Westeuropa 9 mit der AIDAsol, Casablanca / Marokko 27.08.15

Casablanca sehen wir uns lieber vom Schiff aus an. Aus Sicherheitsgründen. Und werden dafür fast in den Wahnsinn getrieben. Daraus rettet uns der FKK-Bereich und was dort passiert.

Casablanca 15.08.27 - Norwegen Fjorde England Frankreich Spanien Portugal Marokko Kanaren AIDAsol Nordeuropa Westeuropa

Aus der Elbe in die Fjorde, Westeuropa hinunter bis nach Gran Canaria
AIDAsol 2015

Das ist ein Hin und Her. Zum dritten Mal werden die Borduhren heute Nacht um eine Stunde zurückgestellt. Aber ausschlafen hat ja auch was. Wenn der Lärm draußen nicht wäre.

Piepen im Industriehafen

Wir finden immer, dass die am wenigsten schönen Häfen die sind, in denen wir mitten im Industriehafen liegen. Davon hatten wir auf dieser Reise zum Glück nicht so viele, aber heute ist es soweit. Wir liegen direkt neben einem Haufen Containern, die auch fleißig verladen werden. So schön es ist, einen Platz auf dem Balkon zu haben, bei dem wir anderen hübsch auf den Arbeitsplatz schauen können (nein, wir verzichten darauf, den Arbeitern schadenfroh zuzuprosten), so nervig ist auf Dauer das ununterbrochene Piepen der rückwärtsfahrenden LKW und Kräne.

Ein Gang über das Pooldeck zeigt, dass es rundum um uns so aussieht: Überall werden Schiffe Ent- und Beladen. So wie wir auch: Es beginnt sofort nach Schiffsfreigabe eine Völkerwanderung unter unserem Balkon: Hunderte Gäste auf dem Weg zu den Bussen. Einige, die sich auf eigene Faust auf den Weg machen, während am Heck die Hafenarbeiter in Ruhe beginnen, erst einmal eine Absperrung für unseren Kai zu errichten. Ich glaub, wir kamen ganz überraschend hierher. Dafür steht viel Polizei entlang des Kais.

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Berechtigtes Gäste-Bashing

Diesem Treiben schauen wir eine Weile zu. Dadurch wird es heute einmal Zeit für ein Gäste-Bashing:
Wie immer haben wir uns in Casablanca entschieden, an Bord zu bleiben. Der geneigte Leser, der uns vielleicht schon in Lissabon vorgeworfen hat, Sicherheits-Weicheier zu sein, wird sich vorstellen, dass wir ganz bestimmt nicht in einem Land an Land gehen, in dem es immer mal wieder Anschläge gibt. Und genauso handhaben wir das auch. In der AIDA Hafen-Info ist wieder ein längerer Text mit Warnhinweisen. Da ich aber immer noch nicht verstanden habe, wie ich Terroristen gegebenenfalls aus dem Weg gehe, machen wir uns nicht auf den Weg. Andere sehen das anders und laufen in der Stadt herum. Das kann ja jeder für sich entscheiden. Was ich aber überhaupt nicht verstehe ist, was ich hier vom Balkon sehe: Ausführlich stand in der Info, dass wir uns als Gäste bitte den Gepflogenheiten des Landes anpassen mögen mit entsprechenden Kleidungsvorgaben. Zurecht erwarten wir in Deutschland auch, dass Gäste und Flüchtlinge sich an unsere Gesellschaft anpassen. Und doch sehe ich einige Frauen, die in Minirock oder Hotpants in die Altstadt latschen, das entzieht sich meinem Verständnis. Ich muss ja nicht glauben, was andere Religionen glauben, aber wenn es so leicht ist, die religiösen Gefühle der Einwohner nicht zu verletzen, dann kann ich nicht verstehen, dass das nicht respektiert wird. Es muss ja nun keine Burka sein, das wird nicht erwartet und das würde auch wieder die Gefühle manchen Gastes verletzen, aber das Knie bedeckt zu halten, ist doch nicht wirklich schwierig. Und wenn man nun nicht lesen kann und auch die Durchsage dazu überhört hat, weiß man das auch so, wenn man ein fremdes Land besucht.

