Adria ab Venedig mit der AIDAblu, Venedig 07.10.17

Venedig ist einfach nur toll. Schon morgens lohnt die Einfahrt. Wir erforschen Venedig dann zu Fuß in einem stundenlangen Marsch unter dem Rätsel der Selfie-Sticks, bis jede Brücke zur Seufzer-Brücke wird. Eine Meuterei gibt es aber zum Glück nur abends bei Jack Sparrow.

Venedig 17.10.07 - Historische Städte an der Adria Italien, Korfu, Kroatien AIDAblu

Venedig ist toll. Wir haben auf der letzten Reise Venedig schon per abendlicher Boots-Rundfahrt, auf eigene Faust per Vaporetto und zu Fuß erobert. Dabei haben wir noch gut den Rat im Hinterkopf, dass wir lieber Sonntag unterwegs sein sollten, am Samstag sind zu viele Kreuzfahrer da. Tatsächlich zähle ich hier im Hafen mindestens 7 große Kreuzfahrt-Schiffe. Aber wir müssen heute los, denn morgen sind die Großen nicht mehr da und wir wollen Ihnen noch alles zeigen. Dass das heute letztlich ein Marsch von 5 Stunden wird, wissen die Kinder zum Glück nicht vorher, sonst hätte es womöglich eine Meuterei gegeben. Aber es lohnt sich wirklich. Vor allem jetzt im Herbst, wo der sommerliche Gestank aus den Kanälen verschwunden ist.

Nun muss ich den geneigten Leser um Verständnis bitten, dass ich vor lauter Begeisterung mit der Tür ins Haus gefallen bin. Ich erinnere mich aber gerade an meine Chronistenpflicht und deshalb fange ich noch einmal von vorne an:

Venedig 17.10.07 - Historische Städte an der Adria Italien, Korfu, Kroatien AIDAblu

Traumhafte Einfahrt durch Venedig im Mondschein

Völlig ungewohnt früh klingelt heute der Wecker, vor lauter Aufregung sind wir aber sogar noch früher wach, denn nachdem wir letzte Woche wegen unserer Flugverspätung die nächtliche Ausfahrt aus Venedig verpasst haben, wollen wir heute die frühmorgendliche Einfahrt sehen. Und das schaffen wir gerade noch, denn als wir um 6:30 Uhr auf den Balkon stürmen, Entschuldigung, korrekter ist: schleichen, schauen wir bereits auf Lido. Das bedeutet, wir sind schon in die Lagune eingebogen. Ganz genau konnte der Kapitän das nicht vorhersagen, denn die großen Schiffe müssen beim Ein- und Auslaufen mehrere Seemeilen Abstand halten, um die historische Substanz nicht zu beschädigen.

Hoch am Himmel über Venedig steht noch der fast volle Mond, es wird jetzt bereits aber langsam heller, weil sich der Morgen ankündigt. Sehr langsam fahren wir begleitet von Schleppern zunächst an der vorgelagerten Insel Lido vorbei, die einen wunderschönen Sandstrand haben soll. Dieser liegt aber zur Adria hinaus, wir schauen quasi auf die Rückseite der Insel.

Von hier biegen wir dann nach rechts ab Richtung Hauptinsel, vorbei an einigen sehr kleinen Inseln und fahren dann sehr langsam zwischen der Altstadt und der Insel Giudecca entlang. Hier zieht sich der Canale di San Marco schlangenförmig entlang, der nach Abgang des Canal Grande nun Canale della Giudecca heißt. Dieser mündet in den Canale di Fusina, von dem die Kreuzfahrtterminals abgehen.

Unsere Kabine ist backbord, das bedeutet, dass wir nicht auf die Altstadt mit dem Dogenpalst und dem Markusplatz schauen (die wir aber bei einer Kurve gut sehen können), sondern auf Giudecca. Auch hier stehen historische Gebäude dicht an dicht, unterbrochen von Kirchen und Kanälen. Die Gebäude stehen hier nicht wie auf der anderen Seite meist direkt am Wasser, sondern hier ist es möglich, länger am Wasser entlangzugehen. Und dann die Seitenkanäle über die typischen Brücken zu überqueren.

Venedig 17.10.07 - Historische Städte an der Adria Italien, Korfu, Kroatien AIDAblu

Viele der Gebäude haben sehr schöne Fassaden, einige wenige müssten unbedingt renoviert werden. Auf den Wegen ist noch kaum etwas los, lediglich die „Straßen“reinigung ist schon unterwegs. Demensprechend sind die meisten Vaporettos, die schon unterwegs sind, noch leer.

An einer Stelle hält ein einsamer Demonstrant ein Protestplakat gegen die Kreuzfahrer aus dem Fenster. Es ist schon schön, so nah durch Venedig zu fahren, aber um die Bevölkerung nicht zu verärgern hätte ich auch nichts dagegen, wenn wir außen rum fahren würden und uns dann Venedig von den kotengünstigen Vaporettos aus ansehen würden. Ich denke, es ist nur eine Frage der Zeit, bis das kommt. Trotzdem denke ich aber auch, dass mehr Schäden durch bekloppte Motorboot-Raser entstehen als durch die langsamen Kreuzfahrer. Kontrollen der Geschwindigkeit scheint es hier nicht zu geben.

