine Stoffwechselanalyse machen mit angepassten individuellen Ernährungsempfehlungen. Das ist sicher wissenschaftlich kritisch zu sehen und da geht es um‘s Geschäft, aber so richtig habe ich jetzt das „neue Denken“ nicht gehört. Naja, ist ja nicht der letzte Vortrag, ich werde das weiter kritisch verfolgen.

Wir haben eine Reihe von Trainern an Bord, die ein ganzes Edutainment-Programm anbieten mit Vorträgen und Workshops. Neben der schon Erwähnten ist das der DFB-Fitnesstrainer Dr. Pedro Gonzales (FC St. Pauli), der uns kostenlos in Fitness und Entspannung unterrichtet. Einzelcoaching ist buchbar ab 149,- €. Ferner die Künstlerin Sonja Grimm, die kostenlose Vorträge und Workshops zum Thema angewandte Kreativität und sinnliche Intelligenz hält. Unter anderem halten wir „unsere ganz persönlichen Duftempfindungen mit Aquarellfarben … auf Papier fest“. Bekannter dürfte der frühere Leistungssportler Felix Bernhard sein, der nach einem schweren Motorradunfall im Rollstuhl sitzt und über Kommunikation, den Weg zu finanzieller Sicherheit, seine Reisen im Rollstuhl auf dem Jakobsweg und nach Jerusalem spricht. Und auch der vor ein paar Tagen aufgetretene Illusionist Felix Gauger bietet einen Workshop an.

Mit anderen Worten: Das ist sicher nicht alles was für uns, aber geboten wird einiges.

Bis die Sonne über dem Schiff verschwindet genießen wir den Balkon. Herrlich, unser eigenes Reich, über uns Sonne, unter uns der Atlantik!

Atlantik 14.04.11 - Karibik nach Mallorca AIDAbella Transatlantik

Kaffee und Abendessen bis zur Übernahme

Dann kommen die Kinder aus dem Kids-Club und wir spielen eine neue heiße Runde „Skip-Bo“. Beide Male habe ich jetzt nicht den Hauch einer Chance gehabt. Seltsames Spiel. Auf dem Pooldeck ist noch Sonne und so legen wir uns dort zwischen die Menschenmassen auf die Poolumrandung und die Kinder baden noch, bis es wieder Zeit für den Kids-Club wird. Und wir lesen und lesen. Schon das dritte Buch von Tess Gerritsen aus der Rizolli & Isles – Serie durch. Langsam setzt Entspannung ein…

Zwischendurch gönnen wir uns noch einen Milchkaffe im Café Mare, der ist einfach deutlich besser als der Inklusive-Kaffee im Restaurant. Dabei haben wir gleich die Kunstauktion im Blick und erleben das gewohnte Hochsteigern der „Blind Dates“. Das erste Blind Date ist ein Rizzi, der für – dafür – lächerliche 120 Euro weggeht, danach gehen die Blind Dates alle bis deutlich über 200,- Euro, leider ist dann kein Rizzi mehr dabei.

Heute Abend schaffe ich es irgendwie, mich beim Abendbrot völlig zu übernehmen. Aufgrund der Wärme dachte ich, ist es gut, viel zu trinken. Ich vermute, das 4. Glas Orangensaftschorle war zu viel. Oder es war zu gesund: zu viel Obst heute. Oder die Tatsache, dass das Obst vom Schokoladenbrunnen stammt… Zum Glück ist der nicht jeden Tag da.

Zumindest habe ich mit diesem vollen Bauch eine Ausrede, nicht so lange im Shop rumzusuchen. Irgendeiner möchte da unbedingt ein bestimmtes T-Shirt haben. Seufz. Aber der Mann im Shop ist nett und kommt mir entgegen: er schlägt vor, das T-Shirt noch für 2 Tage zurückzulegen, dann wird es nämlich um 10% reduziert. Das finde ich jetzt wirklich nett.

Nett ist auch das Bingo, das wir uns heute mal als Zuschauer gönnen. Das findet im Theatrium statt, und da uns die Show danach interessiert, schauen wir uns halt das Bingo auch an. Wird von zwei jungen Mädels sehr nett gemacht.

Flodders übernehmen das Theatrium

In der ersten Reihe vor uns sitzt eine Großfamilie. Die gewinnen mit 20,- oder 30,- Euro Einsatz 1300,- Euro. Nicht schlecht für die nächste Fahrt. Am Ende macht aber einer der Söhne den Fehler, kurz aufzustehen und zu überlegen, ob er mal aufs Klo geht. Auf diesen Moment hat nämlich Familie Flodder (Name von der Redaktion geändert) gewartet. Familie Flodder besteht aus Kampfmatrone, Mann mit Bürstenschnitt und fitnessstudiogestählten Muskelpaketen bis kurz unter die Ohrläppchen und Sohn mit Mischung aus beiden. Und hier bringt nun Kampfmatrone ihr gesamtes Gewicht in Stellung, hechtet mit einer ungeahnten Behändigkeit auf den Sitz, lässt sich darauf plumpsen, dass – gefühlt – das ganze Schiff erzittert. Vor Schreck steht auch der zweite Großfamiliensohn auf und prompt haben Flodder- Papa und – Sohn auch einen Platz. Und nach dem Motto „hier sitze ich, hier bleibe ich“ stört sie die Diskussion der Großfamilie, ob sie nun sitzen bleiben und mit Matrone in der Mitte die nächste Show ansehen oder dann doch gehen und den Gewinn in der Bar verkloppen, nicht im geringsten. Großfamilie geht schließlich und andere Passagiere, die nun auch gern vorne sitzen wollen, fragen ausgerechnet Familie Flodder höflich, ob da ein Platz frei ist. Die Antwort ist ein Grunzen. Spannend. Bisher kannte ich das auch so, dass man einfach mal höflich fragt. Aber ich wage mal eine medizinische Erklärung: Vielleicht ist es einfach so, dass wenn Fetteinlagerungen bestimmte Grenzen überschreiten, dass sie dann auch am Zungenbein eingelagert werden. Dadurch wird die Beweglichkeit der Zunge dann so eingeschränkt, dass reden einfach schwierig ist. Natürlich gäbe es auch eine verhaltenspsychologische Erklärung. Diese würde besagen, dass manche Menschen einfach sehr selbstbezogen und unhöflich sind. Aber von Verhaltenspsychologie verstehe ich nicht viel…

So ist doch das wahre Leben viel spannender als die Bühne. Obwohl man das heute eigentlich nicht sagen kann, denn das Interesse von Familie Flodder (und allen anderen hier) gilt dem Solo „Le Jazz Hot“ der Sängerin Georgina Wyatt. Diese hat eine eigene Jazz-Band in London und präsentiert uns heute ein Jazz-Programm. Mit einer ganz tollen, kräftigen Stimme hören wir klassischen und modernen Jazz. Ganz, ganz toll!

Im Anschluss kommt der Gastkünstler Gene Pascal mit dem Programm „Me, myself and I“. Diesen Travestie-Künstler haben wir schon einmal auf der AIDAmar erlebt. Mit Chansons und vielen zotigen Sprüchen „bist du heute mit deiner Frau da oder wieder auf Geschäftsreise?“ spricht er in gewohnter Weise das Publikum direkt an, das ebenfalls gewohnt mit viel Begeisterung reagiert.

Heute Nacht werden die Uhren erneut eine Stunde umgestellt, nur noch 4 Stunden Unterschied zu Deutschland.

Morgen ist noch ein Seetag.

Atlantik

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