Offensichtlich bleiben aber doch eine ganze Reihe Gäste an Bord (oder warten auf die 2. Ausflugsrunde am Nachmittag), denn das Pooldeck ist überfüllt. Und kaum auszuhalten. Denn bei 26°C praller afrikanischer Sonne ist es eine sehr trockene, staubige Hitze. Die durstig macht. Deshalb finden wir uns ausnahmsweise zum Mittag im Belladonna Restaurant für frisches Obst und viel Wasser ein. In den Restaurants gibt es an den kostenlosen Getränkespendern Hinweisschilder, dass bitte mitgebrachte Behältnisse nicht befüllt werden. Für manchen ist das einfach ekelig, wenn jemand an seiner Flasche genuckelt hat und diese dann unter den Spender quetscht. Die Kleinfamilie neben uns ignoriert auch das (die waren bestimmt alle 3 in Hotpants in der Stadt) und füllt eine ganze Batterie solcher mitgebrachter Erwachsenen-Nuckelflaschen.

Zu viel Hitze

Bleibt uns, dass wir uns mit einer Runde Billard und einer Maschine Wäsche trösten. Wehe es hat jetzt jemand mitgezählt, wie oft ich das schreibe. Ich meine nicht Billard.

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Auf dem Kai unter unserem Balkon bricht eine Frau in der trockenen Hitze zusammen. Zum Glück können mehrere Flaschen kaltes Wasser ihr helfen. Es war richtig, dass wir uns heute nicht rauswagen. Nachdem den ganzen Tag die Kräne vor dem Balkon rumgepiept haben und es keinen Feierabend gibt, drohen wir allerdings leicht durchzudrehen. Dagegen hilft das „Kulinarische Highlight“, das das Schiff für die Clubmitglieder der Clubstufe Grün organisiert hat. Darunter können wir uns zunächst überhaupt nichts vorstellen, aber hier muss ich einmal loben.

Erster Besuch im FKK-Bereich

Zum ersten Mal gehen wir in den FKK-Bereich auf Deck 15. Natürlich nur deshalb, weil dieser für uns abgesperrt ist. Hier sind Stehtische aufgebaut, an die sich jetzt 73 Clubmitglieder stellen. Ein ganzes Bataillon von Offizieren stellt sich dazu und übernimmt den Small Talk. Dazu gibt es Champagner, diverse Canapés und Fingerfood. Unglaublich lecker! Der Küchenchef stellt das alles vor. Die Zutaten hierfür und auch für das folgende Menü wurden alle frisch in Cádiz und Casablanca eingekauft. Danach geht es weiter ins Gourmet-Restaurant Rossini zu einem 5-Gänge-Menü. Manche scheinen so etwas ja täglich zu Hause zu essen, wie ich der Geringschätzung mancher entnehme. Wir aber sind völlig beeindruckt von der Qualität und dem Geschmack. Von manchen Sachen weiß ich nicht mal, wie man das ausspricht, aber das ist ja auch egal, solange es nur langsam auf der Zunge zergeht.

Wir sind ja eher etwas zurückhaltend, aber am Tisch gibt es reichlich Unterhaltung. Der blanke Neid packt uns, als eine Familie aus Bayern erzählt, dass sie wie wir schon seit Norwegen dabei ist, aber dann auch noch die Fahrt über die Kanaren weitermachen wird, während wir schon so langsam ans Packen denken müssen. Eine ältere Dame erzählt, dass sie in Casablanca auf eigene Faust eine Taxifahrt und eine Führung gemacht hatten und in beiden Fällen trotz des vorher ausgehandelten Preises hinterher ein riesiges Geschrei gemacht wurde, weil sie dann doch mehr bezahlen sollten. Ach, ich glaub immer noch, dass unser Piep-Balkon die richtige Wahl war.

Um 19:15 Uhr geht das „Kulinarische Highlight“ los, dadurch können wir unsere übliche 19-Uhr-Abendshow nicht sehen. Dann sehen wir halt die Wiederholung um 21 Uhr. Denken wir. In Wirklichkeit ist der letzte Gang erst um 23:30 Uhr vertilgt. Wir finden das Ganze fantastisch.

Die nächste Etappe sind 1.046 Kilometer bis Santa Cruz de Tenerife. Morgen ist aber erst einmal Seetag.

Casablanca / Marokko

1 Tag am Containerterminal in Casablanca

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Ohne Latte Macchiato auf dem Meer