Nordeuropa 3 mit der AIDAsol, Hamburg 08.08.15

Dies ist nun schon mein 11. Reisebericht. Zu dieser Schnapszahl mag mir der geneigte Leser den etwas kitschigen Titel verzeihen – aber genauso erleben wir es heute. Nach einem tollen Blick über ein trübes Hamburg bricht ab Altona die Sonne durch und wir erleben nicht nur die Schönheit der Elbe, sondern auch einen wunderschönen Sonnenuntergang direkt vor uns. Und ich hoffe, nun nicht unglaubwürdig zu werden, aber in Cuxhaven wird auch noch ein tolles Feuerwerk direkt vor unserem Balkon abgebrannt.

Von der Hafencity die Elbe hinunter Hamburg 15.08.08 - Norwegen Fjorde England Frankreich Spanien Portugal Marokko Kanaren AIDAsol Nordeuropa Westeuropa

Aus der Elbe in die Fjorde, Westeuropa hinunter bis nach Gran Canaria
AIDAsol 2015

Nun haben wir schon wieder so lange dem Urlaub entgegengefiebert und können es kaum noch erwarten, endlich nach Hamburg aufzubrechen. Alle Vorbereitungen konnten wir in Ruhe abschließen, die Koffer haben wir gestern schon gepackt und mit nur 1 Stunde Verspätung geht es dann los nach Hamburg. Das Opa-Taxi fährt uns wieder direkt zum Schiff, den Wagen in Hamburg stehen zu lassen, macht diesmal keinen Sinn, weil wir zwar in Hamburg ablegen, aber in Hannover ankommen. Wie das kommt, obwohl es die AIDAsol nicht die Leine hinaufschafft, das erkläre ich später noch.

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Ungehorsam gegen Uschi

Zunächst ist die Unsicherheit noch, dass wir an eínem Samstag früh mitten in den Ferien Richtung Norden aufbrechen. Samstag in den Ferien bedeutet Bettenwechsel im Norden und in der Regel Staus. Den ersten Stau haben wir dann auch gleich nach 10 Minuten Fahrt, Bergen (zu Bergen erkläre ich morgen mehr) ist wieder einmal komplett voll, da zahllose Urlauber die Staus auf der A7 zwischen Schwarmstedt und Soltau-Ost hier umgehen wollen. So heißt es schon hier Schleichwege durch Wohngebiete und über Felder zu nehmen, um der völlig verstopften Stadt zu entgehen.
Das gelingt auch ganz gut und danach ist es frei, erstaunlicher Weise auch hinter Soltau auf der A7. Nur die Uschi (unser Navi) überschlägt sich, um uns an jeder Abfahrt wieder von der Autobahn runterzubringen. Das ignorieren wir konsequent, wodurch ich schwören könnte, dass sich Uschis Stimme zunehmend genervter anhört. Bevor dann aber die Faust aus dem Armaturenbrett kommt, geben wir kurz vor Hamburg nach und fahren dann Bundesstraße über Maschen. Und das war genau richtig, denn der Verkehr staut sich dann auf der A1 Richtung Elbbrücken. Wir dagegen kommen mit Ausnahme einer kleinen Strecke Stop and Go gut durch und erreichen bereits gegen 13 Uhr die AIDAsol in der Hafencity. Hier direkt am Schiff brauchen wir nur die Koffer abzugeben und uns (wegen unserer Clubstufe) auf der Überholspur an den Warteschlangen vorbei zum Check-In zu begeben. Dieser ist schnell erledigt und dann sind wir innerhalb von 5 Minuten an Bord. Einziges Hindernis ist noch, dass wir fast dem Kamerateam in die Hände gefallen wären, das die Gäste nach ihren Wünschen für den kommenden Urlaub befragen will. Durch einige geschickte Zickzack-Bewegungen, die wir uns beim Zuschauen des American Football angeeignet haben, können wir das aber umgehen. Da die Kabinen noch nicht freigegeben sind und es eh mittags ist, gehen wir erst einmal ins Marktrestaurant und hier gibt es das erste leckere Essen unserer diesjährigen Sommerreise. Und da ist es wie Radfahren: Das verlernt man nie, genauso geht es uns mit den Mengen, die zu essen wir in vielen AIDA-Urlauben hart trainiert haben.

