Metropolen ab Hamburg 2 mit der AIDAmar, Amsterdam 24.03.16

Luftlinie sind es nur 2 Kilometer. Aber erst der Zickzack-Kurs offenbart die Schönheit Amsterdams. So gelangen wir durch viele Gassen und entlang der Grachten zum Ziel und inhalieren den Duft dieser jungen Stadt (womit nicht der Geruch aus den Coffeeshops gemeint ist). Wir beobachten den regierenden Radfahrer, ungeahnte Zuckermengen und die beste Show.

Amsterdam 16.03.24 - Eine Runde England Frankreich Holland AIDAmar Metropolen

Eine Runde England, Frankreich, Holland
AIDAmar 2016

Spazierengehen ist gut für die Fantasie der Kinder. Sollte der geneigte Leser hier Zweifel haben, einfach einmal ausprobieren: Nachdrücklich einen Spaziergang durch Amsterdam ankündigen und schon werden die Kinder derart kreativ im Finden von Ausreden, dass es eine Freude ist…

Zuerst genießen wir natürlich unser Frühstück. Bisher haben wir ja vermieden, unser Frühstück aus allen Perspektiven zu fotografieren. Da es sich aber eingebürgert hat, dass jeder etwas anderes isst, machen wir heute einmal Beweis-Fotos.
Kurz darauf meldet sich der Kapitän und kündigt an, dass wir nicht heute Abend um kurz vor Mitternacht auslaufen, wie eigentlich geplant, sondern erst morgen früh gegen 6 Uhr. Das bedeutet eine weitere Nacht in Amsterdam. Grund ist, dass zum Abend hin verstärkt Wind aufkommen soll, was die Passage durch die Schleuse schwierig macht, wie schon gestern erläutert.

Amsterdam 16.03.24 - Eine Runde England Frankreich Holland AIDAmar Metropolen

Insgesamt soll es heute dann windiger und nieseliger werden. Aber das ist egal, wir gehen heute raus!
Und das tun wir dann auch kurz nach 14 Uhr. Hat der geneigte Leser schon einmal das Jammern der Familie erlebt, wenn es heißt: Spazierengehen? Mit hängenden Schultern und schlurfenden Schritten kriecht ein Entenmarsch hinter dem motivierten Familienoberhaupt her. Das Bild ist immer das gleiche, die Städte sind austauschbar, wie vor einer Leinwand. Aber wenn der geneigte Leser nun dies Bild vor Augen hat: Wie ganz anders ist es, wenn ein allseits erwünschtes Ziel vor Augen liegt. Kein Jammern, kein Klagen, zügiger Schritt und eine Familie nebeneinander statt in Linie. Bevor es aber zu viel der Euphorie wird: Das hält an, bis das Ziel erreicht ist. Danach kommt das Bild mit dem Entenmarsch wieder auf…

Zu Fuß durch die Stadt

Um jetzt die Neugier zu befriedigen, das Ziel ist natürlich nicht so etwas Profanes das Rijksmuseum oder Madame Tussaud oder gar Rembrandt, nein, wir widmen uns modernerer Kunst, dem Hard Rock Café auf besonderen Wunsch einzelner Familienmitglieder (genauer dreier einzelner Familienmitglieder).
Das ist auch kein Problem, Luftlinie gerade mal 2 Kilometer. Aber wer in Amsterdam Luftlinie geht (falls er das schafft), hat selber schuld: Es gibt einfach zu viel Spannendes zu sehen.
Angelegt ist die Innenstadt etwa wie ein Spinnweben. Zwischen den auswärts führenden Strahlen zahlreiche Quer- und dazwischen Längs- mit wiederum Querverbindungen. Diese alle bestehen überwiegend aus den Grachten, rund 160 Kanäle, die kreuz und quer die Stadt durchziehen. Mit den mehr als 1000 Brücken ist hier sicher der Begriff „Venedig des Nordens“ gerechtfertigt.

Neben diesen Grachten verlaufen Straßen, oft als Einbahnstraßen, öfter noch Radwege, oft zweispurig, manchmal Fußwege. Diese oft aber nur als schmaler Streifen, manchmal durch Poller von der Straße abgetrennt, mit einem Hindernislauf zwischen Treppen, die nach oben zu einer Haustür führen. Genauso oft aber auch Treppen, die nach unten führen, weshalb es durchaus auch möglich ist, in das eine oder andere Loch direkt vor eine Haustür zu fallen.

Amsterdam 16.03.24 - Eine Runde England Frankreich Holland AIDAmar Metropolen

Daran sieht man aber auch schon die Wertung: Überall entlang der Grachten regiert nur einer, nämlich der Radfahrer. Unzählige sind hier unterwegs, meist in einem Kamikazestil, der uns nicht nur einmal die Luft anhalten lässt. Allerdings geht dies alles sehr freundlich vonstatten, wir erleben zwar gelegentliches Klingeln, wenn wir mal wieder einem Radfahrer im Weg sind, aber selbst wenn 2 Radfahrer nur um Haaresbreite einem Zusammenstoß entgehen, wird das mit stoischer Ruhe hingenommen.

Überwiegend begegnen uns junge Erwachsene. Diese Stadt scheint jung zu sein, besonders an den Grachten. Wir dachten, wir sind auch noch nicht alt, sehen hier aber zwischen all den anderen so aus.

