Große Mittelmeer-Reise ab Mallorca 1 mit der AIDAcosma, Marseille 12.09.24
Bisher hieß es immer, Marseille ist schmutzig, nicht ansehnlich und eine der kriminellsten Städte Frankreichs. Und vermutlich ist das auch wahr, nur nicht dort, wo wir heute sind. Wir sind am Ende so froh, uns nicht auf Vorurteile verlassen zu haben, sondern spielerisch die Altstadt zu entdecken. Lediglich der AIDA Shuttle ist eine Frechheit.
Bilder folgen hier in Kürze
Geburtstage und Krimis virtuell und live im Mittelmeer
AIDAcosma 2024
Es ist ungewohnt frisch heute Morgen. Ein erster Gang auf den Balkon zeigt: 15°C, bedeckt, windig. Huh, wir hatten bei Ankunft ein bisschen weiter südlich in Palma doppelt so hohe Temperaturen.
Es wird im Laufe des Tages aber noch besser: Sonnig, 19°C, Sturmböen.
Stadt oder nicht Stadt?
Zunächst geht es aber zum gewohnten Frühstück ins Marktrestaurant und wie immer trudelt dort ein Teil der Kinder mit ein.
Inzwischen hat alle drei Älteste die Erkältung gepackt und damit winken sie auch für den Plan heute ab.
Doch welcher Plan? Wie immer gibt es viele Möglichkeiten. Als wir letztes Mal in Marseille waren, sind wir an Bord geblieben.
Zum einen sieht der Laden von hier vom Hafen aus nicht besonders attraktiv aus. Zum anderen hört man immer wieder, dass Marseille eine schmutzige und wenig ansehnliche Stadt sein soll. Und zum dritten hat Marseille den Ruf der höchsten Kriminalität in Frankreich, wenn nicht gar in Europa.
Nun haben wir heute die Chance, uns selbst ein Bild zu machen. Dazu müsste man aber wissen, was sich anzusehen lohnt. Und dazu probieren wir etwas Neues aus: die beste Ehefrau von allen hat eine App ausgegraben, die uns mit einer abenteuerlichen Geschichte und vielen zu lösenden Rätseln durch die Altstadt führt.
Mit Bus, Shuttle, Taxi oder Uber?
Davor steht aber noch ein ganz anderes Rätsel zu lösen: wie kommen wir zur Altstadt. Zu Fuß ist keine Option, denn das würde 6 Kilometer Fußmarsch durch den hässlichen Industriehafen bedeuten.
Bleibt Taxi, Uber, öffentlicher Bus, AIDA-Shuttle.
Taxi-Stände sind hier am Terminal, die Haltestelle des öffentlichen Busse ist ein paar hundert Meter entfernt. Tickets gibt es am Automaten oder etwas teurer (2,- €) beim Fahrer.
Wie immer beim ersten Mal in einer neuen Stadt entscheiden wir uns für die Sicherheits-Variante: den AIDA-Shuttle. Damit können wir erst einmal alles erkunden und dann beim nächsten Mal anders machen. Damit sparen wir uns die Suche nach der Haltestelle und die Gefahr krimineller Franzosen bei Uber.
Offensichtlich machen das nicht alle so: Neben uns im Hafen liegen noch die MSC Orchestra und die MSC Fantasia. Als wir später zurück in den Hafen kommen, sehen wir ganze Trauben von Menschen, die vom öffentlichen Bus zu den Schiffen strömen.
Toilette am Rande der Altstadt
Wir nehmen also um 12 Uhr den AIDA-Shuttle, der direkt vor dem Schiff steht und uns durch den typisch unansehnlichen Industriehafen bringt. Fast 6 Kilometer. Dann aber nicht wie gehofft in die Altstadt, sondern an den Ausgang des Hafens unterhalb der Kathedrale. Von hier ist es bis zum alten Hafen noch ein ganzes Stück zu gehen. Das finden wir nicht gut, und dann nimmt AIDA dafür 17,- €. Nein, nicht für alle, sondern für jeden.
