Mittelmeer 4 mit der AIDAmar, Rom 31.10.12

Unser Ausflug mit dem Roma-Express nach Rom verspricht sehr viel mehr, als er hält. Das liegt nicht nur am Wetter, sondern auch an einer unorganisierten Reiseleiterin, die uns buchstäblich im Regen stehen lässt. Trotzdem ist Rom unglaublich spannend, es lohnt sich aber, in die Straßen Roms abzutauchen und das normale Leben, wie auch die großen Sehenswürdigkeiten zu erwandern. Nur nicht unbedingt bei strömenden Regen. Und auch nicht, wenn die Blase drückt. Doch verstehen wir nach diesem Tag Audrey Hepburn voll und ganz.

Kolosseum Rom 12.10.31 - Tunesien Sizilien Italien AIDAmar Mittelmeer

Kurz vor 8 Uhr legen wir im Hafen von Civitavecchia an. Da Rom ja nicht direkt am Meer liegt, ist Civitavecchia seit Jahrhunderten der Seehafen für Rom. Hier legen in der Saison im Durchschnitt 9 und außerhalb der Saison 6 große Kreuzfahrtschiffe täglich an.

Bereits vor 8 Uhr trifft sich unsere Ausflugsgruppe in der AIDA-Bar (Nur zum Ausflug treffen, nicht begießen! Das Begießen kommt später reichlich und von oben, doch dazu nachher mehr). Mit 2 Bussen geht es 15 Minuten weit aus dem Hafen raus zum Startpunkt des Roma-Express. Dieser Zug verbindet Civitavecchia mit Rom und ist nur für Gruppenreisende. Wir haben die Zugfahrt mit Besichtigung von Petersdom und Engelsburg und 3 Stunden Freizeit gebucht.

Rom 12.10.31 - Tunesien Sizilien Italien AIDAmar Mittelmeer

Die Zugfahrt nach Rom dauert nur gut 1 Stunde und ist sehr bequem. Die Sitze sind in Vierer-Gruppen angeordnet, Kunstleder-gepolstert, breit genug zum bequemen Sitzen. Wenn allerdings Fremde gegenübersitzen, lässt sich Kniekontakt nicht vermeiden (wenn Bekannte gegenübersitzen auch nicht, aber das fällt dann weniger auf). Auf dem ersten Teil der Zugfahrt kann man schön die Küste sehen. Danach wird der Zug sehr schnell (das habe ich dem Zug nicht zugetraut) und die Landschaft saust an uns vorbei. Auch gibt es lange Tunnel, in denen wir ständig einen Druckausgleich in den Ohren machen müssen. Mit anderen Worten: Da ist dann von Italien nicht viel zu sehen. Ankunft ist auf dem Bahnhof San Pietro, nicht weit weg von der Vatikanstadt.

Bereits ab Schiff begleitet jede Bus-Gruppe eine italienische Reiseleiterin, die ordentlich deutsch spricht. Im Zug hat sie ein paar Tipps gegeben, wo entlang wir unsere Freizeit verbringen können. Aber irgendwie ist sie etwas chaotisch (ach ja, sind wir nicht in Italien?) und die entscheidenden Punkte bekommen wir nur mit, wenn wir gezielt danach fragen. Auch den weiteren Ablauf bekommen wir eigentlich mehr oder weniger zufällig mit: Sie begleitet uns einen kurzen Fußweg vorbei an der Vatikanstadt zur Engelsburg. Hier werden wir für unsere Freizeit abgestellt und hier soll dann in 3 Stunden auch der Treffpunkt sein. Für den Notfall bekommen wir kleine Zettel mit der Adresse unseres Abfahrtbahnhofes und der Telefonnummer der Reiseleiterin, sowie eine Stadtkarte.

So machen wir uns nun auf den Weg über den Tiber durch das Zentrum von Rom. Zu Fuß wollen wir zum Kolosseum und von dort im Bogen zurück an anderen Sehenswürdigkeiten vorbei. Das ist – sagen wir – ambitioniert, aber für gute Fußgänger in 3 Stunden durchaus zu schaffen. Als Alternative kommen natürlich Rundfahrt-Busse in Frage, die ständig fahren und aus denen man überall ein- und aussteigen kann. Aber wir wollen ja richtig ins römische Leben eintauchen.

