Ostsee 2 mit der AIDAdiva, St. Petersburg 30.07.18

Auch am 2. Tag bewundern wir die Schönheit von St. Petersburg. Zuerst die Isaakskathedrale von innen und dann mit einer Flussfahrt auf der Newa mit Blick auf Sommer- und Winterpalais von außen. Die Ausfahrt aus der Kronstadt-Passage zeigt aber auch die andere, nicht schöne Seite.

Isaakskathedrale St. Petersburg 18.07.30 - Eindrucksvolle Städtetour durch die Ostsee AIDAdiva

Anscheinend haben die meisten einen morgendlichen Ausflug gebucht, denn beim Frühstück sind wir heute tatsächlich komplett alleine. So kann uns keiner etwas wegessen und es ist mal ein interessantes Gefühl, wenn 2 Köche und 4 Service-Kräfte nur auf unsere Bestellungen warten. Allerdings ist es auch schwierig, die gesamte Verantwortung aufgebürdet zu bekommen, den Arbeitsplatz der Mitarbeiter zu sichern, denn so viel können wir gar nicht essen, dass alle permanent beschäftigt wären, ich muss zugeben, dass ich schon nach 2 Milchkaffee die Segel streichen muss, schon ist der Kaffeefachbeauftragte arbeitslos. Zum Glück schauen gegen Ende der Essenszeit noch ein paar andere Gäste herein.

Isaakskathedrale St. Petersburg 18.07.30 - Eindrucksvolle Städtetour durch die Ostsee AIDAdiva

Den Morgen benötige ich dann, um in aller Ruhe die Erlebnisse von gestern aufzuarbeiten. Das ist gar nicht so einfach, weil wir so voller Eindrücke sind. Dazu setze ich mich ja gern auf den Balkon, aber obwohl er nicht in voller Sonne liegt, ist es dort bald nicht mehr auszuhalten.

Um 14:30 Uhr beginnt dann unser letzter Ausflug in St. Petersburg. Nach den Erfahrungen von gestern sind wir frühzeitig unten. Die Passkontrolle geht für uns rasend schnell, offensichtlich müssen alle, die gestern schon einmal an Land waren, nur kurz gecheckt werden. Aber unsere Kleine, die gestern ja nicht dabei war, der es aber heute wieder gut geht, ist zum ersten Mal dabei und prompt dauert die ganze Prozedur bei ihr so lange wie bei uns gestern.

Trotzdem sind wir frühzeitig am Bus und es geht auch sofort los, wieder etwas früher, aber es stehen noch einige weitere Busse für den gleichen Ausflug bereit. Ziel ist diesmal zunächst die Isaakskathedrale mit den goldenen Türmen. Hier herrscht schon ein heilloses Bus-Chaos, bei weitem nicht nur AIDA-Busse. Gleichzeitig stehen mindestens 3 Abschlepper da, die Autos von Busparkplätzen entfernen. Irgendwo findet der Busfahrer aber einen Halteplatz und wir können direkt durch die Zugangsbeschränkung in die Kathedrale gehen.

Hier finden wir eine große, hohe Kirche vor, deren Inneres ziemlich leer ist. In orthodoxen Kirchen ist es üblich, während des Gottesdienstes zu stehen oder zu knien, weshalb es keine Bänke gibt. Das bedeutet Platz für die zahlreichen Gruppen, die hier hindurch geführt werden. Welch ein Gewusel!

Isaakskathedrale St. Petersburg 18.07.30 - Eindrucksvolle Städtetour durch die Ostsee AIDAdiva

So stehen im Innenraum Verkaufsstände für kleine Ikonen und Faberge-Eier (was mich direkt an die Szene in der Bibel erinnert, in der Jesus die Händler im Tempel rausschmeißt), ein paar Kunstwerke, Modelle des Kirchenbaus. An einem Monitor wird gezeigt, wie raffiniert vor Jahrhunderten schon die tonnenschweren Säulen mit Seilwinden in die Senkrechte gebracht wurden. Dabei ist dies die einzige Kirche, an der erst die Säulen und dann die Kirche gebaut wurden.

