Meine ersten Wale und ein Foto mit Loch-Ness-Beweiskraft

Gran Canaria bis Hamburg 3 mit der AIDAsol, Atlantik 15.04.17

Zum ersten Mal sehe ich Wale. In weiter Ferne und von inkompetenter Stelle angezweifelt, aber immerhin. Inkompetent auch unverschämte Platz-Besetzer und Biskaya-Neptun, großartig dagegen Fleisch und Film.

Das Frühstück beginnt mit einem Sakrileg: Unser schöner Tisch gleich am Eingang in der kuscheligen Ecke am Fenster ist belegt. Unfassbar. Nun haben wir uns daran so gewöhnt, wie sollen wir uns jetzt noch umgewöhnen? Natürlich werden die Leute, die unseren Tisch besetzt halten, mit einem bösen Blick bedacht. Im Moment berät gerade der UNO-Sicherheitsrat über eine Resolution, es könnte allerdings sein, dass Russland wieder ein Veto einlegt.

Die Perfidie dieser Aktion liegt allerdings woanders, nicht in unserem Geländeanspruch: Es gibt nur wenige 4er-Tische und im Moment noch ca. 10 freie 2er-Tische. Und die Okkupanten sind nur zu zweit und machen sich tatsächlich an einem der wenigen 4er-Tische breit. Hier darf nun der geneigte Leser doch einmal zustimmend nicken, dass das rücksichtslos ist. So.

Apropos

Apropos Frühstück: die ersten Tage gab es die Marmelade immer in großen Schalen zum Selber-Abfüllen. Das finde ich vom Umweltaspekt am besten. Seit gestern sind sie aber wieder in kleinen süßen 28g-Gläsern. Das hat für uns auch Vorteile, denn das von uns geöffnete Glas schmuggel ich immer gern aus dem Restaurant, um da unseren allerersten Honig als Probe abfüllen zu können. Mal sehen, ob das dieses Jahr gelingt, aber ich bin sicher, Jürgen hat grad alles im Griff, während wir hier auf dem Meer rumfahren.

Apropos Meer: Wir fahren ziemlich genau nach Norden, das bedeutet, dass wir die Morgensonne noch voll auf dem Balkon haben. Das genießen wir natürlich erst einmal, ich sag nur so viel: Ohne Sonnencreme geht da gar nichts!
Und dann passiert es: Zum ersten Mal schaue ich über das Meer und sehe plötzlich eine Fontäne: Da schwimmt in einiger Entfernung eine Gruppe Wale neben uns her. Gut, das Beleg-Foto hat ungefähr dieselbe Beweiskraft wie die Fotos vom Ungeheuer von Loch Ness, aber ich freue mich riesig über den Blas und die Walrücken, die immer mal auftauchen. Das ist so schön!!!

Nach meinem Delfin-Zweifeln neulich muss ich wohl nicht extra betonen, dass die beste Ehefrau von allen meine Sichtung glatt bezweifelt. Unglaublich… In der Zeit suchen die Kinder nach den 20 Ostereiern, die Unbekannte heute schon auf dem Schiff versteckt haben und die im Shop gegen Preise eingetauscht werden können. Leider werden sie so gar nicht fündig.

Wieder Neptun

Als mittags die Sonne so langsam hinterm Schiff verschwindet, wird es Zeit für‘s Theatrium. Dort wird heute im Rahmen des Familienkinos der Animationsfilm „SING“ gezeigt, der gerade erst in den Kinos war. Der ist wirklich rührend gemacht und das ist ein schöner gemeinsamer Familienfilm.

Im Anschluss soll Neptun sich an Deck aufhalten, diesmal zur Biskaya-Taufe. Das nimmt ja nun inflationär zu. Früher gab es das nur bei Überquerung von Äquator und Polarkreis. Nun also auch Biskaya, irgendein Grund findet sich immer, als Vorschlag hätte ich da noch Einfahrt von der Elbe in die Nordsee (oder umgekehrt), Durchquerung des Ärmelkanals, Sichtung von Land oder ganz einfach Sichtung von Wasser…

Dann wollen wir doch lieber etwas spielen. Das gestaltet sich aber doch als schwieriger als gedacht, denn alle Tische in der AIDA Lounge und Bar sind restlos besetzt. Also gibt es erst Milchkaffee und -shake. Dazu setzen wir uns wieder ins Theatrium und haben einen exklusiven Blick auf die Probe der Tänzer, die einen Catwalk einüben. Dabei spekulieren wir darauf, dass sich wenn um 15 Uhr das Bella Donna zum Kaffee öffnet, die Lounge schlagartig leert. Ganz so schlagartig geht das nicht, aber wir bekommen dann wieder einen schönen Platz in der Lounge mit Blick über das Meer. Und auch „DOG“ ist diesmal erfolgreicher, sensationeller Weise kann ich einen Sieg der Logik und Vernunft verkünden, kurz, ich hab auch mal gewonnen…

Medium mit oder ohne rare

Während die Kinder zum „Chaos-Spiel“ (nein, das ist nicht abwertend gemeint, das heißt wirklich so) in den Teens-Club gehen, streifen wir etwas durch den Shop und schwupp ist es schon wieder Zeit zum Abendbrot, heute noch einmal mit exzellentem Fleisch im Buffalo Steak House. Auf Empfehlung eines Fleisch-Experten, der vor ein paar Tagen in der Prime Time war, probiere ich heute mal medium rare, weil das noch mehr ursprünglichen Fleisch-Geschmack haben soll. Stimmt, man schmeckt tatsächlich eine Note rohen Fleisches hindurch, aber ich beschließe, dass mir medium doch besser schmeckt.

Dadurch erleben wir die Autorenlesung von Kai Hensel genauso nur am Rande wie die Mozart-Tanz-Show „Eine große Nachtmusik“, der geneigte Leser erinnert sich vielleicht an den rosa Pudel, den ich bei einer der letzten Fahrten beschrieb. So sehr reizt uns dieser aber heute dann doch nicht, die 2. Aufführung versuchen wir dann aber zumindest am Fernseher zu verfolgen, das gelingt aber nur teilweise, weil dem TV-Team erst gegen Ende der Show auffällt, dass sie vergessen haben, die nervige Pausenmusik auszustellen und den Ton mit zu übertragen. Nebenbei können wir heute endlich den Waschsalon nutzen, wir konnten ja beim Hinflug die Koffer nur mit 20kg beladen…

Heute vor 105 Jahren ist die Titanic gesunken. Ich hoffe, dass das der einzige Grund ist, warum der entsprechende Film gehäuft gezeigt wird, wenn wir gerade auf Kreuzfahrt sind. Ich schau jetzt jedenfalls einmal öfter aus dem Fenster, ob Eisberge in Sicht sind.

Darüber wird es dann Nacht, morgen ist noch ein Seetag.

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