Ein Rundblick über den Hamburger Hafen

Trotzdem brauchen wir heute eine ganze Weile, bis wir wirklich realisieren, dass wir nicht mehr im Vorbereitungsstress sind, sondern wieder auf der AIDA angekommen sind!
Nach dem Essen machen wir eine Rundtour auf den Decks. Hier in der Hafencity zeigt sich Hamburg von einer viel schöneren Seite als am Terminal in Altona. Wir blicken direkt auf das Unilever-Haus, den Marco-Polo-Tower dahinter (eigentlich nur ein gedrehter Beton-Klotz, aber den Preis der Wohnungen dort kann man sich in nüchternem Zustand nicht vorstellen). Dahinter zum ersten Mal ohne Kräne die Elbphilharmonie. Tja, sie ist ja noch nicht fertig, aber zum jetzigen Zeitpunkt würde ich sagen, wenn Schönheit im Auge des Betrachters liegt, hab ich wohl grad einen Splitter im Auge. Direkt vor unserem Balkon nach backbord raus (für die Landratten unter uns: Das ist mit Blick nach vorne auf der linken Seite) das Behelfs-Terminal aus Containern, das in den nächsten Jahren zu einem mehrstöckigen Terminal-Geschäftshaus umgebaut wird. Dahinter weitere Flächen, die schon im Bau sind. Ebenso der Blick über den Bug hinaus (vorne hinaus) eine riesige Fläche, auf der einst alte Schuppen standen, die bereits planiert ist und auf der in den nächsten Jahren unzählige Wohnungen des oberen Preissegments, aber auch sozial verträglicher Wohnungsbau erstellt werden sollen. Wie das beides harmoniert, erschließt sich mir noch nicht völlig, wir werden sehen.
An der anderen Uferseite dann Schuppen, eine riesige Fläche mit PKW, ein Stück weiter die Elbe hinunter „Das Wunder von Bern“ und „Der König der Löwen“, dahinter dann unzählige Kräne an den Container-Terminals. Um uns herum die Barkassen der Hafenrundfahrt. Hier könnten wir stundenlang stehen, geht aber nicht, weil es Zeit wird für einen Kaffee. Im Café Mare gibt es den üblichen Latte Macchiato Caramel.

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Kaum ist dieser besiegt, klingelt das Telefon und Heike und Jürgen melden sich. Sie haben sich spontan auf den Weg gemacht, um uns zu verabschieden und so wollen wir noch einen Abschieds-Kaffee im Terminal trinken. Nur wird das leider nichts, denn die ursprünglich für 21 Uhr geplante Abfahrt ist auf 18 Uhr vorverlegt worden. Darüber wurden wir rechtzeitig vor 3 Wochen per SMS und E-Mail informiert. Nur im Internet steht es noch falsch und so dachten die beiden, wir hätten noch alle Zeit der Welt, tatsächlich kommen wir aber jetzt gegen 16 Uhr nicht mehr vom Schiff herunter. So bleibt uns nur zu winken und per Handy den Ton dazuzuschalten, um nicht durch den ganzen Hafen zu brüllen.
Schade, so können wir uns nur noch einmal virtuell drücken.

