Von der Dominikanischen Republik nach Teneriffa mit der AIDAperla, Castries / St. Lucia 12.04.19

Aus dem Chaos erheben wir uns, werfen alle Pläne über Bord und gehen an einer hässlichen Hauptstraße entlang. Direkt an einer Landebahn. Und – ruhiger – an einem riesigen Friedhof. Aber was wir finden lohnt das: Ein ruhiger, sauberer, einsamer, langgezogener Sandstrand mit türkisem Wasser. Dank herrlicher Bäume darauf schrecken uns weder brennende Sonne noch karibische Starkschauer.

Castries St. Lucia 19.04.12 - Strände der Karibik über den Atlantik AIDAperla

Der Tag beginnt mit Chaos. Der Kapitän hatte extra darauf hingewiesen, dass sich das Einlaufen hier sehr lohnt. Und wir haben den Wecker extra früh gestellt (naja, relativ). Aber als wir dann erwartungsvoll die Vorhänge aufreißen, liegen wir bereits im Hafen. Da noch ein weiteres Schiff erwartet wird, ist der Kapitän früher eingelaufen. Schade!

Castries St. Lucia 19.04.12 - Strände der Karibik über den Atlantik AIDAperla

Chaotisches Frühstück und verworfene Pläne

Auch das Frühstück im Casa Nova ist heute ein einziges Chaos. Am Ende bekommen wir zwar alles Bestellte, aber erst nachdem allerlei anderes auf unserem Tisch gelandet und dann zu anderen Tischen weitergewandert ist. Wie am ersten Tag. Alle Kellner laufen völlig kopflos durch die Gegend, keiner weiß eigentlich so richtig, was er tun soll. Vielleicht erinnert sich der geneigte Leser an meine Ausführungen dazu am Anfang dieser Reise und meine philosophischen Betrachtungen, dass der Fisch vom Kopf her stinkt. Was soll ich sagen: Unser Restaurantchef hat vor einigen Tagen seinen Urlaub angetreten. Nach 6 Monaten täglicher Arbeit sicher wohl verdient. Und die jetzige Restaurantchefin ist nett, aber nicht da. Keiner muss sich vorne anmelden, jeder kann hier reinspazieren, die Kellner sind hilflos ohne Kopf, sobald etwas außerhalb der Routine verläuft.

Unser Plan für diesen Tag ist zwar kein Chaos, wird aber kurzerhand über Bord geworfen. Von uns selbst.

St. Lucia ist die dritte und letzte Insel, auf der wir vor 5 Jahren schon einmal waren. Damals sind wir mit einem Katamaran zum Pigeon Island gefahren. Die Fahrt war toll, der Strand nicht so toll, aber ok.

Heute ist nun der ursprüngliche Plan zur Marigot Bay zu fahren, an der einer der schönsten Strände der Karibik liegen soll. Dazu würden Wassertaxis direkt vor dem Schiff ablegen. Hm, wir beobachten das lange, die hier ablegen fahren nur in die Stadt, nicht weiter. Es gibt auf der anderen Seite der Hafenbucht noch einen Anleger, aber bis dahin ist es weit. Wir hätten auch wieder einen Ausflug über AIDA buchen können, aber jeder der schon mal eine Kreuzfahrt gemacht hat kann bestätigen, dass offizielle Ausflüge zumeist einen stolzen Preis haben.

Rundblick über die Stadt

Castries St. Lucia 19.04.12 - Strände der Karibik über den Atlantik AIDAperla

Also machen wir das durch Beobachtung ganz anders: Der Hafen von Castries befindet sich in einer Bucht. Auf der einen Seite ziehen sich Berge bis ans Wasser, hier sind die Häuser in die grünen Berge gebaut. In der Mitte ist die eigentliche Stadt. Auf der anderen Seite ist eine schmale Landzunge. Zum Teil auch einige Hügel, aber es ist genug flaches Land, dass hier ein Flughafen entstanden ist. Die Landebahn geht bis ganz ans Ende der Landzunge, hin und wieder starten oder landen hier Flugzeuge. Von unserer damaligen Katamaranfahrt wissen wir, dass die Landzunge in der Mitte dünner und flacher ist und hier hindurch können wir Strand erahnen.

