Ostsee 2 mit der AIDAdiva, Helsinki 28.07.18

Helsinki hat alles, was jede andere Hauptstadt auch hat: Neue Vorstädte, ein Zentrum mit Hafen, Markt und Flaniermeile, eine Kathedrale und eine Felsenkirche. Aber alles viel kleiner, kompakter, schöner und jünger. Daneben verfolgen mich heute Amerikaner vom Hop-On-Hop-Off-Bus bis ins Marktrestaurant.

Helsinki 18.07.28 - Eindrucksvolle Städtetour durch die Ostsee AIDAdiva

Auch Helsinki hat so einige Inseln vor der Tür, aber davon bekommen wir nicht viel mit. Die Uhren wurden heute Nacht eine Stunde vorgestellt und so wachen wir noch recht müde auf. Der Himmel ist zum ersten Mal auf dieser Reise bewölkt und in der Ferne sieht es tatsächlich auch ein bisschen nach Regen aus. Endlich nicht so brütend warm.

Esplanadi Helsinki 18.07.28 - Eindrucksvolle Städtetour durch die Ostsee AIDAdiva

Helsinki hat mehrere Kreuzfahrtanleger, die Mein Schiff 1 und die Norwegian Breakaway sind schon da. Das wird voll in der Stadt und in den Bussen, hat Helsinki doch nur gut 550.000 Einwohner bei insgesamt knapp 5,5 Millionen Finnen im Land.

An der Rezeption erfahren wir, dass bis 11 Uhr die Hop-On-Hop-Off-Busse direkt vor dem Schiff halten, darum machen wir uns eine viertel Stunde früher auf den Weg. Diese Information ist aber genauso falsch wie in Kopenhagen, die Busse waren nur früh Morgens hier, danach fahren sie regulär vor dem Anleger ab, den wir uns mit der Mein Schiff 1 teilen. In der Mitte zwischen den Schiffen ist der Ausgang und dort stehen Mitarbeiter bereit, bei denen wir Tickets bekommen. Und auch ein Bus fährt gleich los. Zunächst finden wir unten einen Platz, im Verlauf können wir noch nach oben in den offenen Bus wechseln. Dieser hat schon bessere Zeiten gesehen, bei jedem Huckel klappert er bedenklich und viele der Anschlüsse für die Kopfhörer gehen nicht. So auch bei uns, auf einem steht „out of order“, an dem wird wenigstens ein Stöpsel des Kopfhörers versorgt, an dem anderen Anschluss geht gar nichts. Darum steht da auch nicht „out of order“. Zum Glück spricht der Redner laut genug, so dass ich zur besten Ehefrau von allen geneigt wenigstens etwas mitbekomme.

Helsinki würde ich als Hauptstadt im Miniformat bezeichnen. Mit der Tour, die mit Wartezeiten 2 Stunden dauert und bei Bedarf alle Kreuzfahrtanleger mit bedient, hat man dann das Gefühl, wirklich alles gesehen zu haben. Es gibt ein Zentrum, in dem engmaschig Straßenbahnen fahren und rundum jede Menge neu entstandene Stadtteile, weil die Stadt ständig wächst. Auch in Gebieten, in denen Werft und Hafenanlagen waren, wurden Wohnungen und Büros gebaut, ein Trend, der sich auch in anderen Städten zeigt. Insofern ist Helsinki schon wie andere Metropolen, nur ist alles auf viel überschaubarerem Raum zusammengefasst. Die Straßen sind großzügiger, die Häuser niedriger, die Bausubstanz neuer (vor allem, weil Helsinki in der Vergangenheit aus Holz gebaut war und Brände dies alles zerstört haben). Und die Bewohner jünger, das haben wir auch schon in Reykjavik so erlebt. Und es gibt mehr Platz für Grün und Wasser in der Stadt.

So ist es schön, dass wir heute bei einer Rundtour mal quasi alles sehen, die schönsten Ecken wären aber problemlos auch vom Endpunkt des Shuttles aus zu erreichen und ein Plan fürs nächste Mal. Im ersten Teil der Fahrt bekommen wir so einen Eindruck von den neuen Vierteln am Hafen, sehen die Felsenkirche, das Olympiastadium (noch bis 2019 in Renovierung) und die Töölö Bay (die ich jetzt nur wegen des tollen Namens erwähne) mit Oper und Finlandia-Halle.

Kauppatori Helsinki 18.07.28 - Eindrucksvolle Städtetour durch die Ostsee AIDAdiva

Der zweite Teil ist interessanter: Wir steigen im Zentrum aus, vor allem, weil bestimmte Familienmitglieder zum Hard Rock Café wollen. Von hier gehen wir die Esplanade herunter, eine hübsche Straße mit bekannten teuren Labels auf der einen Seite und einer Reihe Bäumen, später einem ganzen Park auf der anderen Seite. Hier kann man wirklich schön entlangflanieren, sich in den Park setzen, Straßenkünstlern zuhören, einen Kaffee trinken.

Die Straße mündet am Marktplatz direkt am Hafen. Hier sind unzählige Stände mit allem, was zu einem Markt gehört, Früchten, Fischen, Meeresfrüchten, finnischen Spezialitäten, aber auch Souvenirs und Trödel. Alle Stände haben in etwa die gleiche orange Dachfarbe und ein Teil des Marktes ist mit einem Netz überspannt. Hier hängt ein Schild, dass Drohnen verboten sind.