Pfeifen bei der Rettungsübung

Um 17 Uhr ist dann die unvermeidliche Rettungsübung. Schon bei Ankunft versucht die Crew der jeweiligen Rettungsstation, die ankommenden Kabinennummern abzustreichen. Diesmal sind sie aber nicht gut auf Zack und so muss der Leiter der Rettungsstation doch so einige Kabinennummern abfragen, so auch unsere. Dieses Mal dauert es aber auch insgesamt deutlich länger, bis auf allen Stationen auch die letzte noch fehlende Kabine gefunden wird. Wenn so eine Kabinennummer vom Kapitän über Bordlautsprecher ausgerufen werden muss, geht nicht nur ein Stöhnen durch die Reihen, die Gäste dieser Kabine machen sich auch gleich bei allen anderen richtig beliebt. Beliebt machen sich übrigens auch diejenigen, die unbedingt die Notpfeife an ihrer Weste ausprobieren müssen. Es ist erstaunlich, wie oft manche dort hinein pusten, bis sie ganz sicher sind, dass der Pfeifton auch wirklich schrill genug ist. Wer mich währenddessen ansieht, wird aber vielleicht staunen, dass ich kein bisschen genervt davon bin. Ich lächel dazu immer gern freundlich – und stelle mir vor, wie viele Genrationen von Kreuzfahrern in die Pfeifen vorher schon reingesabbert haben…

Nach der Rettungsübung sind erstaunlicher Weise die Koffer immer noch nicht vollzählig. Es gibt auch wiederholt die bisher unbekannte Ansage, wie wichtig AIDA unsere Sicherheit ist, weshalb die Hafenbehörden das Gepäck besonders gut checken. Als allerletztes taucht dann abends doch noch einer unserer Koffer auf, an dem die von AIDA zur Verfügung gestellte Banderole „Priority“ hängt. Keine Ahnung, wieso das bedeutet, dass der Koffer als letztes kommt, aber vielleicht ist das AIDA-englisch einfach nur so schlecht wie meins.

Unter dem Typhon

Um 18 Uhr geht es los. Wir haben uns einen Platz am Bug leicht steuerbord (rechts) gesichert. Der Blick von oben ist kolossal, einzig man darf nicht vergessen, dass man direkt unter dem Typhon steht. Der Kapitän übt erst mal ein bisschen mit kurzen Stößen, dann kommen die bekannten 3 langgezogenen Töne. Hier direkt darunter wird durch die Lautstärke das Trommelfell gebläht wie ein alter Luftballon. Dann geht es mit der Auslaufmusik los. Das Schiff legt sehr langsam und vorsichtig ab, dann zieht das Heck nach hinten herum, bis die AIDAsol quer in der Elbe liegt und wir mit dem Bug genau auf die Terrassen des Unilever-Gebäudes schauen. Unzählige Hamburger (ich meine die Einwohner, nicht die Burger, die folgen später) verfolgen das Schauspiel.

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Die Elbe von Highlight zu Highlight

Dann geht es langsam die Elbe hinunter, und im Prinzip fahren wir von Highlight zu Highlight. Auch das ist so viel schöner als das Ablegen von einem der anderen Terminals in Hamburg. Wir haben so einen ganz anderen Blick als vom Land in der Reihenfolge vorbei an der Elbphilharmonie, den Musical-Theatern, Kehrwieder, St. Pauli-Landungsbrücken, Blohm und Voss-Werft, Fischmarkt, den Container-Terminals, dem Kreuzfahrtterminal Altona. Bis hierhin ist das Wetter noch warm und trüb, die Teppiche der Außendecks triefen von Regenwasser. Aber hinter Altona reißt der Himmel auf und wir haben strahlenden Sonnenschein die ganze Elbe hinunter bis zum Sonnenuntergang.

Wir fahren dann vorbei an den Villen von Blankenese und Stränden an der Elbe. Dann wechselt das Bild. Vermehrt pure Natur, einsame langgestreckte Inseln im Fluss, Felder, die kleinen Dörfer im Alten Land. Zwischendurch große Industriekomplexe, Airbus, Stade, das Atomkraftwerk Brokdorf.
Dann wieder Randbereiche, an denen der Fluss sehr flach ist und zu versanden droht, Schilf am Ufer. Viele rot-weiß geringelte Leuchttürmchen. Zwischendurch betätigt der Kapitän immer wieder das Typhon, wir haben viel zu grüßen.