Rom 12.10.31 - Tunesien Sizilien Italien AIDAmar Mittelmeer

Die Gasse, die uns die Reiseleiterin beschrieben hat, finden wir erst mal nicht (ja, hallo, natürlich kann ich Karten lesen, aber das ging alles so durcheinander, welche Gasse war das nun?), auch geht das feuchte, etwas nieselige Wetter gerade in einen heftigen Schauer über. So suchen wir erst mal gemeinsam mit der Verkehrspolizei Schutz in einer Einfahrt. Irgendwann hört der Schauer auf und wir gehen an einer Hauptverkehrsstraße Richtung Palazzo Venezia und biegen dort ab vorbei am Monumento Vittorio Emanuele II (genannt „Schreibmaschine“) zum Kolosseum. Das ist alles gut zu finden. Unterwegs stolpern wir überall über historische Stätten. Mal eine kleine umzäunte Ausgrabungsfläche, mal einige alte Säulen, die mitten neben Geschäftshäusern stehen. Überall kleine oder große Kirchen. In einer suchen wir kurz Zuflucht vor einem weiteren Schauer, der langsam die Kälte durch die Klamotten treibt.

Hier sind wir Mitten im römischen Leben. Dichter Verkehr. Jeder scheint zu fahren, wie er will, aber irgendwie läuft das. Viel Polizei ist unterwegs. Und wir sehen häufig Zivilfahrzeuge der Oberklasse, auf die Blaulichter aufgesteckt sind und die sich wild den Weg durch den Verkehr bahnen.
An Zebrastreifen heißt es: Einfach gehen, die Autos werden schon stehenbleiben. Gewöhnungsbedürftig.
Was unglaublich nervt, sind unzählige Schirmverkäufer, die an jeder Ecke über uns herfallen. Sind wir doch im Markt von Tunis gelandet? Vielleicht wäre ein Schirm jetzt gar nicht so übel, aber die nerven so, dass wir aus Prinzip nichts kaufen. Was verkaufen die eigentlich bei schönem Wetter? Sonnenbrillen?

Es gibt aber noch etwas Schlimmeres: Wenn die Blase drückt. Alles ist nass und kalt und beim Gehen kann man schlecht einen Knoten in die Beine machen. Aber schon mal versucht, in Rom eine Toilette zu finden? Wer dabei Erfolg hatte, sollte auch Lotto spielen…
Wie uninteressant die tollsten Sehenswürdigkeiten werden, wenn eine Toilette fehlt. Direkt vor dem Kolosseum gibt es eine U-Bahn, welch ein Glück. Aber auch da ist keine Toilette zu finden. Wahrscheinlich ist das die römische Rache für die erzwungenen Spar-Maßnahmen des Euro-Stabilitätspaktes. Wegweiser zu allem möglichen gibt es genug – nur nicht zu einem WC. Wie erstaunlich wichtig doch so 2 Buchstaben werden können. Auch am Kolosseum: Nichts. Lange Schlangen am Eingang, rundum junge Leute, die englischsprachige Führungen anbieten. Noch einmal ums Kolosseum rum – und da, an einer Treppe ein ganz kleines WC-Schild. Richtige Toiletten! Die Sauberkeit ist noch akzeptabel, die Benutzung kostenlos, aber das ist egal, ich hätte denen auch einen Hunni hingelegt: Vermutlich sind wir jetzt Schuld, wenn die Kanalisation überflutet ist, aber das ist egal: Wie schön Rom doch auf einmal ist, wenn man sich erleichtert hat…

Rom 12.10.31 - Tunesien Sizilien Italien AIDAmar Mittelmeer

Ich gehe jetzt aber nicht weiter auf die ganzen berühmten Sehenswürdigkeiten ein, das kann jeder Reiseführer viel besser, sondern berichte von unseren Empfindungen:
Wir schauen uns nun das Colosseo (Kolosseum) von außen an. Die Schlangen sind zu lang und das Unterstellen und die Toilettensuche haben zu viel Zeit gekostet, als dass wir noch hinein könnten. Von außen sind die Dimensionen gut zu erkennen. Welch ein beeindruckendes Bauwerk. Aber auch bedrückend, wie viele Menschen hier den Tod zur Belustigung der Römer gefunden haben.

