Nordeuropa 1 mit der AIDAmar, Southampton 06.04.15

Im dichten Nebel nach Southampton getastet wird es ein warmer, sonniger Tag. Eine Identitätsprüfung bringt gealterte Bilder an den Tag. Obwohl zu Fuß erreichbar, sehen wir von Southampton nicht viel, die Natur fordert ihren Tribut.

Southampton 15.04.06 - Metropolen England Frankreich Belgien Holland AIDAmar Nordeuropa

Wir wachen heute nicht mit lieblichen Klängen auf, sondern mit unablässigen Tröten der Nebelhörner. Das ist aber auch bitter nötig, denn vor unserem Balkon ist tatsächlich nichts zu sehen, nur eine weiße Wand. Erst als die Kaianlagen dahinter auftauchen, kann man ein paar Meter weit sehen.

Trotzdem legen wir frühzeitig vor 9 Uhr an, dann brauchen aber die Behörden derart lange, das Schiff freizugeben, dass sogar Kapitän Laudan sich einen unwilligen Spruch bei seiner Morgenansage nicht verkneifen kann. Dabei vermutet er auch, dass der Zettel in seiner Hand, auf der für heute 17°C angekündigt werden, falsch sein muss. Aber hier irrt er, der Tag wird sonnig, richtig warm bei über 17°C! Und das im April in England…

Heute sind die AIDA-Mitarbeiter nicht sehr auf zack, erst schaffen sie es beim Frühstück nicht, das Buffet vollzuhalten, dann werden wir ohne Ankündigung von Putzkolonnen vom Balkon vertrieben. Hallo, früher hing ein Zettel an der Tür, wenn die Balkone gereinigt werden sollten, später kam sowas als mail im Kabinenfernsehen, jetzt keine Ankündigung mehr? Hat wohl einer die Zeitumstellung verpennt und kriegt nun nicht mehr alles auf die Reihe.

Southampton 15.04.06 - Metropolen England Frankreich Belgien Holland AIDAmar Nordeuropa

Nach dem Frühstück geht es zur Identitätsprüfung. Das haben wir schon einmal auf der AIDAmar kennengelernt, als das zum Einlaufen in Schottland neu eingeführt wurde: Jeder Gast muss einmal vor den englischen Behörden erscheinen, diese in Form eines Beamten wirft einen uninteressierten Blick in den Pass, vergleicht das Bild mit der Life-Erscheinung, nickt kurz und lässt sich nichts anmerken, wenn Bild und Life-Erscheinung schon Jahrzehnte auseinanderliegen. Weil das Bild gealtert ist, ist klar. Organisiert ist das so, dass alle, die frühzeitig von Bord wollen, an der Gangway kontrolliert werden. Alle die später von Bord gehen oder gar an Bord bleiben, werden später in der AIDA-Lounge kontrolliert. Einen Mütter-Aufstand gibt es wohl vor dem Kids-Club, weil nicht geklärt ist, was mit Kindern ist, deren Eltern früh auf einen Ausflug gegangen sind und die nun ausweislos im Kids-Club betreut werden.

Von Southampton aus ist sicherlich der interessanteste Ausflug nach London. Das würden wir auch gern machen, aber wir werden warten müssen, bis das neue Kreuzfahrtterminal in London gebaut ist, denn von hier sind das 2,5 – 3 Stunden Busfahrt. Eine Strecke. Plus Rundfahrt in London. Zudem stand in vielen Reiseberichten, dass es oft Stau gibt und damit noch länger dauert. Und oft kommen die Busse zu spät hier wieder an.

Nein, so eine lange Busfahrt wollen wir den Kindern und uns nicht zumuten. Deshalb machen wir uns zu Fuß auf den Weg aus dem Hafen in die Stadt hinein. Ein ausführlicher Rundgang über Deck hilft mir wie immer, schon einmal die Lage zu peilen und ich sehe viele, die sich auf den Weg machen und kann so die Richtung schon einmal einschätzen.

Southampton liegt sehr interessant zwischen den Flüssen Test (ja, der heißt wirklich so und ich hab nicht etwa vergessen, hier ein Füllwort zu ersetzen) und Itchen. Der Hafen liegt am Zusammenfluss der beiden Flüsse und erstreckt sich ein ganzes Stück in den Test hinein. Dieser Zusammenfluss verbindet Southampton mit dem Meer. Vor der Mündung zum Meer liegt die Isle of Wight. Zwischen dieser Insel und dem Festland müssen alle Schiffe durch, die nach Southampton wollen.