Unser Schiff liegt an einem Kai auf der Seite der Bucht, die an die Landzunge grenzt. Nicht ganz daran, dazwischen ist noch eine kleine Nebenbucht. Unten am Terminal ist ein kleines hübsches Verkaufs-Dorf entstanden. Hier holen wir uns beim Losgehen eine Karte. Dadurch und durch einen Rundgang über das Deck bekommen wir schon mal einen guten Überblick und so reift ein neuer Plan:

Auf der anderen Seite der Landzunge, zum offenen Meer hin liegt eine langgezogene Bucht und da soll ein schöner Strand sein. Luftlinie nicht mehr als 10 Minuten Weg. Nur geht ja leider Luftlinie nicht, weil da die Landebahn im Weg ist. Also entschließen wir uns zu einem mutigen Fußmarsch nach Karte um die Landebahn herum. Zusammengefasst ein unschöner Weg, aber ein toller Strand.

Ein mehr als unschöner Weg über Hauptstraße, Flughafen und Friedhof

Gegen 11 Uhr verlassen wir das Schiff, wieder bewaffnet mit frischen Handtüchern. Schon im Terminal-Dorf, besonders aber davor und außerhalb des Hafenbereichs sprechen uns unzählige Taxifahrer an, die uns zu allen möglichen Zielen, besonders auch zu unserem Strand bringen wollen. 5 Dollar pro Person wäre sicherlich noch ok, aber wir haben gesunde Füße und sind fest entschlossen und so weit ist es ja nicht. Beim Zurückkommen lesen wir im Terminal noch ein Schild, dass man nur offizielle Taxen nehmen soll, tja, darauf hätten wir bei den vielen Werbern nicht geachtet.

Castries St. Lucia 19.04.12 - Strände der Karibik über den Atlantik AIDAperla

Zu Fuß geht es die kleine Straße vom Anleger Richtung Norden bis zur Hauptstraße. Dann haben wir die Taxifahrer größtenteils hinter uns, nur einzelne halten noch auf dem Weg hupend an, um uns zu fragen.

Dann geht es entlang der Hauptstraße genau nach Norden, bis diese an der Landebahn 90° nach rechts abknickt. Hier entlang gehen wir dann einfach immer östlich bis zum Ende der Landebahn. Der Weg ist nicht schön. Es gibt einen mit Platten befestigten Fußweg zwischen einer tiefen und nicht immer appetitlichen Gosse und der teils 4-spurigen Hauptstraße. Warm, staubig, Verkehr-stinkend, aber zu überstehen.

Ein Traum von karibischen Strand

Und nach rund 20 Minuten sind wir dann am Ziel: Hinter der Landebahn wieder nach Norden abbiegen, dann hat man die Wahl, entweder auf der anderen Seite der Landebahn wieder zurück zu gehen Richtung Flughafen, oder direkt über einen Parkplatz an den Strand Vigie Beach zu gehen. Letzteres machen wir und als wir dann endlich freien Blick haben, sind wir gleich beeindruckt:

Wir stehen am östlichen Rand des Strands. Dieser zieht sich entlang einer Bucht die ganze Landzunge entlang. Er ist recht schmal, heller Sand und – natürlich – türkises Wasser.

Einzelne große Bäume überragen den Strand. Einen solchen nehmen wir und legen uns darunter. Das hat gleich zwei positive Aspekte: Zum einen ist es im Schatten sehr angenehm, wo bei einigen die Haut gerade erst heilt. Zum anderen ziehen heute einige Schauer hindurch. Wie in der Karibik üblich nur kurz, aber heftig. Als es losgeht ziehe ich einfach alle unsere Sachen unter den fast waagerecht wachsenden Stamm und breite sie anschließend wieder aus, 2-3x, ansonsten ist es sonnig bis wolkig bei 30°C.

