Kanaren 9 mit der AIDAsol, Las Palmas / Gran Canaria 18.10.15

Beim Scan falle ich durch und kann gerade so vermeiden, dass ich unter Sicherheitsbeamten begraben werde. Dabei war ich sicher, weder Fußfessel noch Waffe mitgeschleppt zu haben. Der Flug ist fast ereignislos, lautstark und serviceärmer. Dadurch geht es dem Magen umgekehrt proportional. Als der Flieger beim zweiten Landeversuch erneut durchstartet, meldet sich die natürliche Höhenskepsis. Und dann haben auch noch alle Restaurants geschlossen.

Las Palmas Gran Canaria 15.10.18 - Zwei Runden um die Kanarischen Inseln AIDAsol Kanaren

Wie immer beginnt der Urlaub mit Stress: Der Wecker klingelt um 4 Uhr. Morgens, versteht sich. Alle fertigmachen, frühstücken, Koffer zu Ende packen. Wohnung ordentlich hinterlassen.
Und wie immer gibt es das Packproblem. Hin hat uns AIDA auf airberlin gebucht, da sind pro Koffer 23 kg erlaubt. Zurück aber geht es mit Condor, die erlauben nur 20 kg. Also genau überlegen und dann nachwiegen. Aber da zeigen sich die Kreuzfahrtprofis: Zum ersten Mal auf Anhieb drunter geblieben, lediglich ein Koffer wiegt 19kg, der Rest geht bis 14 kg runter. Passt. Nun ja, da das also das erste Mal ist und es trotz aller Überlegungen bisher nie ging, wird sich das Profihafte vermutlich darin zeigen, dass alles Mögliche fehlt. Wir werden sehen.

Los geht es über eine leere A7 nach Hamburg. Unzählige Baustellen bis zum Flughafen, aber wo wir vor 2 Wochen im Stau gestanden haben, ist am Sonntagmorgen noch nichts los. Dadurch sind wir früher als geplant am Flughafen und können uns ganz in Ruhe am Gepäckabgabeschalter anstellen. Da wir bereits gestern online den Check-In erledigt haben, müssen wir nur noch den Koffer abgeben und dafür gibt es einen extra Schalter. Der muss auch mal schön leer gewesen sein, denn gleich haben sich jede Menge Leute angestellt, die den Check-In noch gar nicht gemacht haben, was zur Konsequenz hat, dass es hier sogar länger dauert als am normalen Schalter. Aber wir haben ja Zeit.

Nachdem das erledigt ist, geht es zur Sicherheitskontrolle. Dort erleben wir zum ersten Mal die neuen Körperscanner. An denen steht ein Schild, dass sie völlig freiwillig sind, wer lieber eine Leibesvisitation möchte, kann sich melden. Meldet sich keiner.
Funktionieren tun die so, dass man sich in die Mitte eines rechteckigen offenen Kastens stellt, dort die Füße auf 2 aufgemalte gelbe Fußstapfen platziert, die Arme hoch über den Kopf hält und sich 3 Sekunden nicht bewegt. In dieser Zeit bewegt sich ein Teil im Kasten halb um den Körper und ein Sicherheitsangestellter sagt, ob man wieder raustreten darf. Und zeigt freundlich das Ergebnis des Scans.
Ich bin leider durchgefallen: An meinem linken Fuß zeigt der Scanner eine versteckte Waffe. Oder was auch immer das gelbe Quadrat auf dem Monitor anzeigen soll. Zum Glück kennen die Mitarbeiter das schon und es stürzen sich nicht 4 Polizisten im Hechtsprung auf mich, sondern ich werde freundlich in eine Kabine gebeten, wo meine Unterschenkel dann doch leibesvisitiert werden. Ohne Befund, worüber ich froh bin, zwischenzeitlich fing ich schon an zu überlegen, ob ich dort eine Fußfessel vergessen habe oder ob es Terroristen möglich ist, sich unbemerkt meines Unterschenkels zu bemächtigen.
Das läuft alles sehr freundlich ab und geht nicht nur mir so. Bei anderen allerdings zeigt der Scanner einfach ein grünes Bild. Insgesamt dauert das deutlich länger als bei den bisherigen Sicherheitskontrollen, auch deshalb, weil der Scanner gelegentlich neu kalibriert werden muss.
Aber wir haben ja Zeit.

