Kurzreise ab Kiel mit der AIDAbella, Oslo 31.05.19

Gerade so, dass ich nicht unter Security begraben werde. Dafür machen wir einen wunderschönen Spaziergang, diesmal auf und um die Oper zu einem neuen Viertel, der uns wieder überzeugt: Oslo gehört zu den meistunterschätzten Hauptstädten. Und ich erkläre die neue Almhütte.

Oper Oslo 19.05.31 - Beste Liegeplätze Ostsee-Kurztour AIDAbella

Beste Liegeplätze bei der Ostsee-Kurztour
AIDAbella 2019

Ich betrete nichts Böses ahnend das Schiff und will die Bordkarte vorzeigen. Der Mitarbeiter am Eingang guckt kurz auf, gibt ein Zeichen, dann stürzen sich von allen Seiten Security-Mitarbeiter auf mich und begraben mich in einem Rugby-ähnlichen Turm.

SALT Oslo 19.05.31 - Beste Liegeplätze Ostsee-Kurztour AIDAbella

So ähnlich sieht mein Alptraum aus nach Verlassen des Schiffs in Oslo. Dank der Rezeption. Aber um jetzt nicht künstliche Spannung zu erzeugen: So kommt es dann doch nicht, ich komme mal wieder völlig unschuldig mit dem Hass der Mitreisenden davon, die nicht an Bord können, weil sich hinter mir alles staut. Doch der Reihe nach, erstmal steigen wir ja aus.

Mitten in Oslo gegenüber der Oper

Bei unserem letzten Besuch und Spaziergang über die Karl Johans gate bis zum Schloss waren wir ja schon von Oslo beeindruckt. Und heute erst recht: Wir wachen auf mit Blick auf die Oper, die jetzt in der Morgensonne grauweiß leuchtet. Daneben ein paar Wohngebäude, die entfernt an die Entwicklung in der Hafencity Hamburg erinnern und doch so viel schöner gelegen sind zwischen Fjord und grünem Berg. Die Sonne glitzert im Wasser, so kann der Morgen beginnen.

Und so bleibt der Tag auch. Nach einem urgemütlichen Frühstück, deutlich ruhiger als gestern, weil viele schon an Land sind, schaue ich mir erst die Umgebung vom Deck aus an und dann machen wir uns bei herrlichstem Sonnenschein frühzeitig auf zu einem der schönsten Spaziergänge in einer Hauptstadt.

Früh müssen wir auch sein, denn leider ist schon um 14 Uhr Ablegen. Deshalb zunächst der Rundgang über Deck: Nach vorne der Blick in den Fjord hinein, zur Seite die Festung Akershus, vor der wir das letzte Mal lagen und nun die Regal Princess liegt. In der Ferne das Rathaus, nach hinten der Bahnhof, daneben die Oper und das schon beschriebene neue Wohngebiet. Hinter allem Berge, unter anderem mit der berühmten Skischanze Holmenkollen.

Oper Oslo 19.05.31 - Beste Liegeplätze Ostsee-Kurztour AIDAbella

Um 11 Uhr machen wir uns auf den Weg. Beim Herausgehen stutzt der Mitarbeiter, weil beim Auslesen der Bordkarte kein Bild angezeigt wird. Dabei war ich ja nun gestern extra bei der Rezeption, um ein neues Bild aufzunehmen. Das wurde auch genommen, aber offensichtlich nicht abgespeichert, so dass nur eine schwarze Fläche auftaucht. Nach kurzer Überlegung darf ich das Schiff trotzdem verlassen, ich soll das dann bei Rückkehr klären. Gute Idee und Grund für meinen eingangs beschriebenen Alptraum.

Besteigen der Oper

Direkt vor dem Schiff hat eine Künstlerin ein Holzgerüst errichtet, das wie der Kiel eines auf dem Kopf stehenden Schiffsgerippes aussieht, und dazwischen Shirts gehängt. Wenn ich das richtig verstehe soll das darstellen, dass wir alle Fische sind oder so, moderne Kunst war noch nie meine Stärke. Daneben eine orangene Säule, die wir auch in der Entfernung wiedersehen, das sind Infopunkte entlang eines Rundwegs. Hier gehen wir ein Stück am Wasser entlang, am Ende biegen wir ab Richtung Oper. Diese erreichen wir über eine kleine Brücke. Dazwischen werden gerade Stufen bis ans Wasser gebaut, wieder eine Parallele zur Hamburger Hafencity.

Die berühmte Oper haben wir schon ein paar Mal aus der Ferne, aber noch nie so nahe gesehen. Das Besondere ist hier ja, dass man auf das bis zum Boden reichende Dach gehen kann. Über eine Rampe geht es hier nach oben und verzweigt sich dann noch weiter. Dabei ist es oben nicht eben, sondern wellenförmig und geht nach vorne noch weiter nach oben. Der Boden besteht aus geriffelten Marmorplatten. So lassen sich diese gut begehen, bei Regen stelle ich mir vor, kann es sehr glatt sein und dann wird die Rampe zur Abschussbahn. Zwischen allen Platten sind aber Ritzen, an denen das Wasser abfließen kann. Für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen ist das gar nichts: Zum einen ist die Rampe zu steil, zum anderen ist sie durchzogen von hohen oder sehr flachen Stufen, die bei dem strahlenden Weiß leicht zu übersehen sind. Allerdings gibt es seitlich einen Streifen ohne Hindernisse.