Vorbei am Constantin-Bogen gehen wir dann durch kleine Gassen wieder Richtung Engelsburg. Ohne den Zeitverlust hätten wir auch Spanische Treppe und Trevi-Brunnen noch geschafft, aber so würde das zu Stress ausarten. Deshalb gehen wir noch am Pantheon und dem Palazzo Madama (italienischer Senat, wir erleben dort die Wachablösung) vorbei zum Piazza Navona. Überall gehen viele kleine Gassen ab, voller Restaurants und kleiner Läden. Manche Restaurantbesitzer versuchen die Passanten in ihre Restaurants zu reden und gestikulieren, bleiben aber auch freundlich, wenn man nicht mitgeht.
Hier finden wir auch die Via del Coronari, auf die uns schon unsere Reiseleiterin hingewiesen hat und die wir bisher verpasst haben. Eine wirklich nette Gasse, aber der nächste Schauer ist da und wir wollen nur noch zum Treffpunkt an der Engelsburg. Finden wir auch problemlos und stellen uns erst einmal an den hohen Mauern unter.

Der Schauer ist inzwischen in einen heftigen Dauerregen übergegangen. Um 13 Uhr stößt noch eine Fremdenführerin zu uns, die uns sehr professionell durch das Castel St. Angelo (Engelsburg) und Petersdom führt. Dazu bekommen wir wieder Funkempfänger mit Ohrstöpseln. Die sind aber nicht so gut wie die gestern in Pompeji, dadurch bricht in den dicken Mauern der Burg öfter mal der Kontakt ab. Auch ist das Anschluss-Halten in der Gruppe schwierig, da überall Gruppen sind und man sieht nur noch Regenmäntel und Schirme. Es lohnt sich, dies gewaltige Bauwerk und die herrlichen Malereien in den Privatgemächern anzusehen. Auch die Terrassen mit herrlichem Ausblick über ganz Rom sind eine eigene Reise wert, nur nicht bei prasselndem Regen. Die ersten Teilnehmer beschweren sich, dass die Reiseleiterin nur immer weiterrennt und nicht Alternativen zu den Außenbereichen vorschlägt für die, die nicht dauernd in den Regen wollen.

Engelsburg Rom 12.10.31 - Tunesien Sizilien Italien AIDAmar Mittelmeer

Der Weg zur Vatikanstadt ist nun voll und immer noch regenreich. Vor dem Petersdom stellen wir uns in die Schlange. Unsere Reiseleiterin vermutet eine Wartezeit von 30 Minuten unter freiem Himmel auf dem Petersplatz. Nach 30 Minuten vermutet sie noch 45 Minuten Wartezeit. Ich kann mich nicht erinnern, wann wir schon einmal so bis auf die Knochen durchnässt waren. Bei offiziell 18 Grad (eher 15 Grad, gefühlt -10 Grad) fangen wir nun an zu frieren und das können wir den Kindern nicht mehr zumuten, deshalb geben wir auf und ziehen uns mit anderen Familien zurück in die trockenen Säulengänge. Das ist schade, aber trocken. Wie man sich doch über Grundbedürfnisse freuen kann: Toiletten, Trockenheit, Essen. Wen interessiert da noch der Petersdom, wir sind eh nicht katholisch…

Apropos Essen: Wir haben uns einen Vorrat mitgenommen und auch die zahlreichen – überteuerten – Stände haben hier geholfen. Aber wie essen? Wir haben erfahren, dass es seit einigen Wochen in ganz Rom verboten ist, in Gruppen auf öffentlichen Plätzen zu essen. Und dass das auch mit empfindlichen Geldstrafen geahndet wird.
Aber was bedeutet das für uns? Wir essen jedenfalls heimlich hinter den Säulen und fühlen uns fast als Verbrecher. Tatsächlich werden wir dann auch Augenzeugen einer Polizeiaktion: Auf dem Petersplatz überwältigt ein Zivilpolizist einen kräftigen Mann, der sich jedoch heftig wehrt, sich auch freikämpfen kann und an uns vorbei durch die Säulen flüchtet. Außerhalb des Vatikans wird er dann von weiteren Zivilpolizisten überwältigt, kann aber erst abgeführt werden, nachdem uniformierte Polizei dazukommt. Nachdem das geschafft ist, kommen von überall Uniformierte gemächlich angetrabt. Nun gehen wir davon aus, dass der Verhaftete sich nicht des öffentlichen Verspeisens eines Picknicks schuldig gemacht hat, auf einmal stieben aber von Petersplatz aus zig Schirmverkäufer in alle Richtungen auseinander. Sind aber nach 10 Minuten alle wieder da…