Inzwischen geht die Sonne auf, das ist noch einmal ein schönes Bild, auf der einen Seite der Mond, auf der anderen der orange Sonnenaufgang über Venedig.

Gegen 7:30 Uhr machen wir dann am Terminal fest. Während die ersten Ausflüge schon nach draußen stürmen, genießen wir erst einmal das Frühstück. Wir treffen uns dann um 11:30 Uhr für unseren langen Spaziergang.

Rialtobrücke Venedig 17.10.07 - Historische Städte an der Adria Italien, Korfu, Kroatien AIDAblu

Mit dem People Mover zum Bahnhof

Der Plan ist, erst einmal mit den Massen durch das bekannte Venedig zu strömen und dann auf dem Rückweg die einsameren Wege zu nehmen. Wobei es „Massen“ ziemlich genau trifft, „einsam“ für Samstag in Venedig ein sehr relativer Begriff ist.

Aus dem Hafen gehen wir in 10 Minuten. Es gibt zwar auch einen kostenlosen Shuttle, das lohnt sich nun aber für die kurze Strecke wirklich nicht. Hier finden die Großen die Bordkarte eines anderen Gastes. Da er ohne diese nicht wieder in den Hafen käme, melden sie sich lieber telefonisch an der Rezeption. Diese wissen aber, dass der Gast schon abgereist ist und bitten nur um Vernichtung der Karte.

In weiteren 2 Minuten gehen wir vom Hafenausgang zur mittleren Station des People Mover. Mit dieser führerlosen Bahn gelangen wir in 2 Minuten zum Piazzale Roma. Das kostet uns 1,50 € pro Person und geht völlig reibungslos. Diesen Weg hätte man natürlich auch zu Fuß zurücklegen können, es gibt allerdings keinen direkten Fußweg hierher und deshalb wäre ein ziemlicher Umweg durch unattraktives Industriegebiet nötig, was nicht empfehlenswert ist wegen der langen Wege, die noch in Venedig zu laufen sind. Denn ab dem Piazzale Roma ist kein motorisierter Verkehr mehr zugelassen. Außer Schiff und Füße gibt es hier nichts.

Von Piazzale Roma, wo Polizisten den Verkehr regeln, vor allem, um die Busse zügig durchzulassen, geht es über eine Brücke zur anderen Seite des Canal Grande. Dort ist der Bahnhof und von hier zieht sich der Canal Grande dann als großes Fragezeichen zum Markusplatz. Wir befinden uns nun quasi oben auf dem Fragezeichen und haben damit den längeren Weg vor uns, der Rundung des Fragezeichne folgend.

Basilica di San Marco Venedig 17.10.07 - Historische Städte an der Adria Italien, Korfu, Kroatien AIDAblu

Auf dem Bahnhofsvorplatz spielt gerade eine Marschkapelle und ziemlich viele ziemlich wichtig aussehende Leute sind versammelt. Wir gehen daran vorbei und – da man anders als heute Morgen gesehen nur mal kurze Strecken direkt am Kanal laufen kann – einen etwas breiteren Weg parallel zum Canal. Hier sind viele kleine Andenkenlädchen, Schmuckgeschäfte, Restaurants, natürlich Geschäfte für Murano-Glas und venezianische Masken, Handtaschen und Handschuhe. In der Mitte des Weges sind Holzplanken gelagert, die bei Hochwasser zu Stegen ausgebreitet werden.

Zur restaurierten Rialto-Brücke

Der Weg ist lang, mal breiter, mal schmaler. Immer wieder geht es über Brücken über kleine Kanäle. Immer können wir parallel zu unserer mehrere weitere Brücken sehen. Diese Erfahrung haben wir das letzte Mal schon gemacht: Verlaufen ist nicht möglich, selbst wenn man mal falsch abbiegt, irgendwann kommt wieder ein Schild in die richtige Richtung. Deshalb macht es auch nichts, wenn nicht an jeder Abzweigung ein Schild steht.

Wir erreichen die Rialto-Brücke, deren Restaurierung nun abgeschlossen ist. Ein Schritt an der Seite der Brücke entlang führt fast dazu, dass unsere Große in den Kanal fällt, weil sie auf dem überschwemmten Randbereich ausrutscht (ja, die schon erwähnten Raser-Motorboote). Aber nochmal Glück gehabt, sie fällt nur in eine Pfütze, es passiert Gott sei Dank nichts Ernstes, nur der Stolz ist etwas verletzt.

Die Brücke ist natürlich die berühmteste Brücke Venedigs und der Blick von hier über den Canal ist wirklich schön. Besonders jetzt bei Sonne und rund 20°C, denn nach dem Sturm gestern haben wir wieder herrliches Wetter. Dementsprechend voll ist es hier nun aber auch, ein unglaubliches Geschiebe und Gedränge. Und dazwischen überall diese blöden Selfie-Sticks.