Besonders beeindrucken mich mehrere Türen, die riesig groß sind und komplett aus Eichenholz geschnitzt sind und mit Bronze überzogen wurden. Vor dem abgesperrten Altarraum eine riesige Wand mit überlebensgroßen Ikonen. Diese waren ursprünglich alle gemalt, aber die Feuchtigkeit in St. Petersburg war der Malerei nicht sehr zuträglich, und so hatte man sich in Italien abgeschaut, wie man Mosaiken herstellt. Einige wenige dieser Malereien hatte man in der Vergangenheit durch die Mosaiken ersetzt, diese sind aber so filigran und kompliziert, dass ein Meister viele Jahre benötigte, um ein Bild fertigzustellen. Deshalb hat man nicht viel mehr geschafft. Aber das ist prächtig!

Noch prächtiger der Altarraum dahinter, mit buntem Glas und viel Gold. An der Seite eine Nische, in der Gläubige Kerzen bei Ikonen aufstellen können, hier ist das Fotografieren nicht erlaubt, weil diese Ecke noch genutzt wird. Schade, dass sich so viele nicht an das Fotografierverbot halten. Ich finde, dass es keine große Einschränkung ist, Rücksicht auf andere Gebräuche zu nehmen.

Isaakskathedrale St. Petersburg 18.07.30 - Eindrucksvolle Städtetour durch die Ostsee AIDAdiva

Am prächtigsten aber die Deckenmalerei an den verschiedenen kleinen Kuppeln und die Darstellungen aus Gold in der großen Kuppel. Die Führung dauert nur eine gute halbe Stunde, danach haben wir Zeit, uns noch eine ¼ Stunde selbst alles anzusehen. Hier lohnt sich dann vor allem der Blick nach oben, der Preis eines steifen Nackens ist nicht zu hoch.

Für den Ausgang hat die Reiseleiterin angekündigt, dass Leute mit Herzschrittmacher von ihr einen anderen Weg geführt werden müssen, denn dort müssen wir durch einen Scanner. Warum nun am Ausgang, ist mir unklar, vielleicht wird sonst zu viel in der Kirche geklaut.

Von der Kathedrale werden wir wieder zu den Bussen geschickt. Ganz schön schwierig, den richtigen Bus zu finden, denn die Busse stehen alle mit dem Heck zum Bürgersteig und die Busnummer steht vorne, weshalb wir also so lange zwischen Bus und Straße entlanggehen, bis wir unseren Bus gefunden haben. Erstaunlicher Weise gelingt das allen Teilnehmern, obwohl wir auch eine ganze Reihe Ältere dabei haben. Was allerdings auch den Vorteil hat, dass wir im Bus reichlich Unterhaltung haben, denn diese sind schon etwas schwerhörig und unterhalten sich dementsprechend lautstark.

Nebenbei bekommen wir von unserer Reiseleiterin jede Menge Informationen. Gut wenn man dann multitaskingfähig ist und so der Reiseleiterin und den älteren Reisenden gleichzeitig zuhören kann. Sonst hätten wir auch verpasst, dass eine der Damen unbedingt aufstehen und im fahrenden Bus Bilder auf dem Mittelgang machen muss, während die Freundin warnt, dass der Bus bremsen könnte. Was er just in diesem Moment abrupt tut, wodurch die Dame wie ein Geschoss durch den Bus gegangen wäre, wenn nicht die Dame mir gegenüber sie noch festgehalten und gegen mein Bein gedrückt hätte. Darauf meint die Betreffende trocken, dass sie dies Bild doch nicht unbedingt benötige. Gut.

St. Petersburg 18.07.30 - Eindrucksvolle Städtetour durch die Ostsee AIDAdiva

Nun sind wir ja das dritte Mal mit dem Bus in St. Petersburg unterwegs. Und auch wenn wir bis in die Stadt nun aufgrund der Wiederholung den Weg schon im Schlaf finden, nimmt der Busfahrer in der Stadt jedes Mal einen anderen Weg und die jetzt 3. Reiseleiterin erzählt noch wieder andere Dinge, so dass es nicht langweilig wird und wir immer mehr lernen.