Vatikan Rom 12.10.31 - Tunesien Sizilien Italien AIDAmar Mittelmeer

Treffpunkt nach der Besichtigung des Petersdoms sollte der Brunnen mitten auf dem Petersplatz sein. Bereits 10 Minuten vor der vereinbarten Zeit holt dann unsere Reiseleiterin die dort aufgetauchte Familie ab, und obwohl wir uns vorher bei ihr abgemeldet haben und den Treffpunkt dort vereinbart haben, hätte sie uns dann glatt vergessen und hat sich mit der Gruppe zum Bahnhof aufgemacht. Zum Glück haben wir das von unserem trockenen Platz aus dem Augenwinkel noch gesehen und konnten hinterher stürmen, sonst hätten wir ein kleines Problem gehabt, denn wir hatten zwar die Adresse des Bahnhofs, der passte aber leider nicht mehr auf dem Stadtplan drauf. Naja, nochmal gut gegangen, aber wirft ein Licht darauf, wie unorganisiert die Reiseleiterin ist. Zurück durch den strömenden Regen zum Zug. Der steht auch schon da, muss erst aber noch vorbereitet werden. Auch hier hätten wir uns gewünscht, dass uns die Reiseleiterin solange im Bahnhofsgebäude abstellt, bis der Zug bereit ist, stattdessen stehen wir gefühlte 2 Stunden (in Wirklichkeit waren es 10 Minuten) vor geschlossenen Türen am Zug. Und damit wir den Tag in langer Erinnerung behalten, legt just in diesem Moment der Regen nochmal zu einem Sturzbach zu. Wie schön ist es, als wir endlich sitzen können. Auf dem Schiff schließlich alle erst mal heiß duschen, umziehen – wir sind wieder Menschen!

Fazit für Rom: Die Stadt ist unglaublich spannend. Überall moderne, laute Stadt neben geschichtsträchtigen Orten. Ein Tag reicht nicht, um Rom auch nur halbwegs zu erfassen. Jeder der bekannten Orte ist einen ausführlichen Besuch wert, und so werden wir das auch nächstes Mal machen (ja, wir kommen in jedem Fall wieder): 2-3 Sehenswürdigkeiten raussuchen und dafür Zeit nehmen. Das Wetter war einfach Pech. Die Reiseleiterin zu unerfahren und unpraktisch. Wie klasse war doch unsere Reiseleiterin gestern in Pompeji!!!
Wahrscheinlich wäre dann ein Ausflug wie „Rom auf eigene Faust“ praktischer. Organisiertes Hin- und Zurückkommen ist schon gut, denn ich weiß nicht, ob ich mich dabei auf die italienische Bahn verlassen möchte. In jedem Fall sind wir auch beeindruckt, wie gut die Kinder dies alles heute mitmachen.

Der Lieblingsfilm meiner Oma war „Ein Herz und eine Krone“. Als Kind musste ich ihn oft mitsehen und habe ihn damit auch lieben gelernt. Am Schluss will Audrey Hepburn auf die Frage, welche Stadt ihr am besten gefallen hat, diplomatisch antworten, dass sie jede auf ihre Weise mochte – und ändert die Antwort dann in ein gehauchtes „Rom“. In diesem Liebesfilm kommen dann auch viele der Orte Roms vor, die wir jetzt erst zum Teil gesehen haben. Aber wir können Audrey Hepburn jetzt schon durchaus verstehen – den Rest sehen wir uns das nächste Mal an…

Abends machen wir auch gar nichts mehr: Essen, trinken, Beine hochlegen, schlafen. Die nächste Etappe sind 885 km nach Mallorca. Morgen ist aber erst einmal Seetag.

Rom

Der Lohn des Schreibens ist das Lesen. Das Kommentieren. Besonders das Teilen auf Blogs und Netzwerken!
Bisher keine Bewertungen
Lebendige Geschichte in Pompeji
Die Zeit rast schon wieder