Venedig 17.10.07 - Historische Städte an der Adria Italien, Korfu, Kroatien AIDAblu

Selfie-Sticks und Menschenmassen

Was bedeutet es, wenn mir jemand mitten in den Weg einen langen Stab mit einem Handy entgegenhält? Will er mir damit quasi auf dem Silbertablett ein Geschenk überreichen? So manche Handys sehen ganz nett aus und ich überlege, ob ich das Geschenk annehmen soll. Was die Besitzer dann wohl sagen? Also, wenn überall schon so ein Geschiebe und Gedränge ist, kommen die Sticks wirklich nicht gut.

Von hier gehen wir nun quer durch die Altstadt weiter zum Markusplatz, zur Basilica di San Marco, zum Dogenpalast. Auch hier ist alles hoffnungslos überfüllt, so dass wir uns lieber nicht länger aufhalten. Die Seufzer-Brücke schenken wir uns diesmal sogar völlig angesichts der Massen darauf.

Stattdessen gehen wir entlang des Wassers wieder Richtung Canal Grande. Dies geht wieder nur im Zickzack durch Gassen, in denen nun teurere Geschäfte sind. Teilweise müssen wir jetzt sogar eine Karte zu Hilfe nehmen, denn unser Ziel ist die von hier aus gesehen erste Brücke über den Canal Grande, die Porta Accademia. Diese ist nur manchmal ausgeschildert und wir müssen uns gelegentlich durch enge Gassen drücken, um zu ihr zu kommen. Kurz davor ist ein großer Platz, der Campo S. Stefano. Hier wollen die Kinder in einem Restaurant eine Pizza genießen. Wir dagegen finden, dass es Pizza genug an Bord gibt und haben auch gar keinen Hunger mittags. Während die Kinder die Pizza gut, aber nicht besonders finden, genießen wir ein Eis aus einer richtigen italienischen Gelateria.

Nebenbei gelingt es hier dann nach einiger inzwischen verzweifelter Suche am Fuß der Brücke (am anderen Ufer) eine öffentliche Toilette zu finden. Für 1,50 € gibt es eine Runde Entlastung.

Venedig 17.10.07 - Historische Städte an der Adria Italien, Korfu, Kroatien AIDAblu

Durch Gassen und über Brücken

Der Weg zurück zur Piazzale Roma ist nun deutlich kürzer, abseits der großen Touristenströme und geht durch viele schmale Gassen. Auch hier gibt es kleine Geschäfte und Restaurants, aber deutlich weniger als auf der anderen Seite des Canals. Und das ist auch interessant, denn hier sind viel weniger Menschen und so manches Haus beeindruckt, besonders, wenn man sich die Zeit nimmt, durch Tore in schöne Vorhöfe zu schauen.
Sich diese Zeit zu nehmen, lohnt in Venedig ganz besonders. Schon vorhin in der Altstadt habe ich in einen unscheinbaren Eingang zwischen zwei Geschäften geguckt. Völlig überraschend stand ich hinter dem Eingang innen unter dem Gewölbe einer riesigen Kirche. Spannend!

So schön jede Brücke auch ist, irgendwann wird es doch anstrengend immer treppauf und treppab. So wird dann irgendwann nach 4 Stunden jede Brücke zur Seufzer-Brücke…

Schneller als nach dem Hinweg erwartet, erreichen wir wieder den People Mover und damit den Hafen. Mit etwas hängender Zunge gehen wir um 17 Uhr wieder an Bord.

Das war wirklich ein schöner Spaziergang und es wird nicht das letzte Mal sein.

Nur mit Ausweis an Bord

Ein kleiner Tipp noch: Von Bord kommt man einfach so, aber an Bord gelangt man ausschließlich mit Bordkarte UND Ausweis. Da sind die italienischen Behörden auch sehr streng.

Bis zum Abendbrot bleibt noch etwas Verschnaufen. Eigentlich wollen wir heute ausnahmsweise mal ins Marktrestaurant, und wir hatten darauf spekuliert, dass es da leerer sein wird, da die Gäste alle in Venedig sind. Stimmt aber nicht, die Schlange davor ist sogar extralang. So dass wir lieber wieder zu unserer ungestörten Familienzeit ins Belladonna gehen.

Die Show „Can You Feel It“ ist eigentlich die Farewell-Show und wird sonst auf dem Pooldeck gezeigt. Das ist in Venedig wegen des Lärms aber nicht erlaubt (während gleichzeitig die Partyschiffe laut an uns vorbeiziehen…). Deshalb ist sie ins Theatrium verlegt und wird – wie bei Shows sonst auch – zweimal aufgeführt. Beim zweiten Mal mit dem gewohnten Abschieds-Sekt und Ansprache. Wir sehen aber lieber die erste, um danach noch entspannt „Skull King“ spielen zu können. Was wiederum zu unserem allerletzten Tagesordnungspunkt passt: Es gibt im Theatrium die Weltmeerpremiere des neuen Jack-Sparrow-Films: Fluch der Karibik Teil 5, „Salazars Rache“. Die Aufführung ist zwar nicht sehr gut besucht, gefällt uns aber.

Danach müssen die Großen schon packen. Wir bleiben aber noch über Nacht in Venedig.

Venedig

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