Das werden wir morgen in Barcelona anders machen, da haben wir schon ausprobiert, wie es geht.
Jetzt jedenfalls sind wir jetzt unterhalb der Cathédrale La Major. Unterhalb bedeutet tatsächlich, dass wir erst einmal Treppen steigen müssen, um hoch auf den großen Platz rund um die Kathedrale zu gelangen.
Wie vorhergesagt scheint jetzt die Sonne wolkenlos, aber es ist sehr stürmisch, was wir besonders hier oben über dem Hafen merken.
Hier suchen wir als erstes eine Toilette. In der Kathedrale wird es bestimmt eine geben. Dazu gehen wie einmal rund um die gewaltige Kirche, der Eingang ist natürlich rechts, während wir linksrum gehen.
Die Kathedrale ist auch innen riesig, sehr hohe Decke, mehrere Nebengewölbe, auch hinter dem Altarraum, den man hinten umrunden kann. Opulent. Gewaltig.
Aber keine Toilette. Anders als in Palermo. So jedenfalls besichtigen wir die Kathedrale.
Zur Toilette führt uns Maps, eine öffentliche ist ganz in der Nähe, dort wo wir die Treppen hochgekommen sind. Hier finden aber gerade Wartungsarbeiten statt. Also suchen wir die nächste Toilette auf Maps, finden nicht viele, aber wir suchen so lange, bis die Wartungsarbeiten beendet sind und die Toilette Erlösung gibt.
Mit der App auf Rätseljagd
Nun öffnen wir die App “Coddy”, erwerben das Spiel für 29,- € und werden zum Startpunkt geführt, ein paar hundert Meter in die Altstadt. Der Weg dorthin ist noch nicht eindrücklich, danach werden wir aber von einem Spielpunkt zum nächsten durch die Altstadt geführt, dabei findet das virtuelle Geschehen an den interessantesten Plätzen statt und wir gehen viele schöne kleine Gassen entlang.
Das virtuelle Spielgeschehen ist einfach erklärt: wir beobachten, wie eine Frau im 16. Jahrhundert verhaftet und der Hexerei angeklagt wird und haben nun die Aufgabe, ihr zu helfen. Dabei müssen wir an historischen Orten Menschen treffen, die uns aber nur helfen, wenn wir Rätsel beantworten können. Dazu müssen wir uns an den Zielorten umsehen. An andern Orten gibt es Dinge einzusammeln oder Spielmünzen zu gewinnen.
Erst tun wir uns schwer mit der Lösung der Rätsel, aber nachdem wir das Spielprinzip verstanden haben, gelingt es uns besser. Und so lernen wir spielerisch die Altstadt kennen, zu den einzelnen Orten gibt es auf Wunsch nähere Erklärungen.
Wir brauchen zu lange für die Rätsel und schaffen es deshalb nicht, das Spiel zu Ende zu spielen, der letzte Shuttle-Bus geht um 15:45 Uhr, natürlich wollen wir bereits 15 Uhr da sein und müssen auch erst einmal dorthin zurückgehen.
Aber wir haben nun 1 Jahr Zeit, das Spiel zu Ende zu spielen.
Manko der App für uns ist, dass sie zwar auf Holländisch (warum?) und Englisch erhältlich ist, nicht aber auf Deutsch. Aber die Kleinen übersetzen fleißig.
Durch die schöne Altstadt
Spielstart ist ein kleiner Platz mit typischem Restaurant. Von dort geht es weiter zum Centre de la Vieille Charité, einem ehemaligen Armenhospiz, das kostenlos besichtigt werden kann. Das würden wir gern tun, schaffen wir aber nicht, weil wir gerne noch mehr von der Stadt sehen wollen.
Weiter geht es zu Kirchen, historischem Hotel, Rathaus, Oper, schönen Plätzen.
Der Weg führt dabei immer wieder durch hübsche kleine Gassen, manche komplett und gewollt mit Graffiti verzieht, andere mit schöner alter Gebäudesubstanz. Dieses Gewirr an kleinen Gassen ist wirklich schön.