Am Bug stehen geht irgendwann nicht mehr, nicht weil der Wind auffrischt – hinter den Glasscheiben sind wir gut geschützt – sondern weil wir die ganze Zeit direkt in die Sonne schauen. Deshalb schauen wir dann eher vom Rand, zuletzt auf dem Balkon, bis in Höhe der Fähre Glückstadt-Wischhafen die Sonne in einem roten Feuer untergeht.
Ja, so darf eine Kreuzfahrt beginnen! Nun werden wir in den nächsten Tagen in den Fjorden noch manche weltweit einmalige Schönheit zu sehen bekommen, aber auch die Elbefahrt ist unbedingt so manche Reise wert.

Im California Grill

Seit wir an Bord gegangen sind, also seit nunmehr über 6 Stunden hören wir von unserem Jüngsten die Bitte, heute in den California Grill zu gehen. Da wir lieber die Ausfahrt gesehen haben und deshalb unsere übliche Essenszeit im Restaurant verpasst haben und ja auch ganz unüblich zu Mittag gegessen haben, erfüllen wir ihm den Wunsch und gehen zwischendurch dort einen Burger essen. Hier haben wir mit der Zeit Glück, denn es ist noch sehr leer, füllt sich dann aber zusehends. In der Vergangenheit war ich hier einmal nicht so begeistert, aber heute schmeckt es so richtig lecker: Frisch zubereitete Burger, die wir mit allerlei Zutaten selbst belegen können. Das mit dem Belegen hatten wir letztes Mal nicht so richtig verstanden, aber heute sorgt es für Genuss. Nach der Bestellung dauert es dann auch nicht so lange, bis der Pager blinkt und wir Cheese- und Chickenburger vernichtend schlagen, bis wir alle nicht mehr können. Der Ausblick aus dem Restaurant ist auch gut, aber im Anschluss gehen wir wieder raus.

Diese viele frische Luft und die Aufregung des Tages macht doch müde, deshalb verzichten wir auf die Begrüßungsshow und gehen lieber mit Decken auf den Balkon oder schauen später, als es doch zu frisch wird, aus der Kabine heraus. Zwischendurch hüpfe ich immer mal nach draußen und mache ein Foto. Blöder Weise – und das ist mir in 11 Kreuzfahrten noch nie passiert – bin ich so begeistert von einem Foto auf dem Display der Kamera, dass ich vergesse, dass ich die Balkontür hinter mir zugezogen habe. Das gibt beim Reingehen einen Knall, dass vermutlich der Rest der Passagiere zu der Überzeugung kommt, dass wir mitten in der Elbe auf einen Eisberg gelaufen sind. Aber so einen Dickschädel kriegt zum Glück nichts so schnell kaputt und so sind die einzigen Spuren dieses Unglücks ein Brummschädel und ein Fettfleck auf dem Glas.

Zur Guten Nacht läuft im Fernsehen das Finale von „Ich bin ein Star – lasst mich wieder rein“. Diese als großes Finale angekündigte Show ist so grottenschlecht und lieblos gemacht, dass wir lieber einschlafen, bis wir im Halbschlaf von lauten Knallgeräuschen geweckt werden. Es dauert, bis wir verstehen, dass direkt vor unserem Balkon vermutlich in Cuxhaven ein wunderschönes Feuerwerk abgebrannt wird, das nun in den Balkonen hallt. Das ist ein würdiger Abschluss dieses ersten Tages!

Die erste Etappe sind 1028 Kilometer bis Bergen. Morgen ist wir aber erst einmal Seetag.

Von der HafenCity die Elbe hinunter / Hamburg

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Wellen, Sonne, Balkon - Urlaub!