Italien & Mittelmeerinseln mit der AIDAstella, Palma de Mallorca 09.07.17

Ob ich die AIDA-Auslaufmelodie hasse oder liebe, liegt wohl an der Tageszeit. Radikale Verbrecher machen uns etwas Sorgen, aber Hamburg ist wieder friedlich. Zum Glück haben wir Mitreisende, die uns kopfschüttelnd unterhalten, allerdings fehlt der Applaus nach der Krebsvorsorge. Und dann sind wir wieder an Bord und es beginnt Urlaub! Und ich lüfte das Geheimnis, wo wir zu finden sind.

Hamburg 17.07.09 - Italien, Spanien und tolle Mittelmeerinseln AIDAstella

Italien, Spanien und tolle Mittelmeerinseln
AIDAstella 2017

Mitten in der Nacht weckt uns das Handy. 2 Uhr. Geschickter Weise mit der AIDA-Auslaufmelodie, um uns auf den Urlaub einzustimmen. Ich hasse die Auslaufmelodie. Zumindest wenn ich eigentlich weiterschlafen will.

Randale in Hamburg

Natürlich ist es viel zu früh. Eigentlich könnten wir mindestens zwei Stunden länger schlafen. Schuld ist – wie sollte es anders sein – die Politik. G20-Gipfel in Hamburg. Der ist zwar gestern zu Ende gegangen, aber es kann heute noch zu Behinderungen kommen. Und außerdem haben wir alle gehört, was in Hamburg los war, als rücksichtslose und unerzogene Kriminelle Randale machen mussten. Tut mir fast Leid, so deutliche Worte in einem Reisebericht zu finden, aber man gewinnt manchmal den Eindruck, dass massenhafte Gewalt gegen Polizisten mangelnde Hirnmasse kompensieren soll.

Jedenfalls kommen wir pünktlich um 3 Uhr los. Die Gipfel-Umstände zwingen uns, einen einstündigen Umweg zu Oma und Opa zu machen, denn es war für diese Tage kein Parkplatz zu bekommen. Und bei all den brennenden Autos lassen wir unseren Wagen auch nicht irgendwo stehen, schon gar nicht an unserem Lieblingshotel – im Schanzenviertel. Deshalb holen wir nun Opa ab, der den Wagen nachher mit zu sich nimmt und uns in 3 Wochen wieder vom Flughafen abholt.
Wir haben zudem reichlich Zeit eingeplant, falls es unterwegs Sperrungen gibt, weil irgendein wichtiger Politiker erst heute Morgen abreist. Die gibt es aber nicht und so sind wir viel zu früh am Flughafen, das einzige Auffällige sind zwei friedliche Aktivisten, die sich neben der Autobahn in einen Kranausleger gehängt haben.
Aber die Fahrt selbst ist schön, wir starten in Dunkelheit, aber vollem hellen Mond, der zum Greifen nahe aussieht. Aber schon kurz nach 4 Uhr wird es von Osten her rötlich hell. Dazwischen Nebelschwaden – schön!

Kathedrale Palma de Mallorca 17.07.09 - Italien, Spanien und tolle Mittelmeerinseln AIDAstella

Zu früh am Flughafen

Da wir nun zu früh da sind, stellen wir uns schon mal am Schalter an. Normalerweise haben wir einen eigenen Gepäckabgabeschalter, weil wir in der Regel schon zu Hause online einchecken. Das haben wir auch vor 3 Tagen gemacht und damit auch Plätze reserviert, aber blöder Weise müssen bei Eurowings alle vorher einchecken (wenn nicht zu Hause, dann hier am Selbstbedienungs-Terminal). Somit sind alle 5 geöffneten Schalter Gepäckabgabeschalter und davor steht eine Schlange, die durch das halbe Terminal 2 reicht. Es geht allerdings stetig voran und nach einer halben Stunde sind wir das Gepäck los. Hinter uns ist dann kaum noch Schlange, vermutlich hatten die Schalter gerade erst geöffnet, schließlich darf in Hamburg erst ab 6 Uhr geflogen werden.

Dafür hat sich in der Zeit die Schlange am Sicherheitscheck abgebaut und so geht es hier schnell. Die Ganzkörperscanner finden bei mir erneut eine imaginäre Waffe, letztes Mal war das am Knöchel, diesmal am Unterarm. Die körperliche Untersuchung ist darauf gründlich, aber auf den Arm beschränkt (zu meiner Freude, Krebs-Vorsorgeuntersuchungen müssen ja auch wirklich nicht am Flughafen sein). Naja, und es ist schon Gewohnheitsrecht, dass bei unserer Kleinen der Rucksack auseinander gerissen wird. Diesmal finden sich weder Zirkel, Schere noch Kosmetikmassen oder andere Bedrohungen, sondern sie hatte den Nintendo nicht ausgepackt. Das wussten wir allerdings auch nicht, an manchen Flughäfen muss der ausgepackt werden, an anderen nur Laptops und Tablets.