Peter der Große hatte St. Petersburg ursprünglich nach dem Vorbild von Amsterdam angelegt, die Einwohner waren dann aber doch im Laufe der Jahrhunderte praktisch und haben viele Kanäle zugeschüttet. Über die Verbliebenen führen viele Brücken, alle waren einst als Zugbrücken ausgelegt, sind nun aber fest. Manche sind sehr breit, so dass ein ganzer Parkplatz darauf Platz hat und wir gestern bei der Bootsfahrt kurzzeitig das Gefühl hatten, der Bootsführer hat sich verfahren und die Abzweigung in die Kanalisation genommen.

Anders die Brücken über die Newa. Ich hatte gestern ja schon berichtet, wie breit der Fluss ist. Alle Brücken hierüber sind klappbar. Das Besondere hier ist, dass die Brücken nachts auch wirklich aufgeklappt sind, damit größere Schiffe, die tagsüber vor den Brücken warten, dann hindurch fahren können. Das führt dazu, dass wer nicht rechtzeitig über die Brücke fährt, nachts keine Möglichkeit mehr hat, nach Hause zu kommen. Inzwischen wurde zwar auch ein Tunnel gebaut, der ist aber kostenpflichtig.

In der Vergangenheit sollen dies besonders Männer als Ausrede genutzt haben, wenn sie nachts nicht nach Hause gekommen sind. Ob es daran liegt, dass die Scheidungsrate hier bei 80% liegt, ist unbekannt.

St. Petersburg 18.07.30 - Eindrucksvolle Städtetour durch die Ostsee AIDAdiva

Und ganz wichtig: Nicht baden: Das Wasser der Newa und damit auch der Kanäle ist dreckig. Warum ist mir nicht ganz klar, die Newa ist eigentlich nur ein ganz kurzer Fluss (74 Kilometer), der aus einem riesigen See (Ladogasee) entspringt und in der Ostsee im Finnischen Meerbusen mündet.

Nun jedenfalls geht es weiter bis zu einem Bootsanleger, denn wir machen heute noch einmal eine Bootstour. Hier müssen wir allerdings eine ¼ Stunde warten, denn unser Boot muss erst andere vorlassen. Dafür wird in der Wartezeit ein unglaubliches Catering angeliefert, das ist so vielseitig und sieht so lecker aus. Und wird dann nicht auf unser Boot gebracht.

Letztlich müssen wir über 2 Boote hinweg zu unserem Boot steigen, die Boote werden problemlos mit Planken verbunden. Wir finden einen Platz draußen in der ersten Reihe und dann geht es flott los.

Die Fahrt ist mit 1 Stunde deutlich kürzer als gestern und insofern anders, dass wir nur einen Kanal hinunterfahren und uns mehr Zeit nehmen, auf der Newa hin und zurück zu fahren, dann geht es denselben Kanal wieder zurück. Manches sehen wir, das wir von gestern kennen, anderes erscheint heute in ganz anderem Licht. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn in voller Sonne sieht das Ganze noch einmal anders aus als in der Abenddämmerung. So sehen wir noch einmal genauer, wie ein Palast neben dem anderen steht, hören noch einmal, wie Liebhaber, Söhne, die in der Thronfolge hinten stehen, und wer noch alles Paläste geschenkt bekommen haben. Und das ganze natürlich in Winter-Palais- und Sommer-Palais-Version.

Winterpalais St. Petersburg 18.07.30 - Eindrucksvolle Städtetour durch die Ostsee AIDAdiva

Wir bekommen wieder viele Informationen und das ist noch einmal eine richtig schöne Fahrt. Und über mangelnde Sonne können wir bei rund 30°C beim besten Willen nicht klagen. Dass wir in St. Petersburg einmal über den Fahrtwind froh sein würden, war nicht vorhersehbar bei 300 Regen- oder Schneetagen im Jahr! Prima.