Nun sind wir ja nicht zum ersten Mal bei einer Kreuzfahrt hier und können deshalb zielgerichtet losstürmen. Das Schiff liegt mitten in der Stadt, unweit des Hauptbahnhofs am Passenger-Terminal. Sind wir das erste Mal noch bis zum Hauptbahnhof gelatscht, um dann schon schier kaputt noch einmal in die Stadt zu schauen, haben wir ja letztes Mal schon einen kürzeren Weg entdeckt. Und heute finden wir die ultimative Abkürzung: Direkt am Terminal nicht auf die große Brücke entlang der Straße und Bahn Richtung Hauptbahnhof, sondern unbedingt unten am Wasser bleiben, unterhalb der Brücke einen Metallsteg entlang gehen. Das ist von außen gar nicht zu sehen, aber hinter einem Restaurant führt tatsächlich ein Weg unter der Brücke hindurch. Dahinter kommt eine gebogene Brücke für Fußgänger (etwa 1/3) und – wie könnte es anders sein – Radfahrer (etwa 2/3 der Breite). Über diese gelangt man an der Bibliothek vorbei direkt zur Innenstadt. Ein Weg von 8 Minuten (so steht es überall an den Tunnelwänden), real denke ich 6 Minuten.

Entlang der Grachten…

Von hier gehen wir dann entlang der Grachten, aber eben nicht den direkten Weg, sondern immer mal nach links und rechts. Und gerade das lohnt sich: Überall sind kleine Gassen oder Grachten mit hübschen Häuserfassaden, kleinen Restaurants, winzigen Läden für alles, was es auf diese Welt gibt, den unvermeidlichen Coffeeshops. Letztere werden – um dem geneigten Leser hier eine irritierende Erfahrung zu ersparen – nicht aufgesucht, um einen netten Coffee zu schlürfen, sondern beim Vorbeigehen an jedem dieser Shops umfängt uns dieser süßliche Haschischgeruch, für den Amsterdam eben auch bekannt ist.

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Wir gehen vorbei an schönen alten Kirchen, über den großen Marktplatz „Nieuwmarkt“, über den bekannten Flohmarkt mit antikem Trödel, aber auch den überall bekannten T-Shirt- und Taschenständen, Ständen mit allerlei Zubehör für den Privatgebrauch, wenn es mal nicht der Coffeeshop sein soll, Blumenzwiebeln. Wir gehen durch Gassen mit Andenkenläden oder Gassen, an denen sich Restaurant an Restaurant reiht mit Eigentümern, die sich auf den Kundenstopper lehnen und ihr Essen anpreisen (woher wissen die bloß immer, dass sie uns auf Deutsch ansprechen müssen?). Wir gehen an so manchem Museum vorbei, sowohl am Rijksmuseum als auch an einem Museum für Taschen. Wir sehen die Oper und den Münzturm. Und vor allem die unzähligen Boote auf den Grachten, die zahllosen Fahrräder, die an jedem erdenklichen Geländer angekettet sind, die vielen Brücken, dabei so manche historische Klappbrücke. Wir stehen an der Amstel und bewundern große Klappläden vor den Fenstern.

…bis zum Hard Rock Café

Und das alles ist wirklich schön und interessant und letztlich landen wir tatsächlich am Hard Rock Café ohne eine einzige Pause. Die wir auf dem weiteren Weg umso mehr nachholen, denn das Ziel ist erreicht und die Beute in einer Papiertüte verstaut.
Eigentlich wollten wir von hier noch zum Anne-Frank-Huis, aber das schaffen dann einige nicht mehr, deshalb wird das auf den nächsten Besuch verschoben, ebenso eine Grachtenfahrt mit den Hop-On-Hop-Off-Booten. Für beides wollen wir uns Zeit nehmen, insbesondere für das Anne-Frank-Haus sollte man Karten online vorbestellen, was wir nicht haben. Ab Sommer wird es sogar so sein, dass in der Hauptbesuchszeit überhaupt nur derjenigen Einlass bekommt, der die Eintrittskarten vorher online geordert hat.

Kurz vor 18 Uhr schleppen sich dann alle aufs Schiff und direkt ins Marktrestaurant, denn heute merken wir, was wir in fast 4 Stunden erlaufen haben und sind hungrig und durstig. Das Wetter hat die ganze Zeit gehalten, es ist zwar bis jetzt bewölkt bei 9°C, aber trocken. Erst jetzt, wo wir direkt am Schiff stehen, fallen ein paar Tropfen. Und auch der Wind macht sich hier am Wasser deutlich mehr bemerkbar.

Show beim Essen und im Theatrium

Aber auch so ein Abendbrot kann ein Schauspiel sein: Neben uns beobachten wir, was ich vielleicht vorher als Slapstick entworfen hätte, um in Abnehmkursen falsches Essverhalten zu überzeichnen: Es ist tatsächlich möglich, sich Weißwein kommen zu lassen und darin phänomenale Mengen Zucker zu verrühren, dasselbe dem Rotwein auch noch einmal anzutun und danach das Butterbrot derart mit Salz zu versetzen, dass es schon knirscht. Wow, ein Königreich für eine Kamera (die wir beim Essen zumeist nicht dabei haben).

Ein ganz anderes Schauspiel bietet uns im Anschluss die Show „Kauri“. Diese Show mit den Sängern, Tänzern und Artisten halte ich nach wie vor für die beste Exklusiv-Show, die es auf den 7 großen AIDA-Schiffen gibt (wobei ich einschränken muss, dass ich die Show auf der AIDAstella noch nicht kenne). Gezeigt wird eine traumhafte Unterwasserwelt, durch die ein Clown(-fisch) in guten wie in bösen Szenen führt mit exotischen Kostümen, harmonischen Tänzen und eingängigen Melodien.

Der Versuch, danach noch auf dem Sportdeck etwas Basketball zu spielen, scheitert an Überfüllung, eine Runde „Skip-Bo“ tut es auch, bevor wir eine weitere Nacht in Amsterdam verschlafen.

Morgen früh geht es dann los zum letzten Seetag.

Amsterdam

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