Das komplizierteste am Weg aus dem Hafen ist das Terminal Queen Elizabeth II, an dem wir liegen, denn wir werden durch ein Labyrinth geführt, bevor wir den Hafen betreten. Dann aber geht es nur noch geradeaus aus dem Hafen heraus.
Unser Liegeplatz ist übrigens direkt neben dem Liegeplatz, an dem die Titanic bei ihrer Schicksalsfahrt am 10.04.1912 gestartet ist. Daran erinnert ein Stein am Hafenausgang.

Southampton 15.04.06 - Metropolen England Frankreich Belgien Holland AIDAmar Nordeuropa

Der Weg durch den Hafen dauert keine 30 Minuten langsamer Fußmarsch. Wenn ich meiner Familie Glauben schenken würde, sind es locker 8 Stunden, die wir dort stramm marschiert sind… Nein, es bleibt bei unter 30 Minuten. Wir sind nur viel zu warm angezogen, nach den Erfahrungen der letzten Tage haben wir uns dicke Jacken angezogen, wir wundern uns nur, dass die uns Entgegenkommenden, die auf dem Weg zum Schiff zurück sind, uns im T-Shirt und mit hängender Zunge begegnen. Aber tatsächlich ist es in der vollen Sonne richtig ungewohnt warm und wir kommen ganz schön ins Schwitzen. Was immer noch nicht an der Entfernung liegt, sondern nur an der unerwarteten Sonne.

Direkt am Hafenausgang ist ein kleiner Park, Queens Park mit reichlich blühenden Frühlingsblumen. Hier machen wir eine kleine Pause und der Plan ist, von hier aus in ca. 10 Minuten zu den Resten der Altstadt zu gehen (nach Bombardement im 2. Weltkrieg ist davon nicht mehr viel übrig). Dort finden sich als alte Gebäude das Stadttor Bargate, die St. Michael’s-Kirche, das Medieval Merchant House aus dem Jahr 1290, das Tudor House, ein Fachwerk-Gebäude aus dem Jahr 1465. Von hier wollen wir dann wieder einen Bogen zum Fluss Test zurück schlagen, an dem der etwas größere Mayflower Park liegt.
Hier bleibt es beim Wollen, wir kommen gerade zu den Resten der Stadtmauer, dann müssen wir zum Schiff zurück, weil einem von uns der Bauch krampft. Das ist wirklich Schade, erfreulicher Weise stellt sich aber heraus, dass es nur die Natur ist, die hier ihr Recht fordert, nach dem Motto „wer viel fret, der viel schet“…

Naja, so gibt es einen Milchkaffee in der AIDA Bar (das Café Mare öffnet heute leider erst um 16 Uhr). Hier mühen sich 2 Gastgeberinnen beim Bingo mit ein paar wenigen Teilnehmern. Dann verbringen wir den Rest des Nachmittags an Deck in der Sonne, das hat auch was. Zumal nicht viele Gäste an Bord sind und es so sehr ruhig ist. Und wir sind rechtzeitig um 18 Uhr im Marktrestaurant an gewohnter Stelle. Heute muss ich mal über ein kulinarisches Highlight berichten. Zum Glück probiere ich immer das meiste durch, bevor ich mich für das eine oder andere entscheide, sonst wäre mir das entgangen, denn kaum jemand hat hier zugegriffen: Chicorée mit Käse überbacken klingt so gewöhnlich, ist aber unglaublich lecker.

Eine Neuerung habe ich noch unterschlagen: Neben dem Marktrestaurant hat hier auch das Bella Donna Restaurant 2 Genießerzeiten zum Abendbrot.

Das Abendprogramm läuft wie schon gestern erläutert. Um 19 Uhr der erste Teil mit der schon länger bekannten Rock-Show Hurricane, verlängert auf 45 Minuten. Wie gestern auch ist das Theatrium erst spärlich besucht, füllt sich dann aber innerhalb der ersten 10 Minuten. Nach Willis Prime Time dann die Wiederholung der Show um 21 Uhr.
Zu der Zeit legen wir pünktlich ab, das erleben wir heute gemütlich in der AIDA Lounge.

Die nächste Etappe sind 211 Kilometer bis Le Havre.

Southampton

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