Metropolen ab Hamburg 2 mit der AIDAmar, Hamburg 19.03.16

Endlich wieder auf Kreuzfahrt. So ein Winter ist einfach zu lang. Heute einiges Neues: Ein neu erprobtes Eincheck-Verfahren, ein neues Terminal und neue Gefahren in der Schlange. Dabei kläre ich heute wichtige Kreuzfahrt-Fragen: Welches der wichtigste Platz auf dem Schiff ist und wieso manche die Fahrt mit Rückenschmerzen beginnen. Nebenbei planen wir einen eigenen Dorfplatz im Marktrestaurant und erleiden eine Rettungsübung in XXL.

Hamburg 16.03.19 - Eine Runde England Frankreich Holland AIDAmar Metropolen

Eigentlich ist der Plan so: Um 5 Uhr morgens in Steinwerder vor der Tür stehen, bei Ankunft der AIDAmar direkt die Taue auffangen und rauf aufs Schiff. Die werden doch so treue Kunden wie uns nicht draußen stehen lassen…

An diesem Plan sieht man, wie lange wir kreuzfahrtfrei waren und was Entzugserscheinungen so alles anrichten können. Klappen tut dieser Plan jedenfalls nicht, nicht weil die uns nicht reingelassen hätten, sondern weil wir noch nicht um 5 Uhr da sind…

Vielmehr stehen wir zu einer menschenwürdigen Zeit auf, machen in aller Ruhe alles reisefertig, packen die letzten Koffer und letztlich geht es um 12 Uhr los, also nur minimal nach unserer geplanten Zeit.

Die Autobahn ist sehr voll, das war bei Ferienbeginn nicht anders zu erwarten. Genauso war der Typ Autofahrer zu erwarten, der uns unterwegs begegnet: Notorische Mittelspurfahrer, die alle minimal schnelleren Wagen zwingen, auf die linke Spur zu wechseln, weshalb wir mehr bremsen als fahren können. Einmal wird es brenzlig, als ein Wohnwagengespann unbedingt einen LKW überholen muss und dann vorne am LKW mit dem Wind nicht zurechtkommt und gefährlich ins Schlingern gerät. Gott sei Dank passiert nichts und das Gespann fängt sich wieder.

Hamburg 16.03.19 - Eine Runde England Frankreich Holland AIDAmar Metropolen

Parken am Terminal Steinwerder

Ansonsten ist die Fahrt ruhig und wir erreichen nach nur 1 Stunde das neue Kreuzfahrt-Terminal Steinwerder. Dies ist für uns das erste Mal hier und wir staunen, wie groß das ist im Vergleich zu den beiden anderen Terminals in Hamburg. Davor ein riesiger Wendeplatz und ein noch viel riesigerer Parkplatz. Dieser ist durch Schranken zu erreichen. Parken ist hier bis 20 Minuten kostenlos, so dass Bringen und Abholen von Gästen sehr leicht ist. Danach kostet es aber ordentlich, hier lohnt sich vorheriges Reservieren, wenn längeres Parken geplant ist. Dies ist an sich problemlos im Internet möglich, die richtige Seite dazu finden, war aber ein Abenteuer. Letztlich ist der Vermieter der Gleiche wie am Flughafen Hamburg. Nach Reservierung kann man sich dann einen QR-Code ausdrucken. Diesen halten wir nun an die Schranke und bekommen dafür ein Parkticket für die Ausfahrt. Alles ganz einfach. Parkplätze sind auch reichlich frei, wir halten direkt vor dem Eingang des Terminals. So sind wir in 3 Schritten mit unseren Koffern vor Ort.

Noch ein Wort zur Anreise: Der geneigte Leser weiß aus vergangenen Berichten, dass wir gern in der HafenCity im Parkhaus mit Kreuzfahrttarif sehr günstig parken und dann mit der Fähre zum Terminal Altona fahren oder zu Fuß zum Terminal HafenCity gehen. Das hätten wir auch gerne jetzt gemacht, nur leider ist das Terminal Steinwerder so gar nicht vernünftig an das öffentliche Netz angeschlossen. In der Woche ist das kein Problem, die Hafenfähren bringen die arbeitende Bevölkerung zu den verschiedenen Häfen, aber am Wochenende hält nicht eine einzige Fähre hier in der Nähe. So bliebe nur ein ambitionierter Fußmarsch von der HafenCity zum alten Elbtunnel, dort hindurch und dann zum Terminal. Das ist machbar, aber hat weniger etwas mit Urlaub als mit Halb-Marathon zu tun und deshalb lassen wir das sein, sondern buchen den Parkplatz direkt am Schiff. Der Preis dafür entspricht den Preisen am Flughafen. Etwas günstiger wäre die Buchung direkt über AIDA gewesen, dort steht der Wagen dann aber ein Stück weiter weg und man wäre auf einen AIDA-Shuttle angewiesen.
So stehen wir also mit unserem kleinen Auto auf einem riesigen Parkplatz, der beim Ablegen nicht einmal zu einem Fünftel belegt ist, vor einem riesigen Terminal vor einem noch riesigerem Schiff.

