Metropolen ab Hamburg 1 mit der AIDAperla, Hamburg 18.03.18

Das Auslaufen mit 21 Stunden Verspätung dürfen wir draußen in praller Sonne genießen, gut geschützt vor dem eisigen Wind bei -4°C. Aber was alles an so einem Sturm mit Verspätung samt Routenänderung hängt, lernen wir erst heute. Und wir lernen, dass Fensterputzer zur Beruhigung auf der Titanic fehlten, heute gibt es natürlich strengere Gesetze. Und Bettenmachen kann auf die Stimme gehen!

French Kiss Hamburg 18.03.18 - Zu spät zu den Metropolen AIDAperla

Wir haben furchtbar schlecht geschlafen. Das mag am Seegang liegen. Der fehlt. Oder an der Klimaanlage. Durch die wir einen furchtbar trockenen rauen Hals haben. Oder am Cocktail von gestern. Aber ich bin sicher, dass der dicke Kopf heute nicht von einem einzigen Aperol kommen kann. Oder der Anspannung von gestern. Oder den unbewussten Gedanken um den fehlenden Koffer. Der nun wenigstens heute Morgen vor der Tür steht.

Die richtigen Mitarbeiter im French Kiss

Jedenfalls muss nun ein Frühstück her. Im Gegensatz zu dem Gold-Frühstück im Buffalo Steak House haben wir bei dem exklusiven Frühstück im French Kiss auf der AIDAprima nur schlechte Erfahrungen gemacht. Aber gestern habe ich schon ein Bild des Teams hier gesehen und sofort verkündet, dass es hier richtig gut wird. Natürlich hat die skeptischte Ehefrau von allen sich gleich über meine Schlüsse aus einem einzigen Foto lustig gemacht, muss sich dann aber heute Morgen vor dem Menschenerkenner tief verneigen:
Natürlich bleibt es kein Vergleich mit den anderen Schiffen, aber trotzdem läuft es sehr gut. Die Service-Kräfte sind aufmerksam und schnell, der Lachs und Käse ist exzellent, die weichen Eier auf den Punkt. Einwandfreies Frühstück!

Natürlich ist das French Kiss selbst immer noch nicht gut durchgeplant. Es soll ja einem Café auf einer Promenade nachempfunden sein und geht deshalb nahtlos in den Hauptgang über. Deshalb versuchen auch immer wieder Gäste, sich einfach mal an einen der zahlreichen Tische zu setzen. Da helfen auch überall in den Weg gestellte Stühle nicht: Laufend müssen die Mitarbeiter die Gäste bitten, wieder aufzustehen und sich erst beim Restaurantchef anzumelden.
Hier muss das Konzept immer noch geändert werden: Entweder macht man Kordeln vor das Restaurant, so dass alle Gäste zu einem Eingang geleitet werden, oder man möchte den offenen Charakter erhalten und dann darf sich jeder setzen wie er will und der Restaurantchef muss halt rumgehen und die Gäste am Platz begrüßen. Beides geht nicht, hier muss sich AIDA entscheiden.

Lounge Hamburg 18.03.18 - Zu spät zu den Metropolen AIDAperla

Als angenehmer Gast in der Lounge

Nach dem Frühstück gehen wir noch eben in die Lounge. Diese ist im Gegensatz zu den anderen Schiffen ein exklusiver Bereich für Suitengäste und Gold-Clubstatus. Gestern Abend haben wir schon mal reingeschaut und wurden vom Concierge sehr freundlich mit Handschlag begrüßt. Allerdings war es proppenvoll. Heute Morgen ist kein Mensch da, auch der Concierge noch nicht. Diesen Service möchten wir aber nutzen, um für einige Abende in unterschiedlichen Restaurants zu reservieren.

Also doch erstmal noch etwas ausruhen, Reisebericht schreiben und nochmal eindösen. Das schaffen wir auch problemlos bis zur Rettungsübung um 13:30 Uhr. Diese findet pünktlich und im Gegensatz zu den Schiffen der letzten Generation nicht draußen, sondern in den Restaurants statt. Unsere Station ist das Belladonna Restaurant. Und hier lässt sich so eine Übung gut aussitzen. Zwar mit angelegter Rettungsweste, aber dafür gemütlich am Tisch statt draußen wie Pökelheringe gedrängt auf Deck 5. Das einzige was wir nicht verstehen, sind die eifrigen Fensterputzer, die währenddessen die Außenscheiben von Salz befreien. Vielleicht soll das im Notfall die Sicht auf die Rettungsboote verbessern. Oder es ist die moderne Art, im Notfall mit Normalität für Beruhigung zu sorgen, auf der Titanic musste dafür noch die Band live spielen. Eine andere gängige Theorie unter den Wartenden ist, dass das gar nichts mit der Übung zu tun hat. Aber wer weiß das schon.

Nach der Übung gehen wir zusammen in den Außenbereich der Lounge, um das Auslaufen zu genießen. Um dies nicht auszunutzen haben wir extra gefragt, ob wir die Kinder mitbringen dürfen. Spannender Weise hat der Concierge dazu gesagt, dass wir alle mitbringen dürfen. Das „alle“ fand ich gut…
Wir achten dann aber auch darauf, niemandem den Platz wegzunehmen und uns nicht zu unverschämt an den Getränken zu bedienen. Andere achten nicht so darauf wie wir, wie wir feststellen, was hier schon an Sekt gezischt wird…

Der Außenbereich ist nett mit Korbsesseln bestückt. Dank der überkopfhohen Glasreling ist es recht gut vor dem eisigen Wind geschützt. Zudem scheint pralle Sonne auf uns, so dass wir kurzzeitig überlegen, nach Sonnencreme zu fragen. Und es liegen überall Decken herum, damit ist es herrlich: Mitten im März bei -4°C draußen im Hafen.