Oper Oslo 19.05.31 - Beste Liegeplätze Ostsee-Kurztour AIDAbella

Abgesetzt vom strahlenden Marmorweiß sind die Wände hellgrau mit Noppendekor. So auch der riesige Würfel in der Mitte, der nicht weiter bestiegen werden kann, sehr zum Leidwesen unserer Jüngsten, die gerne noch weiter aufgestiegen wäre.

Von hier haben wir einen schönen Blick über diesen Teil des Hafens und zu unserem Schiff. Und das genießen wir eine ganze Weile.

Spaziergang durch Sørenga

Von hier geht es an der Hafenpromenade des neuen Teils weiter. Am Anfang ist diese noch im Bau, aber trotzdem gut begehbar, dann kommen wir über eine schwimmende Brücke in den vorher schon beschriebenen Teil neuer, unbezahlbarer Wohngebäude. Im Erdgeschoss schöne Restaurants, die gerade für den Ansturm vorbereitet werden, indem draußen auf den Stühlen Felle und Decken im Kuhdekor verteilt werden. Entlang der Häuser ist eine Steinpromenade, an die sich Holzstege in mehreren Ebenen bis zum Wasser anschließen. Zwischen den Häusern fließt das Wasser, so dass wir über mehrere Brücken gehen. An der Spitze Sørenga sjøbad ebenfalls eine große Stegkonstruktion, die zum Baden einlädt und in die sogar ein geschützter Bereich mit Sandstrand eingearbeitet wurde.

Das ist toll, ruhig, und bei der Sonne und 16°C herrlich. Hier kann man es aushalten und unsere Freundin beschließt sofort, mit dem Lottospielen zu beginnen, vielleicht können wir dann ja in einer dieser Wohnungen unseren Altersruhesitz teilen.

Ist das schön hier! So sage ich dasselbe wie beim letzten Mal: Wahrscheinlich ist Oslo eine der am meisten unterschätzten Hauptstädte für Kreuzfahrer.

Sørenga Sjøbad Oslo 19.05.31 - Beste Liegeplätze Ostsee-Kurztour AIDAbella

So gerne würden wir uns hier noch hinsetzen. Aber ich fürchte, das Schiff wartet nicht auf uns und mit dem Altersruhesitz ist es noch nicht so weit, also müssen wir zurück. Insgesamt ist der direkte Weg von der äußersten Spitze hier bis zum Schiff gerade mal eine gute halbe Stunde, wenn man nicht trödelt.

Ohne Bild an Bord

Und dann kommt die Szene mit dem fehlenden Bild. Meine Karte wird eingelesen und wieder taucht das schwarze Nichts auf. Der Mitarbeiter guckt kurz auf, bevor dann aber der Rugby-Ansturm kommt, fragt er doch nur nach meinem Personalausweis und nachdem ich den zufällig dabei habe, vergleicht er dessen Daten ausgiebig mit dem PC, wodurch sich zwar die eingangs schon beschriebene Schlange bildet, ich dann aber an Bord darf mit der Auflage, zur Rezeption zu gehen.

Was ich auch sofort tue. Dort treffe ich auf die gleiche Mitarbeiterin wie gestern, sie macht noch einmal ein Foto von uns und sagt genau das, was ich hören will: „Ich verstehe das gar nicht, ich habe jetzt genau das gleiche gemacht gestern“. Sehr beruhigend, wenn ich an morgen denke.

Zum Trost gibt es einen Milchkaffee im Café Mare. Und dann verziehen wir uns auf den Balkon, um heute das Auslaufen und ein bisschen vom Fjord zu sehen. Die Kabine ist erstaunlicher Weise noch nicht gemacht, obwohl die Stewards die Wagen gerade bei unserem Abgang gebracht und direkt vor unsere Tür gestellt haben. Also gehen wir auf den Balkon und lassen die Mitarbeiterin die Kabine machen, während wir draußen sind. Das klappt auch einwandfrei.

Mit 20 Minuten Verspätung geht es dann los, vor uns legt noch die Regal Princess ab mit einer Hornmelodie, die wir schon in Tallinn gehört haben.

Der Blick auf das Fjordufer ist wieder wunderschön: Inseln und Festland sind grün. Manchmal flach, manchmal sehr steil. Am Ufer oft Häuser, manche ganz vereinzelt, dann wieder in mehreren Reihen übereinander. Gerade wenn das Ufer dann steiler ist, fragen wir uns, wie man von oben zu den untern Häusern kommt. Schön, wie jetzt die Sonne darauf scheint.