Oma hat leckere selbstgemachte Kekse mitgegeben, aber die wurden irgendwie bereits während der Fahrt auf dem Rücksitz weitestgehend dezimiert. So ohne Frühstück kommt nun der Hunger und wir holen uns ein paar Sandwiches und Kaffee am Gate. Wobei ich glaube, dass wir versehentlich die ganze Bar gekauft haben, wenn ich so das Geld weggehen sehe…

Applaus ohne Krebsvorsorge

Dann beginnt wie immer das lange Warten, weil wir ja immer noch viel zu früh sind. Aber auch das vergeht mit Handy und Reisebericht schreiben. Ausgesprochen pünktlich zur Startzeit um 8:10 Uhr ist das Flugzeug dann startklar. Und dann sagt der Kapitän durch, dass wir auf Freigabe warten müssen, was aber noch dauert, weil andere vor uns sind. Darum sitzen wir noch einmal 30 Minuten an den Sitz gefesselt, bis es endlich unspektakulär in den Himmel geht. Unterwegs gibt es einen kleinen Snack (inklusive nur für die AIDA-Fahrer – oder muss es hier heißen AIDA-Flieger?) und es ruckelt gelegentlich im Wind. Fernseher gibt es keine, aber man darf hier das Handy im Flugmodus mit dem Bord-WLAN verbinden und kann dann den Flug auf der Karte mitverfolgen. Oder – dann kostenpflichtig – Filme sehen. Aber das ist schon interessant, wie schnell wir an Hannover vorbei und schon in Höhe Kassel sind! Und dann schon am Ziel.

Palma de Mallorca 17.07.09 - Italien, Spanien und tolle Mittelmeerinseln AIDAstella

Der geneigte Leser, der den letzten 20 Reiseberichten gefolgt ist weiß, dass richtig spannend die Beobachtung anderer ist. So ist immer jemand dabei, der irgendwie auffällt. Dieses Mal eine Dame, die in dem Moment, als das Flugzeug den Boden berührt und dieser seltsame tosende Applaus durchs Flugzeug brandet, aufspringt, um ihren Rucksack aus den Gepäckklappen zu holen. Und das obwohl gerade durchgesagt wurde, dass man angeschnallt bleiben soll, bis das Flugzeug steht. Folglich wird sie direkt von der Flugbegleiterin angesprochen sich sofort wieder anzuschnallen. Was sie auch sofort macht – nachdem sie nochmal aufsteht, um einen zweiten Rucksack zu holen. Und noch ein drittes Mal aufstehen muss, weil sie nun die Klappe aufgelassen hat, was bei Kollision auf dem Rollfeld zu fliegenden Gepäckstücken führen könnte.

Das mit dem Applaus ist schon eigenartig. Ich meine, der Pilot macht einfach seine Arbeit. Natürlich spricht nichts gegen einen Applaus, wenn jemand seine Arbeit gut macht, das sollte dann aber auch für andere Berufsgruppen gelten. So kann ich mich nicht erinnern, nach einer Krebsvorsorge schon einmal Applaus bekommen zu haben. Hm.

Spaß im Bus

Das ist nun schon das zweite Mal heute, dass ich an Krebsvorsorgen denke, ich sollte mich dringend ablenken. Das ist auch nicht schwer, denn nachdem wir nun gut gelandet sind, unser Gepäck sehr schnell kommt (wenn auch um ein Kofferband ärmer) und wir den richtigen AIDA-Bus finden, nimmt hinter uns ein älteres Ehepaar Platz. Und da die möglicherweise aufgrund einer gewissen Altersschwerhörigkeit lauter sprechen, kommen wir nicht umhin zu lernen, dass es doch unverschämt ist, dass AIDA nicht bekannt gibt, welches das richtige Kofferband ist. Nun, dass es dafür Anzeigetafeln gibt, hat der Herr hinter uns nicht gesehen, ist auch nicht wichtig, denn nun ereifert er sich, wieso am Flughafen neben der spanischen und der europäischen auch noch die amerikanische Flagge hängt. Wie kann sowas sein? Trump jetzt überall? Selbst seiner Frau fällt auf, dass die Streifen gelb und rot sind und gar keine Sterne drauf sind, weil es nämlich die Flagge der Balearen ist, aber auch das interessiert nicht…

Mit anderen Worten: Wir haben wieder viel Spaß. Ziemlich schnell ist der Bus voll, irgendwann versteht auch der letzte, dass es unhöflich ist, seinen Rucksack neben sich zu stellen, solange andere noch einen Platz suchen und dann nimmt der Busfahrer heute nicht die Strecke am Hafen entlang, sondern über die Autobahn zum Liegeplatz. Dieser ist leider nicht wie letztes Mal direkt an der Stadt, sondern auf der anderen Seite des Hafenbeckens. Hier konnten wir ja schon in der Vergangenheit berichten, dass der Anleger deutlich größer ausgebaut wurde, als bei unserem ersten Besuch. Jetzt werden auch noch Terminal-Gebäude errichtet.