Antoine de Saint Exupery Hamburg 18.03.18 - Zu spät zu den Metropolen AIDAperla

Auslaufen mit 21 Stunden Verspätung

Kurz nach 15 Uhr laufen wir dann mit 21 Stunden Verspätung, wegen des starken Windes geschützt von zwei Schleppern, aus Steinwerder aus. Ach, das ist hier ein schöner Platz um das zu beobachten. Dabei schauen wir nach Süden, auf die Containerterminals. Heute liegt hier die Antoine de Saint Exupery, das größte Containerschiff, das Hamburg je angelaufen hat, das siebtgrößte Containerschiff der Welt, das heute zum ersten Mal überhaupt in Hamburg ist. Schön, wie die Kräne und Container von der Sonne beleuchtet werden. Etwas später dann das Airbus-Gelände mit der riesigen Startbahn.

Nun wird unser Platz zunehmend schattiger, das wird dann aber doch deutlich zu kalt und deshalb wechseln wir nach innen. Hier können wir beim Concierge doch noch für heute Abend im Brauhaus reservieren. Auch Reservierungen in den Buffet-Restaurants wären möglich, neu jedoch ist, dass dies nur bei Bestellung einer Flasche Wein möglich ist.

In einem der Rondelle im Theatrium lassen wir uns dann zum Spielen nieder. Bevor wir das anfangen, möchte ich doch auch noch einmal ein paar Fotos vom Nordufer machen, wo die schönen Elbe-Villen sind. Aber dazu muss ich oben an Deck und hier weht wieder so ein eisiger scharfer Wind, dass ich das nur für ein paar Fotos aushalte.

Also doch Karten spielen. Mit der gleichen schon erwähnten Respektlosigkeit, dass wieder die Kinder gewinnen. Naja.

Ente im Brauhaus

Zum Abendbrot geht es dann also ins Brauhaus. Das ist eins der Restaurants, bei denen das Essen inklusive ist, die Getränke aber bezahlt werden müssen. Unser Favorit ist heute eine halbe Ente und Rote Grütze. Sehr lecker.

Hamburg 18.03.18 - Zu spät zu den Metropolen AIDAperla

Unser Treffpunkt danach ist ein langgezogener Tisch zwischen Theatrium und Kunst-Galerie. Auf den großen Schiffen gibt es außerhalb der Restaurants relativ deutlich weniger Tische als auf den Vorgängern. Zwar deutlich mehr schöne Rondelle im Theatrium, aber es fehlen die vielen Tische, die wir sonst in der AIDA Bar haben. Dieser von uns entdeckte Tisch ist aber ideal, um zu Acht Karten zu spielen.
Überflüssig zu erwähnen, dass die Kinder gewinnen.

Was alles am Sturm hängt

Wie gestern hat sich AIDA überlegt, um 20 Uhr für eine Stunde eine Open-Bar-Aktion zu machen. Sekt, Softgetränke, Bier sind umsonst. Sehr angenehm. Für manchen zu angenehm, wenn ich so die Zahl der weniger werdenden vollen und mehr werdenden leeren Biergläser bei manchen Zeitgenossen sehe…

Zudem wurde vorhin vom Kapitän durchgesagt, dass sich bedingt durch unsere Verspätung die Route ändert. In Southampton sind wir einen Tag später, Le Havre fällt aus, dann geht es normal weiter. Dafür werden jedem Gast 75,- € als auszahlbares Bordguthaben gutgeschrieben. Das ist nicht wenig, besonders angesichts der Tatsache, dass AIDA ja gar nichts dafür kann und sie gestern wirklich alles gegeben haben, um uns an Bord zu helfen. Der General Manager berichtet in der Prime Time noch einmal, dass tatsächlich auch Küchenpersonal und Künstler rekrutiert wurden, um Koffer zu tragen und Betten zu machen. Ich glaube das auch, weil das sonst gar nicht zu schaffen gewesen wäre. Zudem sind Mitarbeiter an Bord gekommen, die all die Quittungen abarbeiten müssen, die Gäste einreichen, wenn sie durch die Verspätung zusätzliche Kosten hatten, wie Stornierungsgebühren oder Hotelkosten. Was alles an so einem Sturm hängt!
Zudem hören wir noch einmal, wieviel Glück wir hatten, dass die AIDAperla überhaupt in einem kurzen Zeitfenster einlaufen konnte, denn kurz danach wurde die Elbe erneut für AGF (außergewöhnlich große Fahrzeuge) dichtgemacht.

Den Abschluss bildet heute um 21 Uhr die Show der AIDA Stars. Die 5 Solisten stellen sich dabei mit einem kurzen Einspieler und einem Song vor. Das sehen wir immer sehr gerne, um etwas über die Künstler zu erfahren. Die Besonderheit dabei ist, dass diesmal alle 5 aus den USA stammen, eine Sängerin kennen wir schon von der letzten Fahrt aus der Adria. Keine Besonderheit ist dagegen, was dem geneigten Leser natürlich sofort auffällt, dass offensichtlich wieder eine Künstlerin erkrankt ist, sind es doch eigentlich 6 Solisten. Naja, das Bettenmachen halt. Oder so.

Die erste Etappe sind 976 Kilometer bis Southampton. Morgen ist aber erst einmal Seetag.

Hamburg

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