Norwegen mit Lofoten & Nordkap mit der AIDAbella, Nordmeer 06.08.19

Seetag bedeutet vor allem Ruhe, Nichtstun, Spielen und natürlich Essen. Unseren Essenablauf erläutere ich heute einmal, beobachte Menschen aus dem Weltkrieg, die nicht-extrovertiert mit dem Po verdrängen und entkomme einem Senioren-Tsunami vor Catan.

Nordmeer 19.08.06 - Fjorde Berge Wasserfälle - Fantastische Natur in Norwegen AIDAbella

Gegen 7 Uhr überqueren wir den Nordpolarkreis Richtung Süden, es wird wärmer. Das bekommen wir aber nicht mit, denn heute können wir wieder ausschlafen. Was relativ ist, denn um 8:30 Uhr gehen wir gern zum Frühstück. Das hat sich als gute Zeit herausgestellt, bevor der große Andrang an Seetagen ist.

Da wir heute Zeit haben, ist auf dem Weg zum Frühstück noch ein kurzer Abstecher zum Waschsalon möglich. Offensichtlich gibt es hier einen kleinen Defekt, denn es steht Wasser vor den Maschinen. Stört aber nicht, es ist nicht so viel, dass Rettungswesten verteilt werden müssten.

Nordmeer 19.08.06 - Fjorde Berge Wasserfälle - Fantastische Natur in Norwegen AIDAbella

So sieht unser Frühstück aus

Seetag heißt viel Muße, das beginnt beim Essen. Für uns bedeutet das immer, dass wir uns beim Frühstück richtig satt essen und erst abends das nächste Mal essen gehen. Dazwischen gibt es nichts, es wäre sonst nicht möglich, unsere Gewichtszunahme auf unter 1 Tonne pro Fahrt zu beschränken.

Da wir also den ganzen Tag nichts essen, muss das Frühstück uns vorm Verhungern bewahren. Und das schaffen wir so: Die beste Ehefrau von allen liebt ihr Minutensteak. Ich bin glücklich mit weichgekochten Eiern und – natürlich – Lachs mit Meerrettich. Dieser wird seit ich an Bord bin nicht mehr in Scheiben gezählt, sondern in Containern. Die Jungs wechseln immer mal, meist lieben sie Omelette. Obstteller bestellt auch jeder, dabei gibt es aber Obstsorten, die nicht jeder aus der Familie mag. Deshalb ist neben Mango, Ananas und Melone mein Teller am Ende von Papaya und Maracuja überfüllt. Aber Obst ist ja gesund und deshalb schaffe ich das. Ebenfalls für uns gibt es im Schiffsbauch eine eigene Orangenplantage, denn unseren Bedarf an frisch gepressten Orangensaft müssen wir ja immer gleich für ein ganzes Jahr stillen. Bei jeder Fahrt wieder, versteht sich.

AIDA hat immer mal wieder mit Etageren experimentiert. Hier gibt es gar keine Etageren, sondern man kann am Vortag auf Zetteln ankreuzen, was für Aufschnitt an am nächsten Tag haben möchte. Das haben wir gleich am ersten Tag gemacht und draufgeschrieben, dass wir das für jeden Tag so wollen. Der große Vorteil ist, dass wir am Ende kaum noch etwas auf dem Aufschnittteller überlassen. Das finde ich gut, zum einen ist die Auswahl damit größer, als am Buffet, das es hier als Ergänzung natürlich auch gibt, zum anderen muss viel weniger entsorgt werden.

Nach dem Frühstück muss die Wäsche noch in den Trockner umgeladen werden. Soweit alles gut. Dieser braucht 45 Minuten, als wir nach 45 Minuten hinschauen, benötigt er noch 35 Minuten. Das kann nur bedeuten, dass jemand zwischendurch mal reingeschaut hat. Also warten wir noch einmal 35 Minuten, als wir dann hinkommen ist so viel Andrang, dass schon jemand unsere Wäsche auf das Bügelbrett gelegt hat, um selbst trocknen zu können. Das kann man durchaus machen, wenn jemand die ganze Zeit einen Trockner blockiert, wir kommen aber höchstens ein paar Minuten nach Trocknungsende. Naja, alles trocken, alles ok.

Der Rest des Vormittags ist Schönheitspflege, Reiseberichte schreiben und lesen. Der Balkon lädt heute bei dichten Wolken und 12°C nicht so richtig ein.

Nordmeer 19.08.06 - Fjorde Berge Wasserfälle - Fantastische Natur in Norwegen AIDAbella

Spielen in der Almhütte

Zum Kaffee wollen wir dann wieder in die AIDA Bar, wie an den letzten Seetagen auch ist diese aber bereits komplett überfüllt. Also weichen wir in die Almhütte aus. Den Tipp haben Heike und Jürgen uns einmal gegeben und tatsächlich ist hier das Mittag gerade beendet, Abendbrot ist erst wieder um 18 Uhr. Also Zeit genug zum Spielen, nur das Hintergrundgedudel mit bayerischer und Volksmusik muss man ertragen können.