Palma de Mallorca 17.07.09 - Italien, Spanien und tolle Mittelmeerinseln AIDAstella

Bei Ankunft macht sich unser Pärchen hinter uns nochmal bemerkbar, denn obwohl angesagt wurde, dass erst ein Scout in den Bus einsteigt, um uns den Verlauf zu erklären, springt die Dame hinter uns auf und will vorne raus, sobald der Bus verlangsamt. Und – das ist jetzt kein Scherz – den Rollator holen, den der Busfahrer unten verstaut hat, da er sonst zwei Plätze belegt hätte. So steht sie dann dem Scout Auge in Auge gegenüber, was haben wir für einen Spaß heute…

Mittagsschläfchen und Essen

Das Einchecken geht problemlos, lediglich mein Pass kann zunächst nicht eingelesen werden, aber die Chefin bekommt das dann hin. Und dann sind wir endlich wieder an Bord! Die Kabine der Kinder ist schon fertig, unsere wird leider erst als allerletzte fertig. Dafür haben wir dann noch Zeit, den traditionell ersten Burger im California Grill zu essen. Danach legen wir uns gegen 14 Uhr nur ein Sekündchen aufs Bett, schließlich sind wir ja mitten in der Nacht aufgestanden. Als das Telefon klingelt denke ich noch, dass es nun Zeit ist für den 15-Uhr-Kaffee, aber am Telefon sind die Kinder, die fragen wollen, in welches Restaurant wir um 18 Uhr gehen wollen. Also in 20 Minuten. Ups…

Wir entscheiden uns fürs Marktrestaurant, und das Essen schmeckt glatt schon wieder. Besonders das leckere Olivenbrot mit frisch darübergeträufeltem (naja, bei mir muss es korrekter Weise „gegossenem“ heißen) Olivenöl habe ich schon zu lange vermisst. Und die Ananas, die heute mal so richtig reif ist. Der anschließende Fotospaziergang über Deck zeigt, dass es jetzt richtig angenehm warm ist, bei Ankunft heute Mittag wirkte es eher knallig heiß.

Und dann kommt das leidige, aber notwendige Thema der Rettungsübung. Aber unglaublicher Weise ist nicht nur unsere Station vollzählig, sondern auch auf allen anderen werden vermisste Kabinen sehr schnell gefunden, so dass die Übung ruckzuck beendet ist. Eine der schnellsten Übungen bisher. Vorbildlich!

Dank des winzigen Nachmittagsschläfchens sind wir sogar wach genug, um die Begrüßungsshow zu sehen. Dazu finden wir uns auf dem Pooldeck ein. Und da erlebe ich den Beweis, dass die Schulphysik, die wir gelernt haben, völlig falsch ist: Angeblich würde sich das Universum ja immer ausdehnen und die Natur würde immer für Unordnung sorgen, wenn man sie sich selbst überlässt. War das nicht Entropie? Naja, der geneigte Leser muss verzeihen, in der Schule war Physik nicht mein bestes Fach. Jedenfalls stehen wir so auf dem Pooldeck, überall Menschen locker über das Deck verteilt, und dann wird das Sektbuffet freigegeben. Und da passiert es: In Sekundenschnelle ziehen sie diese Menschenmassen auf einen einzigen Punkt zusammen. Das sieht aus wie eine Wasserpfütze, die von einen plötzlich geöffneten Ausguss zusammengezogen wird. Das, liebe Lehrer, ist Physik live.

Falls der geneigte Leser uns einmal auf dem Schiff suchen sollte, gibt es so ein paar Plätze, wo wir immer zu finden sind. Nachdem die Massen befriedigt sind, holen wir uns auch ein Sektchen und gehen ein Deck höher. Dort stehen wir immer an der Reling links oberhalb der Bühne. Dort haben wir einen tollen Blick auf die Show und wenn wir uns umdrehen auf die Umgebung. Die Show „Soulman“ ist wieder schön anzusehen, aber vorher ist Auslaufen angesagt. Bereits während der Rettungsübung ist es dunkel geworden und so sehen wir jetzt auf das nächtlich beleuchtete Palma de Mallorca, fahren langsam an der Kathedrale vorbei. Das ist immer wieder schön! Dazu steht der gleiche Mond wie heute Morgen in fast voller Scheibe hell und ganz nah über uns und es erklingt die AIDA-Auslaufmelodie. Ich liebe diese Melodie…

Die erste Etappe sind 685 Kilometer bis nach Ajaccio / Korsika. Morgen ist aber erst einmal Seetag.

 Palma de Mallorca

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