Nichtssagende Stadt und bedrohliches Show-Sterben

Italien & Mittelmeerinseln mit der AIDAstella, Messina 13.07.18

Wir erleben tatsächlich die frühe Einfahrt in die Meerenge von Messina mit. Die Stadt selbst ist dann eher nichtssagend und wir machen so nur einen eher kurzen Spaziergang zum Dom. Es gibt eine deutliche Diebstahlwarnung, das einzige Vergehen erleben wir dann aber beim Spiel. Und das Show-Sterben nimmt langsam bedrohliche Ausmaße an, weshalb Greenpeace eingeschaltet werden muss.

Wir lassen uns extra früh wecken, um die Einfahrt in die Straße von Messina zu erleben. Diese Neuerung finden wir schön, dass in der „AIDA heute“ nun immer Hinweise auf besondere Stationen stehen. Ca. 7:30 Uhr erreichen wir die 32 Kilometer lange Wasserstraße, die Sizilien von Kalabrien auf dem italienischen Festland trennt. Auf der Kante an der Einfahrt steht ein riesiger Strommast, über den aber keine Kabel gehen, soweit ich erkennen kann. Sehr nahe fahren wir am Ufer lang, das hat fast was von Elbe. Direkt bis ans Wasser stehen Häuser, ich stell mir das bei Sturm sehr nass vor. Kurze Zeit später legen wir dann in Messina an. Messina liegt auf der Seite von Sizilien und ist die drittgrößte Stadt der Insel. Vor einem Jahr lagen wir genau gegenüber in Reggio Calabria, einer recht nichtssagenden Stadt mit einem langen Strand. Messina wirkt von hier aus auch so, nur dass der Strand fehlt.

Spaziergang durch die Stadt

Vorgewarnt sind wir durch das Internet, denn auch ausgiebige Recherche ergibt keine so richtig guten Tipps, was man hier machen kann. Also wandern wir gegen 13 Uhr bei brennender Sonne um 30°C einfach mal los. Das Schiff liegt direkt an der Stadt, so dass wir sofort mitten drin sind. Wir schlüpfen nur eben durch eine Häuserreihe hindurch und stehen schon an der Rückseite des Doms von Messina. Diese ist nicht sehr spektakulär, an der Vorderseite sieht das anders aus, das Eingangsportal ist reich verziert und besonders der Turm daneben beinhaltet lauter goldene Figuren (und die größte mechanische astronomische Uhr der Welt). Der große Platz davor ist praktisch leer bis auf einen Brillenverkäufer und ein paar AIDA-Gäste.

Von hier aus beschließen wir, den Corso Cavour bis zum Neptunbrunnen zu wandern und von dort über die Einkaufsstraße Via G. Garibaldi zurück. Ehrlich gesagt hätten wir das auch sein lassen können. Anders als gleichnamige Straßen in anderen italienischen Städten ist ersteres wirklich nur eine große Straße. Das daran liegende Teatro Vittorio Emanuele II sieht aus wie ein verlassenes und vernachlässigtes altes Haus (wobei wir die Hoffnung haben, dass nur die hier sichtbare Rückseite so aussieht), und eigentlich sehen die anderen Gebäude hier auch alle so aus: Etwas vernachlässigt, aber anders als in Neapel sehr sauber. Bis zum Brunnen halten wir das dann nicht aus, sondern biegen schon vorher ab, sehen das Theater nun von vorne, nehmen zur Kenntnis, dass es klassizistisch sein soll, dass es auf dieser Seite aber zumindest nicht vernachlässigt aussieht. Gehen weiter an lauter geschlossenen, aber auch nicht attraktiven Geschäften vorbei und sind nicht beeindruckt. Es sieht alles aus wie irgendeine Kleinstadt mit einem netten Dom und das war’s. Zumindest hat die Via G. Garibaldi einen schönen grünen Mittelstreifen mit einer Baumreihe. Es muss ja aber auch einen Grund geben, warum wir von AIDA eine der schärfsten Diebstahlwarnungen unserer Reisen bekommen: Wir sollen möglichst nicht allein, sondern in Gruppen an Land gehen. Das reicht uns, um wieder zum Schiff abzubiegen.

Die Hitze schlaucht aber schon, selbst bei einem nicht mal 2stündigen Spaziergang. Deshalb kühlen wir uns erst einmal bei einem frischen Milchshake ab und treten dann wieder in eine heiße Spieleschlacht ein. Bei dieser gibt es heute aber Komplikationen: Die Kinder fangen an zu schummeln und so weigert sich der stets auf Recht und Ordnung bedachte Autor dieser Zeilen, noch irgendetwas weiter zu spielen. Mal sehen, wie lange es bis zur Einsicht dauert.

Film statt Show

Sie dauert bis zum Abendbrot, dann gestehen die Kinder nicht nur ihr Vergehen ein, sondern geloben auch nur noch ehrliches Spiel, weshalb wir nach dem Essen weiter spielen können. Zu diesem gehen wir heute ins Marktrestaurant. Um 18 Uhr ist dies erstaunlich leer, was einerseits bedeutet, dass wir prima freie Buffets haben, zum anderen auch, dass dann zur 2. Essenszeit um 20 Uhr hier Hauen und Stechen sein wird. Das kann uns aber nicht stören, wir sind hier wegen des Themas „Australien“ und genießen vor allem unglaublich zartes Straußenfleisch, während wir aus dem Fenster das Ablegen beobachten.

Die Shows werden langsam ein Fall für Greenpeace. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass AIDA als Umweltbeauftrage eine ehemalige Greenpeace-Aktivistin eingestellt hat. Jedenfalls erleben wir weiter ein bedrohliches Show-Sterben. Heute Abend gibt es als einziges Angebot in den großen Show-Blöcken „Mega Gold Bingo“ um 19 Uhr und den Gitarristen Miroslav in Concert um 21 Uhr. Der ist gut mit der Gitarre, das wissen wir daher, dass er oft live neben der Bar spielt. Und weil wir ihn da immer wieder hören können, brauchen wir dafür keinen eigenen Show-Act.

Deshalb weichen wir aus auf das Pooldeck, dort wird heute der aktuelle Film „Greatest Showman“ gezeigt. Wie letztes Mal auch finden wir zwar keine freien Stühle, aber einen sehr schönen Platz mit freiem Blick auf die große LED-Wand auf einem Liegenstapel. Die Geschichte mit Hugh Jackman ist vorhersehbar, alles schon dagewesen und doch nett anzusehen. Unser Jüngster streicht aber frühzeitig die Segel, da ihm zu viel gesungen wird. Wir dagegen genießen es, unter freiem Himmel zu sitzen und dabei den Blick auf das vorbeiziehende Sizilien zu haben. Überall an der Küste liegen Städte, nun an den Lichtern zu erkennen, das sieht schön aus!

Die nächste Etappe sind 287 Kilometer bis nach Valletta.

Messina