In einen Souvenirshop müssen wir diesmal nicht. Das wird auch ganz unterschiedlich gehandhabt. Unsere Freunde, die den gleichen Ausflug zu anderer Zeit mit einem anderen Bootsanbieter gemacht haben, hatten noch eine viel längere Tour durch andere Kanäle und wurden am Ende zu einem Shop gebracht. Das ist also immer abhängig von dem Anbieter. Dafür hatten wir alle auch wieder wie gestern einen Läufer neben dem Boot, erzählt wurde, dass ein guter Läufer bis zu 300,- € am Tag verdienen kann. Das ist jetzt der Punkt an dem ich überlege, doch Sport anzufangen.

Kurz vor 18 Uhr sind wir wieder an Bord, und da wir ordentlich hungrig sind, trifft es sich gut, dass Jürgen schon einen Tisch im Marktrestaurant gefunden hat. Das Thema Griechenland gibt auch einiges her und wir bei uns hinein.

Bei der üblichen Runde „DOG“ in der AIDA Bar werden unser Jüngster und ich zum zweiten Mal um den quasi sicheren Sieg weggezockt. Der Schmerz ist nur mit einem Aperol zu stillen. Naja, oder einem Caikico für unseren Jüngsten.

Sommergarten St. Petersburg 18.07.30 - Eindrucksvolle Städtetour durch die Ostsee AIDAdiva

Ablegen ist um 20 Uhr, ab 21.25 Uhr moderiert der Lektor Ralf Eden die Kronstadt-Passage über Lautsprecher. Das wollen wir gerne draußen am Heck hören, ich weiß aber gar nicht, was mich dabei aggressiver macht: Die viel zu leise, getragene Stimme des Lektors oder die johlenden Menschen rundum, die offensichtlich die Informationen nicht interessieren. Beiden zusammen führt jedenfalls dazu, dass wir uns das Hintergrundwissen aus Bruchstücken zusammenreimen müssen, was etwa so bruchstückhaft ist wie die erste Übersetzung der ägyptischen Keilschrift.

Jedenfalls sind St Petersburg eine ganze Reihe von Inseln vorgelagert, von denen viele zu Teilen einer Festung ausgebaut sind. Mittendrin die Insel Kotlin mit der Stadt Kronstadt, die nun Stadtteil von St. Petersburg ist. So richtig schön sieht das nicht aus: Hochhäuser in der Stadt, davor und auf kleinen Inseln rundum verfallene Festungsreste, verfallene Kriegsschiffe, nicht schön.

Historisch ist Kronstadt interessanter durch diverse Matrosenaufstände, denn die Zustände in der Marine des Zaren müssen um 1900 rum verheerend gewesen sein. Ist aber auch kein Wunder, das Geld ist schließlich in den Palästen, denke ich mir so.

Und an dieser Stelle nun hat man einen Damm gebaut, um St. Petersburg zu schützen. Es gab viele Hochwasser in der Stadt, davon 3 schwere, bei denen der Meeresspiegel um mehr als 3 Meter angestiegen ist. Und deshalb hat man über einige Jahrzehnte lang mit Kosten von 3 Milliarden Euro einen Damm aufgeschüttet von den beiden Seiten der Bucht bis zur Insel Kotlin. Dieser Damm wird auch gleich sinnvoll genutzt, er ist Teil der Stadtautobahn, die um St. Petersburg herum geht. Und in diesem Damm sind Fluttore. Die sehen ganz ähnlich aus wie vor Rotterdam. Und durch diesen schmalen Durchgang fahren wir jetzt auf die freie Ostsee.

Die Show „Musical Dreams“ haben wir dabei verpasst, wir können aber noch einen Teil über TV sehen. Ich hatte hier ja in der Vergangenheit berichtet, dass wir finden, dass zu viele unbekannte Songs präsentiert werden. Im TV wird nun immer eingeblendet, welcher Song aus welchem Musical gezeigt wird, das macht es leichter, dem Unbekannten zu folgen, da sollte sich AIDA den Gefallen tun, das auch in der Show auf der LED-Leinwand zu zeigen.

Die nächste Etappe sind 363 Kilometer bis Tallinn / Estland.

St. Petersburg


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