Las Palmas Gran Canaria 15.10.18 - Zwei Runden um die Kanarischen Inseln AIDAsol Kanaren

Unser Gate ist natürlich das allerhinterste, das es in Hamburg gibt. Wir latschen und latschen und als gefühlt die Schuhe durchgelatscht sind und wir Berge, Täler und Wälder durchquert haben, kommen wir an den Gates A38-40 an. Aber wir haben ja Zeit.

Unglücklich ist, dass der Flughafen alle diese 3 Gates am Ende mit Flügen belegt hat, die gleichzeitig abfliegen. Denn dadurch gibt es bald keine Sitzplätze mehr und vor den Toiletten bildet sich eine lange Schlange. Aber wir haben ja Zeit, was gut ist, weil es Konsequenzen hätte, wenn man nun dringend müsste…

Das Boarding geht ganz schnell. Airberlin ruft nacheinander in 4 Gruppen auf, was den Ansturm deutlich entzerrt. Zuerst die Passagiere im hinteren Teil der Maschine, damit die ersten vorne nicht schon alles blockieren.
So können wir pünktlich um 11:15 Uhr abheben Richtung Gran Canaria, AIDAsol und Urlaub.

Heute sind ein paar viele Schlaglöcher im Himmel, aber außer dass es etwas schüttelt, passiert nichts. Der Service ist aber deutlich weniger geworden. Gab es sonst bei AIDA-Flügen bei airberlin ein warmes Mittagessen oder zumindest ein Sandwich, gibt es diesmal nur die Wahl zwischen einer eingeschweißten Zitronen-Waffel oder einer warmen Laugenstange. Plus Getränke. Schade, denn wir haben ja in aller Frühe gefrühstückt und werden im Restaurant auf AIDAsol erst gegen 17 Uhr sein. Da haben wir nach den vergangenen Erfahrungen mit mehr gerechnet, wodurch unser Magen jetzt umgekehrt proportional weniger voll ist. Oder mehr leer.

Lautstark geht es heute zu, unsere Reise ist offensichtlich wieder eine Reise mit vielen jungen Familien. Da werden unsere Kinder, die leise lesend oder spielend neben uns sitzen, viele neue Freunde kennenlernen. Aber noch einmal sind wir jetzt in diesem Moment wieder wirklich froh, dass wir solche Flüge erst angefangen haben, als die Kinder alt genug waren zu verstehen, warum man so lange still sitzen soll. Das war eine gute, sehr nervenschonende Idee. Andere Eltern haben im Moment deutlich mehr Stress als wir. Dafür haben wir ja Zeit.
Obwohl, so viel Stress haben die gar nicht: ich habe noch nie gesehen, dass jemand im Flugzeug so viel Sekt schafft. Auch eine Form der Stressbewältigung, habe ich den Eindruck.

Die 10 Minuten, die wir bei unserem Flug gespart haben, vertrödeln wir wieder über Las Palmas. Aber endlich landen wir dann doch unter dem Weinen vieler kleiner Kinder. Oder wir versuchen es, denn das Flugzeug schaukelt derart, dass wir überzeugt sind, gleich mit einem Flügel den Boden zu berühren. Bevor das passiert, startet der Pilot direkt über dem Boden noch einmal durch und wir sind wieder in der Luft. Man muss dem Personal lassen, dass sie sich gleich melden. Die Flugbegleiterin sagt dazu, dass das nicht weiter tragisch ist und wir das gleich noch einmal „versuchen“. Versuchen, haha, noch haben wir Humor. Noch.
Darauf meldet sich der Kapitän, der erklärt, dass unten direkt am Boden derart unberechenbare Böen sind, dass er die Landung abbrechen musste. Bei ihm „versuchen“ wir das nicht noch einmal, sondern wir „beginnen“ einen neuen Anflug.
In großem Bogen geht es noch einmal übers Meer. Dann neuer Anflug: Wieder schaukelt die Maschine und gerade als wir den Boden quasi unter den Reifen spüren, gibt der Kapitän erneut Gas.
Das Kind schräg hinter uns sagt noch, das ist so ein tolles Gefühl, wenn das im Bauch kribbelt. Der Mann vor mir stirbt aus dem gleichen Grund tausend Tode. Zum Glück hat von uns keiner Flugangst, sondern nur eine rein rational begründete Höhenskepsis. Die meldet sich nun aber erheblich.
Der Kapitän meldet sich wieder und erklärt, dass es nicht nur uns so geht, sondern eine ganze Reihe von Flugzeugen genauso immer wieder versuchen. Beruhigend.
Und dann, der dritte Anlauf klappt. Eigentlich hab ich uns schon mit Bodenberührung überschlagen und in den Boden bohren sehen, aber nein, der Aufprall ist zwar ungewohnt hart, aber mit den Rädern voran und wir sind tatsächlich da. Mit gut 30 Minuten Verspätung.
Ausnahmsweise kann ich mal verstehen, dass die Passagiere erleichtert applaudieren. Oder still vor sich hinweinen.