Direkt nach ein paar Schritten stehen wir an der Kofferannahme, die reibungslos klappt und gehen in das Terminal hinein. Dieses ist eine riesige Halle, sehr neu, sehr hell durch die Fensterfronten. Und hier stellen wir uns in eine Schlange. Diese ist sehr lang und wir befürchten das Schlimmste, aber das trifft nicht ein.

Hamburg 16.03.19 - Eine Runde England Frankreich Holland AIDAmar MetropolenHamburg 16.03.19 - Eine Runde England Frankreich Holland AIDAmar Metropolen

Geänderter Check-In

An dieser Stelle muss ich von einem geändertem Check-In berichten, der hier versuchsweise erprobt wird: Schon in den Ticket-Heften war eingeheftet ein Boarding-Pass (ähnlich wie im Flugzeug) und ein Gesundheitsfragebogen. Jeder, der dies Heft gelesen hat, hat dies herausgetrennt und den Gesundheitsfragebogen ausgefüllt. Dies sind einfache Fragen nach aktuellem Fieber, Durchfall oder Ebola-Kontakt, ähnlich den Fragebögen, die in den letzten Monaten jeweils beim Check-In verteilt wurden. In dieser Schlange nun werden lediglich die Gesundheitsfragebögen eingesammelt. Wer natürlich das Heft vorher nicht gelesen hat, muss diesen nun erst ausfüllen, was die ganze Schlange zum Erliegen bringt. Trotzdem sind wir nach 3 Minuten schon dran und dann geht es zur eigentlichen langen Schlange vor dem Check-In. Diese Schlange ist sicherlich eine der häufigsten Ursachen für heimtückische Mordpläne, was dem geneigten Leser vielleicht bekannt ist. Wir haben nämlich aufgrund unserer Clubstufe den Vorteil, auf eine Überholspur geleitet zu werden und unmittelbar an den nächsten freien Tresen zu dürfen. Schüchtern wie wir sind, drehen wir uns dabei nicht um, aber unsere Kleine macht das und berichtet von zahllosen bösen Blicken, die sich in unseren Rücken bohren. Kein Wunder, wenn wir so manche Fahrt mit Rückenschmerzen starten!

Hier jedenfalls ist es wie bisher so, dass wir das Ticket-Heft und die Ausweise vorlegen müssen. Es wird ein Foto von jedem von uns gemacht (das bei Ein- und Aussteigen an Bord abgeglichen wird) und wir dürfen weitergehen.
Wer jetzt beim Lesen noch nicht eingeschlafen ist hat vielleicht bemerkt, dass wir an dieser Stelle keine Bordkarten bekommen haben. Das ist das Neue: Wir betreten das Schiff nicht mit Bordkarte, sondern mit dem Boarding-Pass aus dem Ticket-Heft. Hierzu müssen wir erst durch die Sicherheitskontrolle, gehen eine Etage höher an den Glasfronten entlang zur Gangway, hier wird der Boarding-Pass visuell kontrolliert.

Ovation of the Seas Hamburg 16.03.19 - Eine Runde England Frankreich Holland AIDAmar Metropolen

Die Gangway hinunter zum Schiff sind es diesmal Serpentinen und dann endlich kommt es: Der erste Schritt an Bord. Das ist eins der schönsten Gefühle bei jeder Fahrt.
Hier wird dann der Boarding-Pass eingelesen und wir können direkt zu unserer Kabine, die tatsächlich schon fertig ist. Und an der Kabinentür nun hängen in einem versiegelten Umschlag unsere Bordkarten, mit denen wir die Kabinentür öffnen können. Und dann sind wir da, zu Hause angekommen und richten uns in der Kabine ein. Dazu kann man nichts sagen: In einer halben Stunde von der Parkplatzschranke bis zur Kabine. Und trotzdem sind die Koffer schon da, ein weiterer Vorteil der Clubstufe.

Ein Blick über Hamburg

Natürlich ist unser erster Weg zum wichtigsten Platz eines Kreuzfahrtschiffs: Bei AIDA heißt dieser Marktrestaurant. Hier gibt es nun unser erstes Kreuzfahrt-Mittagessen in diesem Jahr (und das letzte auf dieser Fahrt) und das heißt schlicht: Aus dem Vollen schöpfen so viel irgend reingeht. Das ist nicht immer einfach und erfordert jahrelange Übung, aber in manchen Dingen muss man sich den Pflichten beugen. Als nichts mehr hineingeht wandern wir dann völlig überfüllt über das Oberdeck und schauen uns in Hamburg um.