Nach all den Berichten über verlorene Spiele ist heute der Tag der Eltern: Wir gewinnen tatsächlich mal „DOG“. Und auch „Skip-Bo“ und „Skull King“ greifen wir abwechselnd ab. Ja, es gibt auch gute Spiel-Tage, wovon nun aber nicht jeder überzeugt ist.

Die beiden gelesenen Krimis stelle ich mit einem Gruß nun in die Bibliothek zum Ausgleich für Bücher, die ich mir in der Vergangenheit dort genommen habe. Bei Ankunft war die Bibliothek ja richtig voll, nun stehen keine hundert Bücher mehr da. Ich wette, in ein paar Stunden sind meine beiden auch ausgeliehen.

Und dann haben wir es wieder geschafft und den ganzen Tag nach dem Frühstück nichts mehr gegessen außer einem kleinen Milchkaffee im Café Mare. Ich hatte ja schon einmal berichtet, dass dort jetzt Starbucks Kaffee ausgegeben wird. Der Nachteil davon ist, dass die Kaffeemaschine so langsam ist. Der Barkeeper muss nun immer dazu sagen, dass es seine Zeit dauert, bis der Kaffee fertig ist. Auch heute baut er die Tassen in einer langen Reihe auf, die die Maschine zu füllen hat. Dauert dann aber nur gut 10 Minuten, was daran liegt, dass all die Sitzplätze im Café bereits versorgt sind.
Das ist auch immer beim Frühstück im Buffalo Steak House zu merken: Der Kaffee dauert, weil er hier für das Frühstück gebraut wird. Anders bei uns im Rossini bei dieser Fahrt: Da kommt der Kaffee aus einer Nachbarbar (nein, hier steht nicht Nach-Barbar, sondern Nachbar-Bar) und das geht ruckzuck.

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Tsunami beim Abendbrot

Folglich haben wir nun also Hunger. Und den stillen wir wie die letzten Tage auch, indem wir zum Abendbrot pünktlich zur Öffnung des Markrestaurants für die Familienzeit um 17:30 Uhr erscheinen. Dort kennt man uns nun schon, und der Koch, der hinter der Obsttheke steht, hält nun immer schon die Mango für uns bereit. Sehr sehr lecker!

Das Abendessen in der Familienzeit ist weiter sehr angenehm, weil es so schön frei am Buffet ist. Man darf nur nicht den von mir heute ausprobierten Fehler machen, sich noch um kurz vor 18 Uhr noch etwas am Obststand zu holen, denn in dem Moment öffnet das Restaurant für alle und eine Senioren-Welle schwappt über die Gänge, die einem Tsunami in nichts nachsteht. Da hilft nur seitlich in Sicherheit bringen und beobachten. So lernt man aber gleich noch etwas: Mir war gar nicht klar, wozu so ein Rollator noch gut ist. Mit geschickt eingehängter Einkaufstasche kann man dort völlig unauffällig Teile des Buffets verschwinden lassen. Für schlechte Zeiten. Dafür habe ich aber volles Verständnis, die Dame hat den Weltkrieg noch miterlebt. Den ersten. Das prägt ein Leben lang.

Ja, es menschelt. So auch bei der Show: Die Rockshow „Rock the Concert“ ist wieder richtig Klasse. Ist das Theatrium anfangs leicht gefüllt, ist am Ende der Show kein Platz mehr. Doch, ein älterer Herr findet noch ein ganz schmales Eckchen neben einer jungen Familie, fragt höflich ob er den haben kann, darf er. Und als die Eltern das zwischen ihnen sitzende Kind kurz auf den Schoß nehmen, schiebt und drängt der Herr mit dem Po so lange rüber, bis nicht nur er bequem sitzt, sondern sogar seien Frau noch reichlich Platz findet. Sympathisch.

Andererseits ist es schön, dass die Menschen noch nicht so extrovertiert sind, wie es zu befürchten wäre. Kein einziger Gast hat es bisher geschafft, quer über die Bühne zu gehen, weil auf der andern Seite noch ein Platz sein könnte. Aber immerhin schaffen es einige, direkt am Rand um die Bühne herumzugehen, statt hinter den Sitzplätzen, anders kommt man nämlich nicht ins Fernsehen.

Gibt es noch Beobachtungen?: Eine Künstlerin sollte dringend die Ernährung überdenken, da fehlt Eiweiß. Eine andere muss mal die Schilddrüse angucken lassen. Viel spannender aber jener Sänger, der sich stylt wie Christoph Maria Herbst in seiner Paraderolle in „Der Wixxer“.

Das lässt sich heute nicht mehr toppen, außer mit einer Runde „Die Siedler von Catan“. Falls es der geneigte Leser noch nicht wusste: Dazu gibt es auch einen Roman. Den hat die beste Ehefrau gerade gelesen und das ist vermutlich der Grund, warum sie hochhaus gewinnt. Bleibt als Trost nur noch das Bett.

Morgen sind wir dann in Geiranger.

Nordmeer


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Unsichtbare Adler und ein gewaltiger Strom
Welch eine gewaltige Natur im Geirangerfjord!