Zeitweise schlängelt sich die AIDAbella durch sehr enge Bereiche zwischen den Inseln, dann öffnet sich der Trichter immer mehr, das Ufer ist immer weiter weg, bis wir dann abends auf dem offenen Meer sind.

Oslofjord 19.05.31 - Beste Liegeplätze Ostsee-Kurztour AIDAbella

Gegen 16 Uhr treffen wir uns in der AIDA Bar für eine Runde „DOG“. Es kann keiner mehr hören, aber ich kann nicht oft genug wiederholen, wie unser Jüngster und ich zunächst Runde um Runde aussetzen müssen und dann doch glorreich siegen. Zur Sicherheit habe ich dies sensationelle Ereignis hier für die Ewigkeit dokumentiert.

Parallel dazu läuft direkt neben uns der Tanzkurs. Die Tänzer sind mit Leidenschaft dabei, der Tanzlehrer hat eher eine Beobachterposition.

Essen in der neuen Almhütte

Abendbrot ist für uns heute in der Almhütte. Hier schulde ich dem erfahrenen Leser eine Erklärung, denn in keinem meiner vergangenen Berichte habe ich je so etwas erwähnt. Das höchste war bisher das Brauhaus auf den größeren Schiffen. Das liegt nicht an einem Versäumnis meinerseits, sondern daran, dass die AIDAbella beim letzten Werftaufenthalt einiges an Umbauten erfahren hat. Einige Änderungen habe ich ja gestern schon berichtet.

In der Weft wurde auch das Weite Welt Restaurant verkleinert. Hatte es bisher 2 Teile, beidseits des hinteren Treppenhauses, ist der hintere Teil am Heck mit Außenbereich unverändert, der gesamte vordere Teil des Restaurants wurde nun aber in die Almhütte umgebaut. Unerfahrene Mein-Schiff-Fahrer haben nun gleich wieder geunkt, dass damit AIDA mit noch mehr bayrischer Volksmusik in pseudobayerischen Festen ein bestimmtes Klientel erreichen will, ganz so ist es dann aber nicht. Denn die üblichen Feste sind weiter in der AIDA Bar, etwa heute Abend „Alpenglühn“, die fester Bestandteil jeder Fahrt sind, ohne dass uns das anspricht.

Almhütte Oslo 19.05.31 - Beste Liegeplätze Ostsee-Kurztour AIDAbella

Die Almhütte ist tatsächlich eher ein Biergarten mit Bänken und Tischen. Anders als im Brauhaus anderer Schiffe aber nicht überwiegend in langen Reihen, sondern an Tischen, zumeist 6er-Tische. Die sehen nicht nur gut aus, sondern sind auch sehr bequem.

Mehrere LED-Fernseher sind hier verteilt, z. B. für Fußballübertragungen. Es gibt auch eine kleine Bühne.

Das Konzept ist dann wieder ähnlich dem Brauhaus: Essen ist umsonst, Getränke kostenpflichtig. Es wird bedient, lediglich Suppe, Salate und Dessert können am Buffet geholt werden. In der festen Karte sind z. B. Grillhähnchen mittags und Ente, Schweinshaxe, Burger und Spätzle abends vorgesehen. Dazu gibt es Tagesgerichte, heute Currywurst. Anders als im Brauhaus können aber Wasser und Säfte kostenfrei gezapft werden.

Das Team ist hier gut eingespielt, das Essen kommt schnell und ist lecker. Lediglich meine halbe Ente ist vor Schlachtung wochenlang auf Diät gesetzt worden. Das ist aber nicht schlimm, denn ich kann so oft bestellen, wie ich möchte ohne gezwungen zu sein, weitere Getränke zu erwerben.

Ja, es gibt auch Volksmusik im Hintergrund, aber alles in allem ist es sehr hell, freundlich, gemütlich hier. Dieser Umbau ist gelungen.

Dabei fällt Jürgen aber auf, dass es zwar nun überall auf den AIDA-Schiffen Brauhaus und Almhütte gibt, aber maritime Restaurants fehlen völlig. Bis auf die neue AIDAnova, das werden wir mal im Juli testen.

Als Goodie unserer Clubstufe haben wir noch ein paar Jetons für Roulette, Die müssen ja nicht verkommen. Bei Einsatz der 40,- geschenkten Euro verliere ich Jeton um Jeton, während die beste Freundin von allen glatt 30,- € gewinnt. Und in kleine Geschenke für die Kinder umsetzt. Das ist lieb!

Die Show „Musical Dreams“ muss wegen der Erkältung einer Sängerin leider ausfallen, stattdessen gibt es eine Tanzshow, wir aber haben uns noch ein paar Runden „Skull King“ verdient, nicht ohne Drama durch knapp verlierende Kinder.

Die nächste Etappe sind 535 Kilometer bis nach Kopenhagen.

Oslo

Der Lohn des Schreibens ist das Lesen. Das Kommentieren. Besonders das Teilen auf Blogs und Netzwerken!
Bisher keine Bewertungen
Das Risiko der Essensschlacht als Kriegsdienstverweigerer
Zu Fuß zu Kleiner Meerjungfrau, Schloss und Brunnen