Metropolen ab Hamburg 1 mit der AIDAprima, Nordsee 03.07.16

Nach und nach schaffen wir es, uns zu orientieren. Das exklusive Frühstück ist weniger exklusiv als bisher, die exklusive Lounge bleibt uns zunächst verschlossen. Der Balkon ist viel größer, aber das Meer weiter weg. Ganz neu ist eine Plaza. Und endlich kläre ich, warum das Restaurant mein Lieblingsplatz ist: Es ist nicht das Essen, es sind die Mitmenschen.

Plaza Deck 6-7 16.07 - Das neue Schiff entdecken auf der Metropolenroute AIDAprima

Nun haben wir uns schon auf unser exklusives Frühstück für unsere Clubstufe gefreut. Mit zahllosen Fahrten „erarbeitet“ mag der geneigte Leser uns das gönnen. Dieses findet nun im French Kiss statt, eines der neuen Bedien-Restaurants, in dem das Essen inklusive, die Getränke aber extra zu zahlen sind.

Nordsee 16.07.03 - Das neue Schiff entdecken auf der Metropolenroute AIDAprima

Wir wundern uns, dass es so voll ist, so viele Clubstufe-Gold-Fahrer und Suiten unterwegs? Eine Nachfrage ergibt, dass bei den ersten Fahrten zwar bis zu 800 Gold-Fahrer an Bord waren, auf dieser Tour sind es nur 46. So ist es dann, dass ein kleiner Bereich des Restaurants für die exklusive Kundschaft reserviert ist, der Rest ist öffentlich (mit Zuzahlung) zugänglich. Viele machen hier den Fehler, sich irgendwo hinzusetzen, korrekt ist, sich am äußersten Ende des Restaurants an einem Stehtisch mit Notebook bei der Restaurantleiterin zu melden. Das ist deshalb unauffällig, weil das Restaurant deutlich breiter als tief ist und mit der gesamten Breite zum Hauptgang des Deck 7 geöffnet ist.

Der Charakter hier ist so wie in vielen anderen Restaurants an Bord auch: Es entsteht das Gefühl, in der City einer großen Metropole in einem der vielen kleinen Restaurants zu sitzen und die vorbeigehenden Menschen zu beobachten. Unterstützt wird dieses Gefühl dadurch, dass sich hier Restaurant an Restaurant reiht. So haben wir das in vielen Städten, zuletzt in Amsterdam gesehen. Wenn dieser Eindruck entstehen sollte, dann hat AIDA das gut gelöst. Das Ende des einen und der Anfang des anderen Restaurants sind dann auch gut an den völlig unterschiedlichen Stilen zu erkennen, einschließlich des wechselnden Bodenbelags.
Die Aussicht ist aber begrenzt: Zur Rückseite des Restaurants ist keine Aussicht möglich, nach vorne sehen wir auf die flanierenden Menschenmassen und dahinter aus dem Fenster auf die Rettungsboote.

Der Stil des French Kiss ist schwarzrot, „samt“bezogene Sessel und Stühle sind recht gemütlich. Dazwischen mehrere Tresen mit Auslagen wie Tartes oder Croissants. Selbstbedienung ist keine, für jedes Stückchen Butter muss die Kellnerin gebeten werden, sowas haben wir auf den anderen Schiffen schnell selbst in die Hand genommen, so bodenständig waren wir sonst immer noch. Das geht nun nicht, was durchaus seine angenehmen Seiten hat, besonders weil der sehr bequeme Sessel dann auch so schwer ist, dass man nicht alle naselang aufspringen kann.