Und die Altstadt ist bergig. Wir gehen steile Straßen und Treppen hinauf, sind schon in Höhe des Glockenturms über der Kirche, und gehen dann auf der anderen Seite wieder herunter.
Schließlich landen wir am Alten Hafen. Der ist sehr schön, rundum historische Gebäude und Kirchen, ein Restaurant neben dem anderen, so wie man es von Frankreich kennt.
Direkt am Wasser können wir auf der Promenade flanieren, im Wasser jede Menge kleine Yachten und Fähren.
Im Hintergrund hoch auf einen Berg die Basilika Notre Dame de la Garde.
Das ist alles wirklich schön und wir merken uns: wir brauchen viel mehr Zeit – nicht nur wegen des Spiels, sondern vor allem wegen der schönen Altstadt, in der wir gern noch viel mehr gesehen hätten.
Andererseits merken wir im Shuttle Bus an den Beinen, wie viel wir gelaufen sind. Denn vom Alten Hafen aus gehen wir in 15 Minuten zum Shuttle zurück.
Dieser ist gut organisiert, es entstehen keine Wartezeiten, anders als beim öffentlichen Bus, an dessen Haltestelle schon jede Menge Menschen warten.
Auf der Rückfahrt zum Bus ziehen wir ein sehr positives Fazit. AIDA warnt Besucher zurecht, sich nicht in entlegene Stadtteile zu begeben, vor Kriminalität und zivilen Unruhen, aber die Altstadt hat uns wirklich gut gefallen.
Am Schiff gönnen wir uns heute mal wieder einen Caramel Macchiato.
Danach ruhen wir uns auf dem Balkon aus und verarbeiten die vielen Eindrücke des Tages.
Genuss im Mamma Mia
Um 18:30 haben wir heute im Ristorante Mamma Mia gebucht.
Das passt zu Marseille: auch hier haben wir im Vorfeld viele Klagen gehört, dass man lange auf das Essen warten müsse und es dann kalt käme. Auch wir haben hier auf der Suez-Kanal-Fahrt schon länger gewartet. Aber haben es ja nicht eilig. Und haben dann derart gut gegessen, dass wir das immer wieder wiederholt haben. Das wollen wir nun heute den Kindern zeigen.
Und tatsächlich: die Restaurantleiterin hat alles gut im Griff, die Kellner sind flott und freundlich, wir haben kaum Wartezeit.
Von den letzten Malen angefixt nehmen wir gleich zwei Vorspeisen, eine Hauptspeise und Nachtisch.
Das Mamma Mia ist ebenfalls (wie die letzten Tage) ein Spezialitäten-Restaurant. Das bedeutet Bedienung am Platz, Essen ist inklusive (egal wie viel und wie oft bestellt), Getränke müssen bezahlt werden.
Einen Platz bekommt man nur mit Reservierung, und dann auch nur, wenn zeitig gebucht, denn die Plätze sind begehrt.
Wir sitzen sehr gut an zwei Vierertischen nebeneinander in einer Ecke.
Letztes Mal war der beworbene Limoncello Spritz aus, heute ist er da und wirklich lecker.
Dazu bestellen die meisten Vitello Tonnato, gemischte Antipasti (Antipasti Misti) und Parmesancreme-Suppe (Zuppa Cremosa al Parmigiano con Crostini alle Erbe), Rinderfilet (Filetto di Manzo al Barolo) und Tiramisu oder Joghurtcreme (Amore Miele).
Und das Essen ist wirklich sehr gut, das Rinderfilet macht dem Steakhouse deutlich Konkurrenz und ist kostenfrei.
Das ist wie gehofft ein sehr leckerer und schöner Abend.
Den wir mit einer Runde “Skull King” in der Art Bar beschließen. Unser Jüngster gewinnt mit Abstand. Das Abendprogramm dagegen mit „The Voice of the Ocean“ interessiert uns nicht.
Ein richtig schöner Tag.
Die nächste Etappe sind 367 Kilometer bis Barcelona.
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