Auf der einen Seite des Schiffs wird noch ein völlig neuer Anleger gebaut. Auf der anderen beginnen schon die Container-Terminals. Hier wird auch ein Schiff beladen. Zuerst denken wir, dass dort Motorräder immerzu Gas geben, schließlich wird uns aber klar, dass die Kräne so klingen wie ein Motorrad, das auf dem Asphalt schwarze Kreise zieht. Wir können vorne direkt auf das Terminal Altona schauen. In einiger Entfernung die HafenCity mit Elbphilharmonie. Ganz nahe die Werft von Blohm + Voss, in die heute Nacht ein frisch gebautes riesiges Kreuzfahrtschiff zur Ausrüstung eingelaufen ist, die Ovation oft the Seas.
Die Luft ist sehr frisch, kalt bei 7°C, es ist stark bedeckt und dunkel, aber es ist so schön hier zu sein, dass wir das lange genießen. Im Anschluss dann unser erster Latte macchiato Caramel im Café Mare, diesmal ohne Caramel, zum einen in Gedenken an Heike und Jürgen, die diese Fahrt nicht dabei sein können (aber die nächste, wir freuen uns schon darauf!), zum anderen ist die Bedienung noch völlig neu und hat uns nicht richtig verstanden.

Hamburg 16.03.19 - Eine Runde England Frankreich Holland AIDAmar Metropolen

Bekannte aus der Heimat und unbekannte Fehlende

Tja, und dann schlendert man unauffällig über das Schiff und entdeckt mal wieder, wie klein die Welt ist: Wir treffen ein Ehepaar samt Kindern aus unserem Dorf, das uns ankündigt, das noch ein weiteres Ehepaar aus der Heimat hier an Bord ist. Da seilen wir uns unauffällig in den Urlaub ab und treffen dort unser halbes Dorf (das ist fast wörtlich zu nehmen, kommen wir doch aus einem der kleinen Heidjer-Dörfer). Nun können wir im Marktrestaurant unseren eigenen Dorfplatz eröffnen.

Davor steht aber die Rettungsübung. Wie immer teilen wir uns auf und jeder geht mit einem Kind zu den Stationen auf Deck 5. Dort werden alle Kabinen aufgerufen, die beim Ankommen auf der Station noch nicht registriert wurden. Ich bin sicher, dass auch wir aufgerufen wurden, aber es antwortet ein Ehepaar hinter uns, das so eine ähnliche Kabinennummer hat wie wir. Also sind wir da, aber andere leider nicht. Allein auf unserer Station fehlen zwei Kabinen. Und nach einer ungewöhnlich langen Wartezeit werden dann über Bordlautsprecher derart viele fehlende Kabinen aufgerufen, wie ich das noch nie erlebt habe. Trotz meines schlechten Zahlengedächtnis merke ich mir jede Einzelne und wehe ich treffe einen aus diesen Kabinen. Der muss sich warm Anziehen und dann – tja, nun hab ich vor lauter Ärger die Nummern wieder vergessen.

Egal, um 18 Uhr ist Auslaufen angesagt und wir finden uns wieder ganz oben geschützt hinter Scheiben ein. Das Auslaufen verzögert sich ein paar Minuten, weil noch ein medizinischer Notfall vom Rettungsdienst von Bord geholt wird. Das tut mir Leid, da möchte jemand eine tolle Kreuzfahrt machen und noch bevor es losgeht, findet man sich im Rettungswagen wieder. Wir wünschen gute Besserung!

Erschreckt durch das Typhon mit der gewohnten Auslaufmelodie geht es dann vom Hafen in die Elbe hinein und die Elbe entlang. Den ersten Teil erleben wir noch hier oben mit, bis es zu kalt wird, danach gehen wir schon traditionell in den California Grill, um mit den Kindern den Burger zu essen, nach dem sie schon seit Wochen fragen. Der ist aber auch wirklich lecker und wir haben direkt an den Panorama-Scheiben weiter einen tollen Blick an das mittlerweile dunkle Ufer.

Und im Anschluss sind ja eigentlich Willkommen-Show und Begrüßungs-Sekt, aber irgendwie fallen wir müde ins Bett und freuen uns gar nicht so sehr auf irgendein Programm, sondern auf Erholung pur. Direkt jetzt mit Blick vom Bett aus dem Fenster über das nächtliche Umland.

Die erste Etappe sind 978 Kilometer bis Southampton. Morgen ist aber erst einmal Seetag.

Hamburg

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Bilder pur: Von der HafenCity über Altona die Elbe hinunter
Ein Seetag zum Erholen