Plaza Tapas und Bar Deck 6 16.07 - Das neue Schiff entdecken auf der Metropolenroute AIDAprima

Die erste irritierende Situation rufen wir hervor, als einer von uns (ich verrate wie immer aus Datenschutzgründen nicht wer) wie gewohnt das Minutensteak zum Frühstück bestellen will. Die offensichtlich neue Kellnerin guckt uns nur fragend an und greift dann zur Menükarte. Tatsächlich gibt es noch alle Arten von Eierspeisen, aber nichts Kurzgebratenes mehr. O je, klarer Punktabzug. Und auch beim Orangensaft ist das Attribut „frisch gepresst“ auf der Karte verschwunden, was sich geschmacklich bestätigen lässt. Mein Lachs ist aber noch da und findet sich auf der gereichten Etagere, nur Meerrettich ist nicht zu bekommen, es gibt nur Senf-Dill-Sauce. Also klares Frühstücksfazit: Die Qualität ist insgesamt sehr gut, aber ein paar Punkte sind auf den anderen Schiffen einfach besser.

Von der Anstrengung des Frühstücks erholen wir uns dann auf dem Balkon. Da wir nach Südosten fahren und unser Balkon auf der Backbordseite liegt, haben wir die Mittagssonne genau vor uns. Tatsächlich scheint sie warm und freundlich, 18°C, das Meer ist gewohnt blau und ruhig. Das ist das gewohnte Kreuzfahrtfeeling.

Und doch sind auch hier deutliche Unterschiede, die jeder wissen sollte, der sich zwischen den verschiedenen Schiffen entscheiden muss:
Die Balkonkabinen sind insgesamt etwas größer, besonders betrifft das den Balkon. Kann man auf den anderen Schiffen gerade so zu zweit mit Liegestuhl sitzen, ist hier genug Platz zum Liegen. Theoretisch würden hier außer den 2 vorhandenen noch 2 weitere Liegen Platz finden. Das ist großzügig. Anders als auf den größeren Balkons auf Deck 6 der anderen Schiffe, ist der Balkon voll überdacht, so dass keine Kaugummis von höheren Balkons auf uns niederregnen (alles schon gehabt…). Aber:
Das Meer ist deutlich weiter weg. Nicht nur weil wir höher sind auf Deck 11, sondern weil die ganzen Decks oberhalb von Deck 8 weiter zurückgesetzt sind. Der Balkon wirkt insgesamt kastiger, fast wie mit Scheuklappen. Das liegt sicher an der größeren Tiefe, aber auch daran, dass die äußeren Seitenwände nicht abgeschrägt sind wie in vielen Kabinen der anderen Schiffe, sondern gerade. Alle 3 Kabinen engt zudem ein senkrechter Metallträger die Seitensicht etwas ein. Speziell bei uns, die wir fast hinten sind, ist die Sicht nach hinten gar nicht möglich, weil dort der Panorama-Fahrstuhl außen angebaut ist.
Weiter weg vom Meer bedeutet aber auch, dass unter uns sehr viel mehr Leben ist. Auf Deck 8 geht ja das Lanai-Deck im gesamten hinteren Bereich an der Seite entlang (ganz hinten über Treppen auf Deck 7 abgesenkt. Im vorderen Bereich ist hier das Freideck des Spa-Bereichs). Das bedeutet zum einen, dass das Meer nicht senkrecht nach unten an der Bordwand zu beobachten ist, zum anderen, dann unter uns viele Gespräche, hier hinten im Restaurantbereich auch viel Geschirrgeklapper zu hören ist. Vom Charakter her würde ich sagen: Geräuschkulisse eines großen Mehrfamilienhauses mit reicher Balkonbenutzung, in dem im Erdgeschoss Restaurants untergebracht sind. Das ist auch ein Punkt, den wir an den anderen Schiffen mehr lieben, dort ist meist nur Wind und Wellengang zu hören. Auch hier gilt: Das beste Schiff für die eigene Reise hängt davon ab, was man selbst von der Reise erwartet.