Der Strand ist absolut sauber, der Sand weich und fein, im Wasser einige Steine, aber nicht zu viel. Auch das Wasser ist wieder völlig klar und sauber. Und angenehm warm, auch während der Schauer.

Zudem sind kaum Menschen am Strand, vielleicht 20 Leute in Sichtweite. Von denen die meisten auch noch beim ersten Schauer verschwinden. Ein paar Einheimische stellen sich jeweils in wenigen Abstand zu einer Gästegruppe. Keine Ahnung warum, aber wir haben eh immer ein Auge auf unsere Sachen.

Castries St. Lucia 19.04.12 - Strände der Karibik über den Atlantik AIDAperla

In der Ferne ist heute sogar Martinique zu sehen.

Zur Ruhe gehört auch der Bereich vor dem Stand: Das Gebiet zwischen Landebahn und Strand wird von einem Friedhof ausgefüllt. Zum Teil durch eine Steinmauer vom Strand getrennt. Auch hier ist es ruhig, lediglich 2 Friedhofsarbeiter sind hier beschäftigt oder ruhen sich auf den Gräbern aus. Letzteres kommt nicht zu kurz.

Wie in der Karibik üblich, sind die Gräber oberirdisch gebaut. Wir finden es nun nicht schlimm, direkt neben den Gräbern am Strand zu liegen, das gehört so auch zur karibischen Mentalität, dass der Tod zum Leben gehört. Was ich aber pietätlos finde sind die Deutschen mit den gelbweißen Poolhandtüchern, die sich auf Gräbern sitzend umziehen müssen.

Schauer und Beatles verabschieden uns

Gegen 15:30 Uhr gehen wir wieder zurück und erreichen den Hafen direkt, als ein größerer Schauer beginnt. Davon kommen bis zum Auslaufen noch einige mehr runter. Diesmal kommen wir nicht durch das Terminal, ohne dass unsere Kleine Mitbringsel für die Freunde besorgt. Dadurch reicht die Zeit heute nicht mehr für einen Shake, es muss der Eistee reichen, der vor dem Schiff gereicht wird. Dort auch wieder die Möglichkeit, die Poolhandtücher loszuwerden. Eine sehr gute Neuerung, die wir schon die ganze Reise genossen haben, dass die Handtücher schon vor dem Schiff, spätestens aber auf Deck 3 beim Hereinkommen abgegeben werden können.

Bis zum Abendbrot schaffen wir es gerade noch zu entsanden, dann geht es heute ins East Restaurant, damit wir uns noch einmal einen schön gebratenen Teller selbst zusammenstellen können.

Als Show gibt es heute um 19 Uhr die Beatles-Show „Come together“. Jedes Mal gefällt sie uns gut, ich muss aber sagen, dass ich kaum je „Yesterday“ so gut gesungen erlebt habe wie heute. Ganz großes Kino. Und auch die Choreographie von „All the Lonely People“ geht uns jedes Mal unter die Haut.

Danach bleibt uns nur noch ein bisschen zu spielen, ein kleiner Cognac oder Erdbeer-Daikiri und ab ins Bett.

In der Prime Time stellt sich heute der Kapitän vor, das sehen wir aber nur noch in der Fernseh-Wiederholung. Er ist, wie schon geschrieben, von Costa ausgeliehen und wird nach dem Einsatz hier auf die AIDAnova gehen, bevor Costa ein baugleiches Schiff übernimmt. Er wirkt sehr nett, aber dass die ganze Zeit der Staff-Kapitän übersetzen muss bestätigt einmal mehr meinen Gedanken, dass wir schon viele lustige oder interessante Kapitäne auf den AIDA-Schiffen hatten, es aber gut ist, wenn der Kapitän auf einem deutschsprachigen Schiff mit deutschsprachiger Reederei auch hier vorangeht. Gerade für die Älteren ist es schwer genug, sich mit den vielen rudimentär englischsprachigen Service-Kräften zu verständigen, das beobachten wir immer wieder.

Die nächste Etappe sind 182 Kilometer bis Roseau.

Castries

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