Am Markt könnte man wieder in den Bus steigen, aber unsere Freunde zeigen uns, dass wir dann wichtiges verpasst hätten: nämlich den großen Senatsplatz, auf dem die Statue von Zar Alexander II. steht und an dem Regierungspalast und Universität liegen. Vor allem aber wird der Platz von der riesigen Kathedrale überragt, zu der man auf ganzer Breite über Stufen hinaufgehen kann. Innen und außen ist sie hellweiß, von außen gewaltig, von innen eher bescheiden, wie in evangelischen Kirchen üblich.

Wir halten uns eine Weile auf den Treppen und unter den Säulen auf, besichtigen die Kirche von innen (kostenlos), nutzen die dortigen Toiletten (sehr sauber, 1,-€. Nur an den Türen sind keine Piktogramme und ich glaube, wir haben „D“ und „M“ genau falsch rum verstanden) und gehen dann wieder zum Platz herunter, da auch dort der Bus wieder hält. Wir finden oben genug freie Plätze, inzwischen haben sich die Wolken weitestgehend verzogen, die Sonne scheint wieder prall mit 27°C, es ist aber sehr windig, was angenehm ist.

Dom Helsinki 18.07.28 - Eindrucksvolle Städtetour durch die Ostsee AIDAdiva

Eine Weile warten wir noch, bis der Bus voll ist und als endlich der letzte Platz belegt ist, müssen alle aussteigen und den Bus wechseln. Der nächste Bus steht schon daneben, aber im Umzugschaos verlieren wir unseren Kleinen aus der Augen, sehen nicht, ob er mit einer Reisegruppe zum falschen Bus getrieben wurde oder ob er schon vor uns war, deshalb schauen wir uns erst einmal um, wodurch wir nicht mehr in den Ersatzbus dürfen. Zum Glück können wir ihn dann aber aus den Augenwinkeln im Ersatzbus bei unseren Freunden ausmachen, denen ist er hinterhergegangen, also alles gut.

Für uns kommt direkt der nächste Bus, der wartet nur eine kleine Weile, dann geht es los. Ohrstöpsel funktionieren hier und so kommen wir tatsächlich an Hafen, Strand und Inseln vorbei wieder zum Schiff, auf dem uns unser Kleiner um 14:30 Uhr völlig unbeeindruckt erwartet.

Der Bus gibt noch Gelegenheit zu einer kleinen Völkerkunde, natürlich muss ich in aller Schärfe darauf hinweisen, dass diese Beobachtungen nicht repräsentativ sind: Eine Gruppe Amerikaner benötigt jeder für sich eine eigene Sitzbank, definitiv wäre es auch nicht anders möglich. Hinter uns nerven Mexikaner mit ihrem Handy, das alle paar Minuten laute Musik abspielt. Am schlimmsten ist aber das Volk, das prollig durch den ganzen Bus brüllt. Zu meiner Betrübnis auf Deutsch und von unserem Schiff.

Nett dagegen ist die ältere Dame, die sich im Bus zu uns setzt und uns ganz selbstverständlich etwas erzählt, weil wir ja auch vom Kreuzfahrtschiff kommen. Wir schaffen es dann tatsächlich uns verständlich zu machen, dass wir aber nicht von der Breakaway kommen und deshalb auch nicht alles verstehen.

Helsinki 18.07.28 - Eindrucksvolle Städtetour durch die Ostsee AIDAdiva

Auf den Schreck gibt es noch einen kleinen kühlen O-Saft im Bella Vista Restaurant, der einen oder dem anderen schmeckt auch die eine oder andere Kleinigkeit. Und dann geht es auf den Balkon zum Erholen. Dieser liegt schön im Schatten und der Wind bringt angenehm frische Böen um die Ecke.

Um 17 Uhr geht es wieder los. Der Blick aus der Ferne auf die Stadt ist noch einmal schön. Vor unserem Balkon ist eine Insel, auf dem glatten Felsen liegen viele Badende zum Trocknen. Danach sind wir dann bald auf dem Meer und als wir pünktlich um 18 Uhr Essen gehen stellen wir fest, dass der Wind ganz schön Wellen erzeugt. Das erste Mal auf dieser Tour.

Dafür ist es dann im Restaurant erstaunlich voll. Das Marktrestaurant wäre auch nicht unsere erste Wahl gewesen, aber gegen unsere Kinder haben wir keine Chance, denn hier ist heute – passend zu unseren Erlebnissen im Bus – Thema USA. Mit Burger, Hot Dog und Cesar Salad. Letzteres war – so meine ich völlig unwissenschaftlich – vielleicht nicht immer die Hauptspeise der Kollegen heute im Bus.

Und so geht schon wieder viel zu schnell ein Tag zu Ende. Der Abend reicht gerade noch für ein schnelles Hochladen des Reiseberichts, eine demütigende Runde „DOG“ und „Skull King“ und einen tröstenden Aperol. Eine richtige Show gibt es natürlich nicht, im Theatrium läuft „Wer wird Millionär“, wir hier in der AIDA Bar werden begleitet vom Offiziers-Shanty-Chor im Rahmen der Haifischbar. Auch mal eine Erfahrung.

Die nächste Etappe sind 330 Kilometer bis St. Petersburg.

Helsinki


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