Las Palmas Gran Canaria 15.10.18 - Zwei Runden um die Kanarischen Inseln AIDAsol Kanaren

Unsere Koffer sind alle da, die AIDA-Guides leiten uns zu unserem Bus, der Busfahrer quetscht unsere Koffer als letztes in die Kofferablage – und andere Koffer auf der anderen Seite wieder heraus. Aber was soll’s, wir sind gelandet!

Hinter uns im Bus sitzt ein hauptamtlicher Motzkopp, der ausführlich durch den ganzen Bus gröhlt, dass er Urlaub hat und nicht dazu da ist, den AIDA-Fragebogen nach Fieber und Ebola-Kontakt auszufüllen. Ich weiß nicht, wo der herkommt, aber wir sind gelandet!

Einchecken am Schiff geht problemlos, unsere Kabinen sind fertig und tatsächlich kommen auch unsere Koffer gleich nach uns in der Kabine an. Wir sind angekommen, wieder auf unserem Schiff, ist das schön!

Leider ist gerade die einzige Stunde, in der mal kein Restaurant aufhat und das, wo wir so verhungert sind. Also erst einmal Koffer auspacken. Und so gern, wie wir auf AIDA sind, und obwohl wir mit Fug und Recht behaupten können, dass wir nie ein grundsätzliches Hygieneproblem auf AIDA erlebt haben, gibt es heute mal die gelbe Karte für AIDA: Zum zweiten Mal finden wir bei unserer Ankunft Sachen unserer Vorgänger. Beim letzten Mal eine Uhr. Diesmal ein paar Badelatschen unterm Bett. Mal ehrlich: Wenn man unterm Bett saugt, dann fallen die auf! Was schließen wir daraus?
Aber zumindest sind wir gelandet.

Punkt 18 Uhr fallen wir völlig ausgehungert über das Marktrestaurant her. Und das ist nicht nur nötig, sondern auch lecker. Danach müssen wir noch vor dem Buffalo Steak House die Buchung für Mittwoch bestätigen. Und dann haben wir einfach Zeit zum Erholen, bis um 21:15 Uhr die übliche Rettungsübung startet.

Auf unseren Balkon scheint noch die Sonne. Vor ein paar Stunden waren wir im trüben, nassen Norddeutschland, jetzt plötzlich 29°C bei praller Sonne. Das ist klasse, aber daran müssen wir uns erst einmal gewöhnen. Das machen wir ausgiebig beim Sonnenuntergang.

Bei der Rettungsübung haben wir dann den nächsten Motzkopp. Ein älterer Herr meint, er hätte Urlaub und würde sich deshalb nicht gefallen lassen, hier rumzustehen. Er macht einen regelrechten Aufstand und muss von Mitarbeitern daran gehindert werden, die Übung zu verlassen. Ein richtig peinlicher Auftritt, wenn man bedenkt, wie klaglos all die Kinder hier warten, bis es endlich vorbei ist.

Noch während der Übung kommen die letzten Busse vom Flughafen, es gibt inzwischen deutliche Verspätung der Flugzeuge. Trotzdem laufen wir mit nur wenig Verspätung kurz nach 22 Uhr aus. Dabei begleitet uns ein Feuerwerk über Las Palmas, die Mein Schiff 4 neben uns ist hell erleuchtet. Ein schönes Auslaufen! Trotz aller Müdigkeit schaffen wir sogar noch den Begrüßungssekt, bevor es uns auf dem Pooldeck doch deutlich zu windig wird. Stattdessen fallen wir nur noch ins Bett.

Die erste Etappe sind 535 Kilometer bis Funchal. Morgen ist aber erst einmal Seetag.

Las Palmas / Gran Canaria

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Der letzte Tag bedeutet Warten
Tolle Sonne auf dem Balkon. Manche finden's zum Kotzen