Diskothek D6 Deck 6 16.07 - Das neue Schiff entdecken auf der Metropolenroute AIDAprima

Zum Kaffeetrinken schlendern wir erst einmal über das Schiff, um es etwas besser kennen zu lernen. So langsam fällt uns die Orientierung leichter. Das Theatrium in der Mitte reicht von Deck 6 bis 8. Weiter nach vorne hin geht es auf Deck 8 in den Spa-Bereich. Über Deck 6 und 7 erstreckt sich ein völlig neuer Bereich: AIDA Plaza, eine Shopping- und Imbiss-Mall mit zentraler Freitreppe. Hier kommen wir gerade auf eine kleine Show-Einlage mit zwei Sängern mit Gitarre zu. Der schon bekannte AIDA Shop ist hier aufgeteilt in Shop, Juwelier, Parfümerie, Sportswear, daneben Friseur, Nail-Studio. Dazwischen eine Tapas-Bar, die scharfe Ecke mit frischer Currywurst, einer Eisbar, an der Magnum-Eis nach Wunsch zubereitet wird. Im Gegensatz zur Currywurst kostenpflichtig. Von der Plaza aus geht es nach vorne in den Fitnessbereich.

Auf Deck 8 gibt es neben dem Theatrium eine kleine AIDA Lounge. Zutritt haben nur Suiten-Gäste und Gold-Kunden. Dafür haben wir Zugangskarten bekommen – die aber nicht funktionieren. So müssen wir das Erkunden hier verschieben. An der Rezeption auf Deck 4 lassen wir die Karten neu programmieren, mal sehen, ob die nächstes Mal funktionieren.

Ebenfalls von der Plaza aus geht es auf Deck 6 backbord in die D6-Disko, die wir jetzt nicht besichtigen, da dort gerade Tanz-Kurse gegeben werden und steuerbord in den Nachtclub Nightfly, der erst Abends und ab 18 geöffnet ist. Im hinteren Bereich können wir hindurchgehen zur Champagner-Bar Spray Bar, die ganz in Weiß gehalten ist und über 2 Decks geht. Das weiß ist mir zu kalt und ist auch sehr empfindlich, auf dem Boden sieht man schon schwarze Streifen. Über eine Wendeltreppe gelangen wir in den oberen Bereich, von hier können wir nach draußen gehen und gelangen an den Bug, ein kleiner Bereich, der Titanic-Feeling verleiht: Hier können wir direkt ganz vorne stehen und senkrecht nach unten ins Wasser schauen. Der ganze Bereich ist überdacht und sehr windig.

Spray Bar Deck 6 16.07 - Das neue Schiff entdecken auf der Metropolenroute AIDAprima

Da unser altes Café Mare völlig überfüllt ist, gönnen wir uns in der Sunset Bar am Theatrium einen Latte macchiato Caramel.
Insgesamt staunen wir aber, wie sich das Ganze verläuft. Die Nachricht, dass rund 3500 Gäste und 900 Besatzungsmitglieder an Bord sind, haben wir zunächst mit Besorgnis zur Kenntnis genommen. An neuralgischen Punkten staut es sich dann auch: Jetzt im Café, an den Buffets, vor den Fahrstühlen. Nebenbei: Deshalb benutze diesmal nicht nur ich überwiegend die Treppe, eine Herausforderung, wenn man mal eben von Deck 3 auf Deck 11 zur Kabine gehen möchte…
Trotzdem ist es überhaupt nicht so, dass sich nun Menschenmassen durch die Gänge schieben würden. Egal wohin wir heute gehen, um das Schiff kennen zu lernen: Überall sind zwar Menschen, aber eher locker verteilt. Das wiederum hatte ich nicht erwartet.

Die Fahrstühle im hinteren Treppenhaus haben noch die Besonderheit, dass der Boden dort leuchtet, wo die Füße aufkommen. Nicht nur Kinder haben hier ihren Spaß. An der Schalttafel des Fahrstuhls sehen wir eine neue Taste „GW“. Wir rätseln darüber noch, aber ein zwölfjähriger Junge erklärt uns, dass die Taste Gangway bedeuten würde und immer so programmiert wird, dass man auf dem Deck aussteigt, an dem jeweils die Gangway liegt.

Die Orientierung ist wirklich nicht leicht, da vieles recht verwinkelt ist und manche Zugänge hinter einer Wand sind. Überall hängen aber tatsächlich riesige Displays mit Touchscreen, die nicht nur den aktuellen Standpunkt, sondern auch jeden beliebigen gesuchten Ort perfekt anzeigen. Anhand dieser Karten fällt es dann doch leicht. So stehen tatsächlich ständig vor den Displays Leute, um sich zu orientieren.
Dabei sollen auch beweglich Roboter helfen, die ansprechbar sein sollen. Bisher haben wir erst einen solchen entdeckt, der gerade dabei war, mit einem kleinen Mädchen zu tanzen. Wir halten mal weiter danach Ausschau und ich werde über die Funktionalität berichten.

Sportbereich Deck 7 16.07 - Das neue Schiff entdecken auf der Metropolenroute AIDAprima

Heute Abend haben wir das Marktrestaurant ausgesucht. Wir finden direkt zur Öffnungszeit problemlos einen runden 10er-Tisch. Die Restaurants sind auch größer als auf den bisherigen Schiffen. Dadurch bilden sich dann aber auch deutlich längere Schlangen am Buffet, so dass es am meisten Sinn macht, antizyklisch zu essen: Erst einmal Salat oder Obst oder Nachtisch, wenn alle anderen dann beim Nachtisch angelangt sind, sind die Buffets komplett frei und das Anstehen entfällt.
Ca. 45 Minuten nach Öffnung, während wieder viele Gäste auf der sinnlosen Suche nach freien Tischen sind, wird ein Ehepaar an unseren Tisch geführt und wir erleben ein spannendes Schauspiel: Hochaufgebracht beschimpft vor allem sie den stellvertretenden Restaurantleiter, wie unfähig er sei und dass sie sofort den Chef sprechen will. Wir hören das Problem heraus, dass sie reserviert haben, aber nun keinen Tisch bekommen, sondern uns zugesetzt werden sollen. Ich verstehe wohl, dass das Problem nicht so sehr unsere Gesellschaft ist (das nehme ich nun zumindest gnädig für sie an), sondern dass nun ihre Reservierung nicht vorhanden ist. Nun ist es aber so, dass es völlig unmöglich ist, dass dies Paar zu dieser Zeit reserviert haben könnte. Das Restaurant schließt in Kürze, um einer zweiten Essenszeit Platz zu machen. Das bedeutet: Entweder ist dies Pärchen zu spät (Reservierungen verfallen nach 15 Minuten, das kann auch an Aushängen nachgelesen werden) oder sie haben in einem anderen Restaurant reserviert. In jedem Fall ist es unverschämt, den asiatischen Kellner derart unflätig anzugehen. Der weitere Verlauf ist dann der, dass sie sich ein Wasser eingießen, damit die Plätze neben uns belegen und auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Als dann der Restaurantleiter ankommt, um sich die Beschweren nun noch einmal anzuhören, sind sie dann auch nicht mehr da. Falls der geneigte Leser in irgendeiner meiner vergangenen Berichte den Eindruck gewonnen haben sollte, dass ich gerne viel Zeit im Restaurant verbringe: Nicht das Essen ist der Grund. Natürlich nicht. Lediglich die menschlichen Schicksale, die hier zu beobachten sind und die man sich so gar nicht ausdenken könnte. Wenn ich jetzt einmal so zurückblicke, was ich verteilt über die verschiedenen Berichte schon an (un-)menschlichen Reaktionen beschrieben habe, kann ich nur bestätigen: Wenn man eine Reise tut, kann man was erleben…

Der Abend gehört der Beatles-Show „Come together“ mit einem lecker Cocktail in der Hand. Trotz Überfüllung finden wir ein schönes Plätzchen direkt an den Fenstern und genießen die wieder sehr gut präsentierte Show. Je öfter ich das sehe, beeindruckt mich „All the lonely people“ immer mehr.

Morgen sind wir dann in Southampton.

Nordsee

Von der Plaza zum Bug

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Wir sind schlicht erschlagen. Aber es findet sich alles, manches spät.
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